Ein ungewöhnlicher Diebstahl beschäftigt die Botanik-Welt: Im Botanischen Garten Rombergpark in Dortmund wurde eine 30 Kilogramm schwere Knolle der seltenen Titanenwurz gestohlen. Die Pflanze ist für ihren intensiven Aasgeruch bekannt. In Salzburg weckt der Vorfall Erinnerungen an das Jahr 2019, als ein Exemplar im Botanischen Garten der Universität für Aufsehen sorgte. Der damalige Experte, Pflanzenökologe Stefan Dötterl, reagiert mit Humor auf die Spekulationen.
Das Wichtigste in Kürze
- In Dortmund wurde eine 30 Kilogramm schwere Knolle der Titanenwurz gestohlen.
- Die Pflanze ist extrem selten und für ihren Geruch nach verwesendem Fleisch bekannt.
- Salzburg erlebte 2019 selbst ein Blühereignis, das von Experte Stefan Dötterl betreut wurde.
- Dötterl schließt eine Beteiligung am Diebstahl humorvoll aus, betont aber die Faszination der Pflanze.
Ein diebstahl mit gewicht
Der Botanische Garten Rombergpark in Dortmund meldete einen schweren Verlust. Unbekannte Täter entwendeten die Knolle einer Titanenwurz (Amorphophallus titanum), die ein beeindruckendes Gewicht von 30 Kilogramm auf die Waage brachte. Der Diebstahl einer solch großen und wertvollen Pflanze wirft zahlreiche Fragen auf und stellt die Verantwortlichen vor ein Rätsel.
Die Logistik eines solchen Diebstahls ist beachtlich. Eine 30-Kilo-Knolle ist nicht nur schwer, sondern auch unhandlich und empfindlich. Die Täter müssen über Insiderwissen verfügt und den Abtransport genau geplant haben. Der materielle und ideelle Wert der Pflanze ist enorm, was die Tat umso gravierender macht.
Hintergrund: Die Titanenwurz
Die Titanenwurz stammt ursprünglich aus den Regenwäldern von Sumatra in Indonesien und gilt als stark gefährdet. Sie ist berühmt für den größten unverzweigten Blütenstand im gesamten Pflanzenreich, der über drei Meter hoch werden kann. Ihre Blüte ist ein seltenes Ereignis, das nur alle paar Jahre für 24 bis 48 Stunden stattfindet. Während dieser kurzen Zeit verströmt die Pflanze einen intensiven Geruch, der an verwesendes Fleisch erinnert, um Aaskäfer und Fliegen zur Bestäubung anzulocken.
Spuren nach Salzburg? Ein Experte äußert sich
Der Vorfall in Dortmund weckt in Salzburg unweigerlich Erinnerungen. Im Sommer 2019 zog eine blühende Titanenwurz im Botanischen Garten der Paris-Lodron-Universität Tausende Besucher an. Die „Stinkblume“ wurde zum Medienereignis, und der intensive Geruch erfüllte die Gewächshäuser.
Verantwortlich für die Pflege und Präsentation war damals der Pflanzenökologe Professor Stefan Dötterl, Leiter des Botanischen Gartens. Angesichts des aktuellen Diebstahls und seiner Expertise wird er scherzhaft ins Spiel gebracht. Dötterl selbst nimmt es mit Humor.
„Ich war's nicht“, stellt Stefan Dötterl klar, als er auf den Diebstahl in Dortmund angesprochen wird. Er fügt hinzu, dass er mit der Tat nichts zu tun habe, aber die Faszination, die von dieser Pflanze ausgeht, absolut nachvollziehen könne.
Dötterl erklärt, dass die Anziehungskraft der Titanenwurz enorm sei. Die Kombination aus ihrer gigantischen Größe, der Seltenheit ihrer Blüte und dem schockierenden Geruch mache sie zu einem regelrechten Star in der Welt der Botanik. Das Ereignis in Salzburg 2019 sei ein Beweis dafür gewesen, wie sehr eine Pflanze die Menschen begeistern kann.
Das Rätsel um das Motiv
Die Frage nach dem Warum beschäftigt die Ermittler und Botaniker gleichermaßen. Wer stiehlt eine so spezielle und pflegeintensive Pflanze? Experten vermuten, dass die Täter entweder private Sammler mit speziellen Gewächshäusern sind oder versuchen könnten, die Knolle auf dem Schwarzmarkt zu verkaufen.
Fakten zur Titanenwurz-Knolle
- Gewicht: Kann über 100 kg erreichen.
- Wachstum: Nach einer Blüte benötigt die Knolle oft mehrere Jahre, um neue Energie zu sammeln.
- Pflege: Benötigt konstant hohe Temperaturen und Luftfeuchtigkeit, ähnlich ihrem natürlichen Lebensraum in Sumatra.
- Wert: Auf dem Schwarzmarkt können große Knollen Preise im fünfstelligen Eurobereich erzielen.
Ein herber Verlust für die Wissenschaft
Für den Botanischen Garten in Dortmund ist der Diebstahl mehr als nur ein materieller Verlust. Solche Pflanzen sind wichtige Botschafter für den Artenschutz und ziehen Besucher an, die für die Bedrohung tropischer Regenwälder sensibilisiert werden sollen. Laut Berichten war die gestohlene Knolle eine von mehreren im Besitz des Gartens und für zukünftige Blühereignisse von großer Bedeutung.
Die Aufzucht einer Titanenwurz von der kleinen Knolle bis zur blühfähigen Größe dauert mindestens zehn bis fünfzehn Jahre. Jeder Verlust einer ausgewachsenen Pflanze ist daher ein herber Rückschlag für die Erhaltungsbemühungen und die wissenschaftliche Arbeit der Institution.
Salzburgs Erfahrung mit der „Leichenblume“
Im Jahr 2019 erlebte Salzburg aus erster Hand, welche Anziehungskraft die Titanenwurz besitzt. Tausende Menschen standen Schlange, um einen Blick auf die blühende Pflanze zu erhaschen und den berüchtigten Geruch selbst zu erleben. Der Botanische Garten an der Natur- und Lebenswissenschaftlichen Fakultät (NAWI) verlängerte damals extra seine Öffnungszeiten.
Stefan Dötterl und sein Team leisteten intensive Arbeit, um das seltene Ereignis zu ermöglichen. Die Pflanze benötigt präzise gesteuerte Bedingungen, um zur Blüte zu gelangen. Das erfolgreiche Blühen war ein großer Erfolg für die Universität Salzburg und festigte ihren Ruf in der botanischen Forschung.
Die Erinnerung an dieses Ereignis macht den Diebstahl in Dortmund für viele Salzburger greifbarer. Es verdeutlicht, welch ein Juwel der Pflanzenwelt dort entwendet wurde. Während die Polizei in Nordrhein-Westfalen weiter ermittelt, bleibt die Hoffnung, dass die wertvolle Knolle unversehrt wiedergefunden wird.





