Beim Naturschutzbund Salzburg gibt es einen bedeutenden Wechsel an der Spitze. Nach 42 Jahren übergibt der langjährige Geschäftsführer Hannes Augustin seine Aufgaben an die Biologin Ingrid Eichberger. Diese personelle Erneuerung fällt in eine Zeit, in der die Organisation ihre wichtige Rolle im Umwelt- und Naturschutz durch die Bestätigung ihrer Verfahrensrechte weiter festigt.
Die Jahreshauptversammlung brachte nicht nur neue Gesichter in der Führung, sondern auch klare politische Forderungen an die Salzburger Landesregierung zur Sicherung von landwirtschaftlichen Flächen und zur Planung des Rohstoffabbaus.
Das Wichtigste in Kürze
- Führungswechsel: Die Biologin Ingrid Eichberger wird ab November neue Geschäftsführerin des Naturschutzbundes Salzburg.
- Eine Ära endet: Hannes Augustin tritt nach 42 Jahren in den Ruhestand, bleibt dem Verein aber als Berater erhalten.
- Bestätigte Verfahrensrechte: Die Organisation kann weiterhin an Umweltverfahren teilnehmen, was nach der Schwächung der Umweltanwaltschaft als besonders wichtig erachtet wird.
- Politische Forderungen: Der Naturschutzbund fordert von der Landesregierung verbindliche Pläne zum Schutz landwirtschaftlicher Böden und zur Steuerung des Kiesabbaus.
Ein Generationswechsel nach vier Jahrzehnten
Eine bemerkenswerte Ära beim Naturschutzbund Salzburg geht zu Ende. Hannes Augustin, der die Organisation 42 Jahre lang als Geschäftsführer leitete und prägte, verabschiedet sich Ende Oktober in den wohlverdienten Ruhestand. Seine Amtszeit war von unzähligen Initiativen und Verfahren zum Schutz der Salzburger Naturlandschaft geprägt.
Sein umfangreiches Wissen und seine Erfahrung gehen dem Verein jedoch nicht verloren. Augustin wird dem Naturschutzbund weiterhin als einer von rund 30 ehrenamtlichen Experten im Fachbeirat zur Seite stehen. Diese Kontinuität sichert den reibungslosen Übergang und den Erhalt wertvoller Expertise.
Die neue Geschäftsführerin stellt sich vor
Ab November übernimmt die Biologin Ingrid Eichberger die Geschäftsführung. Mit ihrer fachlichen Qualifikation bringt sie neue Perspektiven und wissenschaftliche Fundierung in die Leitung der Organisation ein. Ihre Aufgabe wird es sein, den erfolgreichen Weg des Naturschutzbundes fortzusetzen und sich den aktuellen Herausforderungen im Umwelt- und Klimaschutz zu stellen.
Der Vorstand im Überblick
Neben dem Wechsel in der Geschäftsführung wurde auch der Vorstand für die kommende Funktionsperiode bestätigt. Das Team setzt auf eine ausgewogene Mischung aus Erfahrung und Expertise:
- Vorsitzender: Winfrid Herbst (bleibt im Amt)
- Stv. Vorsitzender: Johann Neumayer
- Schriftführerin: Christa Wieland
- Stv. Schriftführerin: Karin Widerin
- Kassierin: Ingrid Hagenstein
- Stv. Kassier: Gernot Bergthaler
Mit drei Frauen und drei Männern im Vorstand wird bewusst auf ein ausgeglichenes Geschlechterverhältnis geachtet.
Rechtliche Stellung als Umweltorganisation gestärkt
Ein zentraler Punkt für die Arbeit des Naturschutzbundes ist seine rechtliche Handlungsfähigkeit. Kürzlich erhielt die Organisation vom zuständigen Bundesministerium erneut die offizielle Anerkennung als Umweltorganisation. Dieser Überprüfungsbescheid ist weit mehr als eine Formalität.
Er bestätigt, dass der Naturschutzbund Salzburg die rechtlichen Voraussetzungen erfüllt, um sich an Naturschutzverfahren und Umweltverträglichkeitsprüfungen (UVP-Verfahren) zu beteiligen. Damit kann die Organisation als „Stimme der Natur“ in wichtigen Planungs- und Genehmigungsprozessen auftreten und die Einhaltung von Umweltstandards einfordern.
Warum die Verfahrensrechte so wichtig sind
Die Bedeutung dieser Anerkennung wird vor dem Hintergrund einer kürzlichen Gesetzesänderung im Land Salzburg besonders deutlich. Der Salzburger Umweltanwaltschaft wurden Berufungsrechte in Naturschutzverfahren entzogen. Kritiker sehen darin eine Schwächung des institutionellen Naturschutzes. Der Naturschutzbund betont daher:
„Nachdem das Land Salzburg der Salzburger Umweltanwaltschaft Berufungsrechte in Naturschutzverfahren entzogen hat, erscheint es umso wichtiger, dass der Naturschutzbund – zumindest dann, wenn Europaschutzgebiete oder europarechtlich geschützte Arten betroffen sind – weiterhin Verfahrensrechte bis hinauf zu den Höchstgerichten wahrnehmen kann.“
Diese Fähigkeit, bis zur letzten Instanz für den Schutz der Natur zu kämpfen, macht anerkannte NGOs wie den Naturschutzbund zu einem entscheidenden Korrektiv bei umstrittenen Projekten.
Klare Forderungen an die Salzburger Landesregierung
Auf der Jahreshauptversammlung nutzte der Verein die Gelegenheit, um mit einer einstimmig beschlossenen Resolution deutliche politische Forderungen zu formulieren. Die Mitglieder des Naturschutzbundes appellieren an die Salzburger Landesregierung und die Abgeordneten des Landtags, endlich wirksame Planungsinstrumente zu schaffen, um zwei drängende Probleme zu lösen.
Die Resolution umfasst zwei Kernpunkte:
- Ausweisung von landwirtschaftlichen Vorrangflächen: Ziel ist es, wertvolle Acker- und Grünlandböden vor der fortschreitenden Verbauung zu schützen. Durch eine verbindliche Flächenwidmung soll die Ernährungssicherheit gestärkt und der Bodenverbrauch eingedämmt werden.
- Erarbeitung eines „Kiesleitplans“: Gefordert wird ein sogenannter Rohstoffsicherungsplan, der den Abbau von Kies und anderen Rohstoffen strategisch und umweltverträglich steuert. Unkontrollierter Abbau gefährdet wertvolle Landschaften und Ökosysteme.
Diese Forderungen spiegeln die Sorge wider, dass ohne vorausschauende Planung wichtige natürliche Ressourcen unwiederbringlich verloren gehen. Der Naturschutzbund positioniert sich damit nicht nur als Mahner, sondern auch als konstruktiver Akteur, der konkrete Lösungen für eine nachhaltige Entwicklung des Landes einfordert.
Mit der neuen Führung unter Ingrid Eichberger und der gestärkten rechtlichen Position ist der Naturschutzbund Salzburg für die kommenden Herausforderungen gut aufgestellt. Der Fokus liegt weiterhin darauf, dem Schutz von Natur und Umwelt in politischen und rechtlichen Verfahren eine starke Stimme zu geben.





