Das Verkehrsministerium hat grünes Licht für den Bau der neuen Hochleistungsstrecke der ÖBB zwischen Köstendorf und Salzburg gegeben. Das 21,5 Kilometer lange Projekt, dessen Herzstück ein umstrittener 16,2 Kilometer langer Tunnel ist, hat nach Abschluss der Umweltverträglichkeitsprüfung die eisenbahnrechtliche Genehmigung erhalten. Damit ist eine entscheidende Hürde für das Vorhaben genommen, das die Fahrzeit nach Wien verkürzen und den Nahverkehr stärken soll.
Die wichtigsten Fakten
- Genehmigung erteilt: Das Verkehrsministerium hat dem Bauvorhaben zugestimmt.
- Projektumfang: Eine 21,5 km lange Neubaustrecke mit einem 16,2 km langen zweiröhrigen Tunnel.
- Ziele: Kürzere Fahrzeiten im Fernverkehr und mehr Kapazität für den Nahverkehr.
- Widerstand: Anrainergemeinden und eine Bürgerinitiative leisten seit Jahren Widerstand.
- Zeitplan: Baubeginn bis Ende des Jahrzehnts, geplante Fertigstellung im Jahr 2044.
Ein Projekt zur Trennung der Verkehrsströme
Die geplante Neubaustrecke zwischen Köstendorf im Flachgau und der Stadt Salzburg ist eines der größten Infrastrukturprojekte der Region für die kommenden Jahrzehnte. Der zentrale Baustein ist ein Tunnel mit zwei eingleisigen Röhren, der eine Länge von 16,2 Kilometern aufweisen wird. Dieser Tunnel soll die Gemeinden Köstendorf, Seekirchen, Hallwang und Elixhausen unterqueren.
Der Hauptzweck der neuen Trasse besteht darin, den Fernverkehr vom Nahverkehr zu trennen. Schnelle Fernverkehrszüge können den Tunnel ungehindert passieren, was die Fahrzeit zwischen Salzburg und Wien um etwa fünf Minuten verkürzen wird. Gleichzeitig wird die bestehende, oberirdische Bahnstrecke entlastet. Dies schafft dringend benötigte Kapazitäten, um das Angebot an Nahverkehrszügen, insbesondere der S-Bahn, deutlich zu verdichten.
Hintergrund: Die Weststrecke
Die Bahnstrecke zwischen Wien und Salzburg, bekannt als Weststrecke, ist eine der wichtigsten Verkehrsachsen in Österreich. Der Abschnitt im Salzburger Flachgau gilt als Nadelöhr, da sich hier Fern-, Nah- und Güterverkehr eine Trasse teilen müssen. Der Ausbau soll diese Engstelle beseitigen und die Pünktlichkeit sowie die Taktfrequenz im gesamten Netz verbessern.
Jahrelanger Widerstand und offene Fragen
Das Vorhaben ist seit seiner Ankündigung auf heftigen Widerstand gestoßen. Insbesondere in den Gemeinden Schleedorf und Köstendorf hat sich eine Bürgerinitiative formiert, die das Projekt vehement bekämpft. Die Sorgen der Anrainer sind vielfältig und reichen von der befürchteten Lärm- und Staubbelastung während der langen Bauphase bis hin zu fundamentalen Bedenken bezüglich der Sicherheit der Trinkwasserversorgung.
Die Gegner des Projekts argumentieren, dass die massiven Erdarbeiten und der Tunnelbau die empfindlichen Grundwasserströme in der Region gefährden könnten. Diese Bedenken waren ein zentraler Punkt in der nun abgeschlossenen Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP).
Was ist eine UVP?
Bei der Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) werden die möglichen Auswirkungen eines Bauvorhabens auf Mensch und Natur von unabhängigen Sachverständigen geprüft. Aspekte wie Boden, Wasser, Luft, Klima und Landschaftsbild werden dabei genau analysiert, bevor eine Behörde eine Genehmigung erteilt.
Obwohl die Behörde nach der UVP-Verhandlung im Januar 2025 nun einen positiven Bescheid ausgestellt hat, ist der Konflikt noch nicht beigelegt. Es gilt als wahrscheinlich, dass die Projektgegner gegen die Entscheidung Einspruch erheben und den Rechtsweg weiter beschreiten werden.
Der lange Weg bis zur Fertigstellung
Mit dem positiven Bescheid des Ministeriums können die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) die nächsten konkreten Schritte einleiten. Laut einer Mitteilung der ÖBB wird nun mit der detaillierten Ausschreibungs- und Ausführungsplanung begonnen. Parallel dazu läuft die Grundeinlöse weiter, bei der die für den Bau und den späteren Betrieb notwendigen Grundstücke erworben werden.
Der tatsächliche Baubeginn wird jedoch noch einige Jahre auf sich warten lassen. Die ÖBB rechnen damit, bis zum Ende des Jahrzehnts mit den ersten Arbeiten starten zu können. Die Fertigstellung der gesamten Strecke ist allerdings erst für das Jahr 2044 vorgesehen.
Die lange Projektdauer bis 2044 ist auf Einsparungen und Priorisierungen im ÖBB-Rahmenplan zurückzuführen, der die Investitionen in die Schieneninfrastruktur für die kommenden Jahre festlegt.
Die nächsten Schritte im Überblick:
- Detailplanung: Ausarbeitung der technischen Pläne für Ausschreibungen.
- Grundeinlöse: Fortsetzung der Verhandlungen mit Grundstückseigentümern.
- Ausschreibungsverfahren: Vergabe der Bauaufträge an Baufirmen.
- Mögliche Rechtsmittel: Abwarten und Bearbeiten wahrscheinlicher Einsprüche von Projektgegnern.
Das Projekt bleibt somit ein zentrales, aber auch kontroverses Thema für die regionale Entwicklung. Während Befürworter die Vorteile für den öffentlichen Verkehr und die Anbindung an die Hauptstadt betonen, bleiben die Sorgen der Anrainer eine ernstzunehmende Herausforderung auf dem Weg zur Realisierung.





