In der Salzburger Gemeinde Lend wird ein neues Hochsicherheits-Rechenzentrum für Anwendungen der Künstlichen Intelligenz (KI) errichtet. Das Projekt, betrieben von einem österreichischen Konsortium unter der Führung der Cybersec-Firma fragmentiX, soll die digitale Souveränität Österreichs und der EU stärken und wird vollständig mit regionaler Wasserkraft versorgt.
Das Wichtigste in Kürze
- Standort: Eine umgebaute Industriehalle in Lend, Salzburg.
- Zweck: Bereitstellung von Rechenleistung für KI-Anwendungen für Behörden, Forschung und Unternehmen.
- Sicherheit: Das Zentrum garantiert vollständige Datenhoheit in österreichischer Hand und Schutz vor Quantencomputern.
- Energie: Autonome Versorgung durch 25 Megawatt aus lokalen Wasserkraftwerken.
Ein strategisches Projekt für die digitale Unabhängigkeit
In einer Zeit, in der Daten als einer der wichtigsten strategischen Rohstoffe gelten, investiert Österreich in die eigene digitale Infrastruktur. Das neue Lend AI Data Center (LendAIDC) wurde konzipiert, um eine vollständige Unabhängigkeit von ausländischen Server-Anbietern zu gewährleisten. Alle Datenverarbeitungsprozesse finden innerhalb der nationalen Grenzen statt.
Werner Strasser, Geschäftsführer und Mehrheitsgesellschafter von fragmentiX, betont die Bedeutung dieses Schrittes. „Wenn wir in Europa die Chancen von KI nutzen wollen, müssen wir gleichzeitig unsere digitale Unabhängigkeit wahren“, erklärte er. Das Projekt soll sicherstellen, dass sensible Informationen unter nationaler Kontrolle bleiben.
Was ist Datensouveränität?
Datensouveränität bedeutet, dass Daten den Gesetzen und rechtlichen Bestimmungen des Landes unterliegen, in dem sie gespeichert sind. Für Behörden und kritische Infrastrukturen ist es entscheidend, die Kontrolle darüber zu haben, wer auf ihre Daten zugreifen kann, um Spionage oder ausländische Einflussnahme zu verhindern. Das LendAIDC stellt sicher, dass alle Entscheidungen über den Datenzugriff in Österreich getroffen werden.
Technische Ausstattung und Sicherheitsmerkmale
Das Rechenzentrum in Lend wird mit modernster Technologie ausgestattet, um den höchsten Sicherheitsanforderungen gerecht zu werden. Obwohl die Hardware von internationalen Herstellern wie Dell bezogen wird, liegt die vollständige Kontrolle über Konfiguration, Wartung und Betrieb bei den österreichischen Partnern.
Schutz vor zukünftigen Bedrohungen
Ein besonderes Merkmal des LendAIDC ist der Schutz vor kryptografisch relevanten Quantencomputern. Diese zukünftige Technologie hat das Potenzial, heutige Verschlüsselungsstandards zu brechen. Das Zentrum implementiert bereits jetzt fortschrittliche Sicherheitsmaßnahmen, um auch gegen solche zukünftigen Angriffsvektoren gewappnet zu sein.
„In einer Welt, in der Daten längst zum strategisch wichtigsten Rohstoff geworden sind und der globale Wettbewerb immer schärfer wird, braucht Europa dieselbe Unabhängigkeit bei Daten wie bei Energie und Rohstoffen.“ - Werner Strasser, CEO fragmentiX
Das System wird zudem in der Lage sein, EU-klassifizierte Daten zu verarbeiten, beginnend mit der Sicherheitsstufe „EU-RESTRICTED“. Dies qualifiziert das Rechenzentrum für die Nutzung durch europäische Behörden und Institutionen.
Nachhaltige Energieversorgung durch Wasserkraft
Ein wesentlicher Aspekt des Projekts ist die nachhaltige und autonome Energieversorgung. Das Rechenzentrum wird seinen gesamten Energiebedarf von bis zu 25 Megawatt aus bestehenden Wasserkraftwerken in der unmittelbaren Umgebung decken. Dies stellt nicht nur einen umweltfreundlichen Betrieb sicher, sondern macht den Standort auch unabhängig von externen Stromnetzen.
Fakten zur Energieversorgung
- Leistung: 25 Megawatt
- Quelle: Lokale Wasserkraftanlagen
- Kühlung: Nutzung von natürlich vorhandenem Wasser
- Vorteil: Energetische Autonomie und ökologische Nachhaltigkeit
Auch die Kühlung der leistungsstarken Server erfolgt ressourcenschonend. Hierfür wird natürlich vorhandenes Wasser aus der Umgebung genutzt, was den Energieverbrauch weiter reduziert und die Effizienz des gesamten Betriebs steigert. Die Wahl des Standorts in einer ehemaligen Industriehalle erwies sich als baulich ideal für diese Anforderungen.
Ein österreichisches Konsortium für ein europäisches Ziel
Das Projekt wird von einem Konsortium österreichischer Unternehmen umgesetzt. Neben fragmentiX, das 2018 gegründet wurde und auf hochsichere Speicher- und Verschlüsselungstechnologien spezialisiert ist, sind auch die Firmen Lutsch Consulting und Zatloukal Innovations beteiligt. Diese Zusammenarbeit bündelt Expertise aus den Bereichen Cybersicherheit, Infrastruktur und Innovation.
Die Zielgruppen für die angebotene Rechenleistung sind breit gefächert. Vorrangig sollen die Kapazitäten der Republik Österreich und Behörden im benachbarten EU-Ausland zur Verfügung gestellt werden. Darüber hinaus steht das Zentrum aber auch Forschungseinrichtungen und privaten Unternehmen offen, die auf sichere und souveräne KI-Anwendungen angewiesen sind.
Erste Systeme bereits im Testbetrieb
Die Umsetzung des Projekts schreitet zügig voran. Laut Strasser sind erste Test-Server bereits in Betrieb und werden von Behörden der Republik Österreich genutzt. Dies markiert einen wichtigen Meilenstein auf dem Weg zur vollen Betriebsbereitschaft des Lend AI Data Center. Das Zentrum positioniert Salzburg als wichtigen Knotenpunkt für sichere und zukunftsfähige Digitaltechnologie in Europa.





