Die Wälder im Alpenraum stehen durch den Klimawandel unter enormem Druck. Ein neues Projekt der ARGE ALP, an dem Salzburg maßgeblich beteiligt ist, setzt nun auf Künstliche Intelligenz (KI), um die Wälder widerstandsfähiger zu machen. Experten versprechen sich davon präzisere Vorhersagen und effizientere Maßnahmen gegen Schädlinge und Trockenheit.
Das Wichtigste in Kürze
- Ein neues ARGE ALP-Projekt nutzt KI, um die Wälder im Alpenraum an den Klimawandel anzupassen.
- Salzburgs Landesforstdirektion ist führend an der Initiative beteiligt.
- Die Technologie soll helfen, klimaresistentes Saatgut zu finden, Schädlinge frühzeitig zu erkennen und die Wiederaufforstung zu optimieren.
- Ziel ist eine gemeinsame Wissensplattform für alle Alpenregionen, um Daten und Erfahrungen auszutauschen.
Ein Wettlauf gegen die Zeit für den Alpenwald
Die Auswirkungen des Klimawandels sind in den heimischen Wäldern nicht mehr zu übersehen. Längere Trockenperioden, Hitzewellen und die Ausbreitung von Schädlingen wie dem Borkenkäfer setzen den Baumbeständen stark zu. Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, haben sich Forstexperten aus den ARGE ALP-Regionen in Salzburg und Bayern getroffen, um über innovative Lösungen zu beraten.
Das Ergebnis ist das Projekt „KI für den Waldbau der Zukunft“. Es soll technologische Werkzeuge nutzen, um die Forstwirtschaft zu revolutionieren und die Wälder für die kommenden Herausforderungen zu wappnen. Die Initiative bündelt das Wissen aus mehreren Alpenregionen, um eine gemeinsame Strategie zu entwickeln.
Wie KI den Wald der Zukunft gestaltet
Die Anwendungsmöglichkeiten von Künstlicher Intelligenz in der Forstwirtschaft sind vielfältig. Es geht nicht darum, den Förster zu ersetzen, sondern ihm leistungsstarke Werkzeuge an die Hand zu geben, um bessere und schnellere Entscheidungen treffen zu können.
Früherkennung von Gefahren
Einer der größten Vorteile von KI ist die Fähigkeit, riesige Datenmengen zu analysieren und Muster zu erkennen, die für das menschliche Auge unsichtbar bleiben. Drohnen, ausgestattet mit speziellen Kameras und Sensoren, können große Waldflächen überfliegen und den Gesundheitszustand einzelner Bäume bewerten. Die KI-Software analysiert diese Bilder und kann frühzeitig Anzeichen von Schädlingsbefall oder Trockenstress identifizieren – oft Wochen oder Monate, bevor die Schäden offensichtlich werden.
Technologie im Einsatz
- Drohnenaufnahmen: Erfassen den Zustand großer Waldflächen aus der Luft.
- Automatisierte Baumartenerkennung: KI identifiziert Baumarten und deren Verteilung.
- Saatgut-Analyse: Algorithmen helfen bei der Auswahl von Samen, die an trockenere und wärmere Bedingungen angepasst sind.
- Prognosemodelle: Simulationen zur Entwicklung von Waldbeständen unter verschiedenen Klimaszenarien.
Diese Früherkennung ermöglicht es den Forstwirten, gezielt einzugreifen, befallene Bäume rasch zu entfernen und so die Ausbreitung von Schädlingen einzudämmen. Dies spart nicht nur Kosten, sondern schützt auch gesunde Baumbestände.
Die Suche nach dem klimafitten Baum
Eine zentrale Herausforderung bei der Wiederaufforstung ist die Wahl der richtigen Baumarten und des passenden Saatguts. Was heute gut wächst, ist möglicherweise in 30 Jahren nicht mehr an die dann herrschenden klimatischen Bedingungen angepasst. Hier setzt die KI an, indem sie genetische Merkmale von Saatgut mit Klimadaten und Standortinformationen verknüpft.
„Unsere Wälder stehen durch den Klimawandel massiv unter Stress. KI kann uns helfen, klimafittes Saatgut zu erkennen, Schädlinge frühzeitig zu entdecken und Wiederaufforstungen gezielter zu steuern.“
Durch die Analyse dieser Daten kann die Technologie vorhersagen, welche Bäume an einem bestimmten Standort die besten Überlebenschancen haben. Dies hilft, teure Fehlentscheidungen bei der Bepflanzung zu vermeiden und einen zukunftsfähigen Mischwald aufzubauen, der Stürmen, Trockenheit und Schädlingen besser standhält.
Salzburg als Vorreiter im Alpenraum
Salzburg spielt in diesem alpenweiten Projekt eine Schlüsselrolle. Die Expertise der heimischen Forstleute und die Bereitschaft, neue Technologien zu erproben, sind entscheidend für den Erfolg. Landesforstdirektor Michael Mitter betont die Bedeutung von verlässlichen Daten als Grundlage für strategische Entscheidungen.
„Wenn wir gute Daten haben, um die besten Entscheidungen zu treffen, ist das ein enormer Vorteil – für Salzburg und alle Alpenregionen“, so Mitter. Die Zusammenarbeit innerhalb der ARGE ALP ist dabei von unschätzbarem Wert. Anstatt dass jede Region für sich allein forscht, werden Wissen und Ressourcen gebündelt.
Was ist die ARGE ALP?
Die Arbeitsgemeinschaft Alpenländer (ARGE ALP) ist ein Zusammenschluss von 10 Ländern, Provinzen und Kantonen aus Österreich, Deutschland, Italien und der Schweiz. Ihr Ziel ist die gemeinsame Lösung von alpenraumspezifischen Problemen in Bereichen wie Ökologie, Verkehr, Wirtschaft und Kultur.
Langfristiges Ziel ist der Aufbau einer gemeinsamen Wissensplattform. Auf dieser Plattform sollen Forschungsergebnisse, Daten aus Drohnenbefliegungen und praktische Erfahrungen aus allen Mitgliedsregionen gesammelt und zugänglich gemacht werden. Ein Förster in Tirol könnte so beispielsweise von den Erkenntnissen eines Projekts in Bayern profitieren und umgekehrt.
Ein Blick in die Zukunft des Waldes
Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz markiert einen Wendepunkt für die Forstwirtschaft. Während die Herausforderungen durch den Klimawandel zunehmen, bieten technologische Innovationen neue Hoffnung. Die Kombination aus traditionellem forstwirtschaftlichem Wissen und moderner Datenanalyse schafft die Grundlage für einen Wald, der nicht nur als Wirtschaftsraum und Erholungsgebiet dient, sondern auch seine entscheidende Funktion als CO2-Speicher und Garant für Biodiversität weiterhin erfüllen kann.
Das Projekt „KI für den Waldbau der Zukunft“ steht noch am Anfang, doch die Weichen sind gestellt. Die Zusammenarbeit im Alpenraum zeigt, dass grenzüberschreitende Probleme auch grenzüberschreitende Lösungen erfordern. Für Salzburgs Wälder könnte diese Initiative der entscheidende Schritt sein, um für eine ungewisse Zukunft gewappnet zu sein.





