Angesichts wachsender Bedrohungen wie Blackouts, Cyberangriffen und unbemannten Drohnen verstärken Salzburger Gemeinden ihre Notfallvorsorge. In Saalfelden am Steinernen Meer werden bereits konkrete Pläne umgesetzt, um die Bevölkerung im Ernstfall zu schützen und die Grundversorgung sicherzustellen. Diese Maßnahmen dienen als Vorbild für die gesamte Region.
Die Vorbereitungen umfassen die Einrichtung von Notfalltreffpunkten, die Sicherstellung der Kommunikation und die Sensibilisierung der Bürger. Ziel ist es, bei einem Ausfall kritischer Infrastrukturen handlungsfähig zu bleiben und eine Anlaufstelle für die Bevölkerung zu bieten.
Wichtige Erkenntnisse
- Salzburger Gemeinden entwickeln Notfallpläne für Bedrohungen wie Blackouts und Cyberangriffe.
- Saalfelden richtet in der Mittelschule einen zentralen Krisen-Treffpunkt ein.
- Die Pläne umfassen Notstromversorgung, alternative Kommunikationswege und die Information der Bevölkerung.
- Bürger werden angehalten, private Vorsorgemaßnahmen für mindestens 14 Tage zu treffen.
Veränderte Bedrohungslage fordert neue Strategien
Die Sicherheitslage für Kommunen hat sich in den letzten Jahren grundlegend gewandelt. Neben klassischen Naturkatastrophen wie Hochwasser oder Stürmen treten zunehmend menschengemachte Krisen in den Vordergrund. Dazu zählen großflächige Stromausfälle, sogenannte Blackouts, gezielte Hackerangriffe auf die kommunale Verwaltung oder die missbräuchliche Nutzung von Drohnen.
Diese neuen Szenarien erfordern ein Umdenken in der Katastrophenschutzplanung. Während früher der Fokus auf der Reaktion lag, geht es heute vermehrt um Prävention und die Aufrechterhaltung der Resilienz. Gemeinden müssen sicherstellen, dass sie auch bei einem Totalausfall der digitalen Infrastruktur und der Stromversorgung grundlegende Dienstleistungen erbringen können.
Vom analogen Notfallplan zur digitalen Abwehr
Die Herausforderung ist zweigeteilt. Einerseits müssen digitale Systeme, wie die der Wasserversorgung oder der Verwaltung, gegen Cyberangriffe gehärtet werden. Andererseits müssen Pläne existieren, die komplett ohne digitale Technik funktionieren. Dies betrifft vor allem die Kommunikation mit der Bevölkerung und die Koordination der Einsatzkräfte.
Experten des Zivilschutzverbandes betonen, dass eine gute Vorbereitung die Auswirkungen einer Krise erheblich mildern kann. Die Zusammenarbeit zwischen Gemeinde, Einsatzorganisationen und der Bevölkerung ist dabei der entscheidende Faktor.
Was ist ein Blackout?
Ein Blackout bezeichnet einen überregionalen und länger andauernden Stromausfall. Im Gegensatz zu einem lokalen Stromausfall, der meist nach wenigen Stunden behoben ist, kann ein Blackout mehrere Tage andauern. Die Folgen sind weitreichend: Kommunikationsnetze (Telefon, Internet) fallen aus, die Wasserversorgung kann zusammenbrechen, Tankstellen und Supermärkte müssen schließen.
Saalfelden als Vorreiter im Pinzgau
Die Stadtgemeinde Saalfelden am Steinernen Meer nimmt eine proaktive Rolle bei der Krisenvorsorge ein. Bürgermeister Erich Rohrmoser hat die Entwicklung umfassender Notfallpläne zur Priorität gemacht. Ein zentrales Element dieser Pläne ist die Einrichtung von sogenannten „Leuchttürmen“.
„Wir müssen uns auf Szenarien vorbereiten, die vor wenigen Jahren noch undenkbar schienen“, erklärt Rohrmoser. „Unsere Verantwortung ist es, für die Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger zu sorgen und im Ernstfall eine funktionierende Struktur zu gewährleisten.“
Die Mittelschule als zentraler Anlaufpunkt
Im Falle einer größeren Katastrophe wird die Mittelschule in Saalfelden zu einem zentralen Notfalltreffpunkt und Informationszentrum umfunktioniert. Dieser Standort wurde strategisch ausgewählt, da er über eine entsprechende Infrastruktur verfügt.
