In der Stadt Salzburg bahnt sich eine entscheidende Weichenstellung für eine der prominentesten Freiflächen der Stadt an. Der Planungsausschuss wird voraussichtlich am Donnerstag eine temporäre Bausperre für die rund eineinhalb Hektar große Wiese vor der Stiegl-Brauerei beschließen. Nach anfänglichen Unstimmigkeiten haben die Stadt und die Traditionsbrauerei jedoch einen gemeinsamen Dialogprozess gestartet, um die zukünftige Nutzung des strategisch wichtigen Areals gemeinsam zu gestalten.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Planungsausschuss der Stadt Salzburg wird voraussichtlich eine temporäre Bausperre für die Stiegl-Wiese beschließen.
- Die Maßnahme ist Teil eines neuen Räumlichen Entwicklungskonzepts, das ungenutztes Bauland betrifft.
- Trotz formellen Protests der Brauerei haben Stadt und Stiegl einen gemeinsamen Planungsprozess für die nächsten sechs Monate vereinbart.
- Ziel ist ein Masterplan, der die strategische Erweiterung der Brauerei sichert und stadtplanerischen Zielen entspricht.
Ein Kompromiss nach anfänglichen Spannungen
Die Ankündigung einer möglichen Bausperre für das Areal vor der Stiegl-Brauerei sorgte zunächst für deutliche Worte zwischen den Beteiligten. Die Maßnahme ist Teil des neuen Räumlichen Entwicklungskonzepts (REK) der Stadt, das darauf abzielt, die Entwicklung von länger ungenutzten Baulandflächen gezielt zu steuern. Mehrere Grundstücke im Stadtgebiet sind von diesen befristeten Sperren betroffen.
Die rund 1,5 Hektar große Wiese in Maxglan gilt für die Stiegl-Brauerei als unverzichtbare Reserve für die zukünftige Unternehmensentwicklung. Nach einer Phase der Auseinandersetzung haben sich beide Seiten nun auf einen konstruktiven Weg geeinigt, um eine Eskalation zu vermeiden und eine für beide Seiten tragfähige Lösung zu finden.
Hintergrund: Das Räumliche Entwicklungskonzept (REK)
Das REK ist ein zentrales Steuerungsinstrument der Stadtplanung. Es legt die langfristigen Ziele für die räumliche Entwicklung der gesamten Stadt fest. Ein wesentlicher Punkt ist der Umgang mit Baulandreserven. Um unkontrollierte Bebauung zu verhindern und eine geordnete Entwicklung sicherzustellen, kann die Stadt temporäre Bausperren verhängen. Diese zwingen Grundeigentümer und Stadtplanung, in einen Dialog über die zukünftige Nutzung einzutreten, bevor Bauprojekte genehmigt werden.
Gemeinsame Planung als Ausweg
Obwohl die formale Verabschiedung der Bausperre im Planungsausschuss erwartet wird, liegt der Fokus nun auf der Zusammenarbeit. Planungsstadträtin Anna Schiester (Grüne Bürgerliste) betonte den kooperativen Ansatz, der nun verfolgt wird. Die Sperre sei kein absolutes Bauverbot, sondern ein Instrument, um gemeinsame Planungsabsichten zu entwickeln.
„Die Stadtplanung und Stiegl werden im nächsten halben Jahr einen Prozess starten, um zu schauen: Wo muss sich Stiegl entwickeln? Wo haben sie Bedarf, weiter zu bauen an ihrem Unternehmen? Und diesen Weg wollen wir jetzt gemeinsam gehen.“
Dieser Prozess soll sicherstellen, dass die betrieblichen Notwendigkeiten der Brauerei mit den stadtplanerischen Zielen in Einklang gebracht werden. Es geht darum, eine langfristige Vision für das Areal zu erarbeiten, die sowohl dem Unternehmen als auch der Stadt Salzburg dient.
Stiegl protestiert, kooperiert aber zugleich
Stiegl-Geschäftsführer Herbert Bauer kündigte an, dass die Brauerei formell Protest gegen die Bausperre einlegen werde, um ihre rechtliche Position zu wahren. Gleichzeitig unterstrich er jedoch die Bereitschaft zur vollen Kooperation mit der Stadt. Die Vorbereitungen für den gemeinsamen Prozess laufen bereits auf Hochtouren.
Fakten zum Planungsprozess
- Start: Die Arbeit am gemeinsamen Masterplan soll noch in diesem Jahr beginnen.
- Struktur: Eigene Teams auf beiden Seiten wurden bereits gebildet.
- Methode: Koordinierte Workshops zwischen Stadt und Brauerei sind geplant.
- Ziel: Erarbeitung eines rechtlich abgesicherten Bebauungsplans.
„Wir sind ein Familienunternehmen, daher wird bewusst und sorgfältig geplant“, erklärte Bauer. Diese Aussage unterstreicht die langfristige Perspektive, mit der die Brauerei ihre Standortentwicklung betreibt. Die Wiese wird als eine „sehr wichtige strategische Erweiterungsfläche“ bezeichnet, für die derzeit verschiedene Optionen geprüft werden.
Die strategische Bedeutung der Fläche
Für die Stiegl-Brauerei, eines der traditionsreichsten und größten Unternehmen der Stadt, ist die Sicherung von Erweiterungsflächen am Hauptstandort von existenzieller Bedeutung. Die Möglichkeit, den Betrieb in Zukunft modernisieren und ausbauen zu können, ist ein entscheidender Faktor für die Wettbewerbsfähigkeit und den Erhalt von Arbeitsplätzen in Salzburg.
Die unbebaute Wiese direkt vor dem Brauereigelände stellt die letzte große zusammenhängende Flächenreserve dar. Eine anderweitige Verbauung würde die Entwicklungsmöglichkeiten des Unternehmens empfindlich einschränken. Daher ist das Ziel des nun gestarteten Dialogs, die Betriebsstrategie von Stiegl in einem offiziellen Bebauungsplan rechtlich zu verankern.
Dieser Masterplan soll nicht nur die Interessen der Brauerei berücksichtigen, sondern auch städtebauliche, ökologische und verkehrstechnische Aspekte integrieren. Die kommenden sechs Monate werden zeigen, wie die Zukunft einer der wichtigsten Wirtschaftsflächen in Salzburg konkret aussehen wird. Der Prozess könnte beispielgebend für den Umgang mit anderen ungenutzten Baulandreserven in der Stadt werden.


