Nachdem Drohnenvorfälle an mehreren europäischen Flughäfen wie München, Kopenhagen und Oslo den Flugverkehr lahmgelegt haben, rückt die Sicherheit des österreichischen Luftraums in den Fokus. Die Behörden in Salzburg betonen, dass durch eine enge Zusammenarbeit zwischen Austro Control und dem Bundesheer ein umfassendes Sicherheitssystem etabliert ist, das von der elektronischen Abwehr bis zum Abschuss als letzter Konsequenz reicht.
Das Wichtigste in Kürze
- Österreichs Luftraumsicherung basiert auf der Kooperation von ziviler Flugsicherung (Austro Control) und militärischer Überwachung (Bundesheer).
- Für Drohnensichtungen existiert ein klar definierter, mehrstufiger Reaktionsplan.
- Der Abschuss einer Drohne ist als "Ultima Ratio" bei einer konkreten Gefährdung gesetzlich vorgesehen.
- Technische Maßnahmen wie Signalstörer und vorprogrammierte Flugverbotszonen sollen Vorfälle präventiv verhindern.
Zweistufiges System zur Luftraumüberwachung
Die Sicherheit des Luftraums über Österreich wird durch eine bewährte Partnerschaft gewährleistet. Die Austro Control ist für die Überwachung und Steuerung des gesamten zivilen Flugverkehrs zuständig, während das Österreichische Bundesheer die militärische Luftraumsicherung verantwortet.
René Auer, Sprecher des Bundesheeres, erklärte, dass diese beiden Institutionen eng zusammenarbeiten. Bei jeder potenziellen Gefährdung, sei es durch ein nicht identifiziertes Flugzeug oder eine Drohne, greifen klar definierte Protokolle.
Standardverfahren bei Luftraumverletzungen
Wenn ein Flugobjekt nicht per Funk erreichbar ist oder von seiner geplanten Route abweicht, alarmiert die Austro Control umgehend das Bundesheer. Daraufhin erfolgt ein Alarmstart von Eurofighter-Abfangjägern vom Fliegerhorst Zeltweg.
Die Piloten versuchen zunächst, Kontakt mit dem Flugobjekt aufzunehmen, sowohl über Funk als auch durch visuelle Zeichen. "Gelingt das, wird das Flugzeug aus dem österreichischen Luftraum eskortiert", so Auer. Dieses Vorgehen bildet die Grundlage für alle Einsätze dieser Art.
Unterschied zu Deutschland
Im Gegensatz zu Österreich liegt die Zuständigkeit für die Luftraumüberwachung in Deutschland primär bei der Polizei. Die Bundeswehr darf nur über militärischem Sperrgebiet eingreifen, was die Reaktionsmöglichkeiten auf zivilen Flughäfen anders regelt.
Spezielle Maßnahmen gegen Drohnen
Bei der Detektion von unbemannten Flugobjekten, also Drohnen, wird zunächst ein ähnliches Verfahren eingeleitet. Eurofighter steigen auf, um die Drohne zu identifizieren und umfassend mit Bild- und Videomaterial zu dokumentieren.
Allerdings stellen kleinere Drohnen eine besondere Herausforderung dar. Laut Auer werden sie oft nicht vom Radar erfasst, sondern durch Personal am Boden optisch oder akustisch wahrgenommen. In solchen Fällen werden je nach Einschätzung der Lage unterschiedliche Maßnahmen ergriffen.
ELDRO: Die elektronische Abwehr
Die Schwarzenbergkaserne in Salzburg verfügt über ein spezialisiertes Element zur Drohnenabwehr, bekannt als ELDRO. Dieses System kann das Steuerungssignal zwischen der Drohne und dem Piloten am Boden stören. Dadurch wird das Fluggerät gezwungen, zu landen oder an seinen Startpunkt zurückzukehren.
Von der Identifizierung bis zum Abschuss
Nach der Identifizierung einer Drohne hängt das weitere Vorgehen von ihrer Herkunft und dem Gefahrenpotenzial ab. Handelt es sich um ein staatliches Flugobjekt, wird die zuständige Botschaft informiert. Bei kommerziellen oder Hobby-Drohnen wird die Polizei eingeschaltet, um den Piloten ausfindig zu machen.
Sollte von der Drohne eine unmittelbare Gefahr für den Flugverkehr oder die Sicherheit am Boden ausgehen, ist auch ein Abschuss möglich. "Im Fall einer Gefährdung ist auch ein Abschuss als Ultima Ratio – natürlich unter Berücksichtigung der Gegebenheiten am Boden – möglich", bestätigt René Auer. Dies stellt die letzte Stufe des Einsatzprotokolls dar.
Prävention als wichtigste Säule
Um solche Eskalationen zu vermeiden, setzen die Behörden stark auf präventive Maßnahmen. Über dem Flughafen Salzburg und militärischen Einrichtungen wie Kasernen sind permanente Flugverbotszonen eingerichtet.
"Drohnen, die in Europa gekauft werden, haben diese Verbotszonen durch Austro Control einprogrammiert und können in diesen gar nicht starten oder das Gebiet überfliegen", erläutert der Presseoffizier.
Diese technische Hürde, bekannt als Geofencing, verhindert die meisten unabsichtlichen Luftraumverletzungen durch Hobby-Piloten. Zwar komme es gelegentlich zu Vorfällen, diese führten jedoch selten zu größeren Einsätzen.
Dennoch wird betont, dass jede unerlaubte Nutzung des Luftraums konsequent geahndet wird, auch wenn keine direkte Gefährdungslage entsteht. Dies ist eine klare Vorgabe des Innenministeriums.
Flughafen Salzburg sieht sich gut vorbereitet
Der Flughafen Salzburg selbst ist ebenfalls auf Störungen durch Drohnen vorbereitet. Flughafensprecher Alexander Klaus betonte gegenüber Medien, dass es dafür etablierte Sicherheitsprotokolle gibt.
"Wir müssen uns auf solche Vorfälle nicht gesondert vorbereiten – weil wir vorbereitet sind", so Klaus. Die internen Abläufe bei einer Drohnensichtung ähneln denen bei anderen Beeinträchtigungen des Flugbetriebs, wie etwa durch Unwetter.
Die Zuständigkeiten sind klar verteilt: Der Flughafen managt alle Prozesse am Boden, einschließlich der Passagierbetreuung und Organisation. Für die Sicherheit im Luftraum stehen die Verantwortlichen in ständigem und engem Austausch mit Austro Control und dem Bundesheer.