Folgende Funktionen soll der Treffpunkt erfüllen:
- Informationsdrehscheibe: Hier erhalten Bürger offizielle Informationen zur aktuellen Lage.
- Notrufstelle: Da Telefone und Handys ausfallen könnten, können hier Notrufe abgesetzt werden.
- Erste Versorgung: Es ist eine grundlegende Versorgung mit dem Nötigsten wie Trinkwasser und Wärme vorgesehen.
- Koordination: Der Krisenstab der Gemeinde wird von hier aus die Hilfseinsätze leiten.
Um die Funktionsfähigkeit sicherzustellen, wird die Schule mit einer unabhängigen Notstromversorgung ausgestattet. Dies garantiert, dass auch bei einem Blackout die Kommunikation und die wichtigsten Systeme betriebsbereit bleiben.
„Ein klar definierter Treffpunkt schafft Sicherheit und Orientierung in einer chaotischen Situation. Jeder in Saalfelden soll wissen, wohin er sich im Notfall wenden kann.“
Konkrete Maßnahmen für den Ernstfall
Die Vorbereitungen in den Salzburger Gemeinden gehen weit über die Einrichtung von Treffpunkten hinaus. Die Krisenpläne sind detailliert und umfassen verschiedene Bereiche des öffentlichen Lebens.
Ein wichtiger Punkt ist die Sicherstellung der Kommunikation. Gemeinden planen den Einsatz von Satellitentelefonen und Funkgeräten, um den Kontakt zwischen dem Krisenstab, den Einsatzkräften und übergeordneten Behörden aufrechtzuerhalten. Auch die Information der Bevölkerung wird über analoge Wege wie Lautsprecherdurchsagen oder Aushänge geplant.
Eigenvorsorge ist entscheidend
Der Zivilschutzverband empfiehlt jedem Haushalt, einen Notvorrat für mindestens 14 Tage anzulegen. Dieser sollte Wasser (2 Liter pro Person/Tag), haltbare Lebensmittel, ein batteriebetriebenes Radio, eine Taschenlampe, Batterien, wichtige Medikamente und Hygieneartikel umfassen.
Wasserversorgung und Abwasserentsorgung
Eine der größten Herausforderungen bei einem Blackout ist die Aufrechterhaltung der Wasserversorgung. Viele Pumpen und Steuerungssysteme sind stromabhängig. Die Gemeinden prüfen daher ihre Anlagen und rüsten sie mit Notstromaggregaten aus, um die Versorgung mit sauberem Trinkwasser und die Entsorgung von Abwasser so lange wie möglich zu gewährleisten.
Die Rolle der Bevölkerung wird ebenfalls großgeschrieben. Informationskampagnen sollen die Bürger für das Thema sensibilisieren und zur Eigenvorsorge motivieren. Denn je besser die Bevölkerung vorbereitet ist, desto geringer ist die Belastung für die professionellen Hilfskräfte im Krisenfall. Laut Experten kann eine gut vorbereitete Bevölkerung die ersten 72 Stunden einer Krise oft selbstständig überbrücken.
Ein landesweiter Ansatz ist das Ziel
Während einzelne Gemeinden wie Saalfelden bereits weit fortgeschritten sind, ist das Ziel eine flächendeckende und standardisierte Krisenvorsorge im gesamten Bundesland Salzburg. Der Gemeindeverband und das Land Salzburg arbeiten eng zusammen, um einheitliche Konzepte zu entwickeln.
Die Erfahrungen aus der Corona-Pandemie und anderen jüngsten Krisen haben gezeigt, wie wichtig eine robuste und flexible Verwaltung ist. Die Bedrohung durch Cyberangriffe, wie sie bereits in anderen Bundesländern stattgefunden haben, unterstreicht die Dringlichkeit, auch die digitale Sicherheit massiv zu erhöhen.
Letztendlich ist die Krisenvorsorge eine Gemeinschaftsaufgabe. Sie erfordert das Zusammenspiel von Behörden, Einsatzorganisationen, Unternehmen und jedem einzelnen Bürger. Die Initiativen in den Salzburger Gemeinden sind ein wichtiger Schritt, um die Region widerstandsfähiger gegen die Herausforderungen der Zukunft zu machen.





