Nach einem Jahrzehnt bei der Bundestheater-Holding, davon acht Jahre als Geschäftsführer, wird Christian Kircher seinen Posten abgeben. Der 61-Jährige kündigte am Freitag an, sich nicht für eine weitere Amtszeit zu bewerben. Sein Ausscheiden hat auch direkte Auswirkungen auf die Zusammensetzung des Kuratoriums der Salzburger Festspiele.
Das Wichtigste in Kürze
- Abschied nach 10 Jahren: Christian Kircher verlässt die Bundestheater-Holding aus privaten Gründen und für einen Generationenwechsel.
- Erfolgreiche Bilanz: Unter seiner Führung wurden die Finanzen saniert und Besucherzahlen sowie Einnahmen auf Rekordniveau gesteigert.
- Folgen für Salzburg: Mit Kirchers Abgang wird auch seine Position im Kuratorium der Salzburger Festspiele frei.
- Nachfolge gesucht: Die Position des Geschäftsführers ist bereits ausgeschrieben, der neue Vertrag beginnt im April 2026.
Eine Ära geht zu Ende
Christian Kircher hat eine prägende Phase in der Geschichte der Österreichischen Bundestheater begleitet. Er trat seine Position in einer turbulenten Zeit nach dem Burgtheater-Skandal an und übernahm 2016 die Geschäftsführung der Holding. Nun, nach zwei vollen Amtsperioden, sieht er den richtigen Zeitpunkt für einen Wechsel gekommen.
Als Hauptgründe für seine Entscheidung nannte Kircher private Umstände. Zudem betonte er laut Austria Presseagentur die Notwendigkeit eines Generationenwechsels an der Spitze des größten Theaterkonzerns Österreichs. Sein Vertrag läuft offiziell noch bis zum 1. April 2026.
Sanierte Finanzen und Rekordzahlen
Kirchers Amtszeit ist untrennbar mit der wirtschaftlichen Stabilisierung der Bundestheater verbunden. Er übergibt ein finanziell gesundes Unternehmen, das in den vergangenen Jahren bemerkenswerte Erfolge verzeichnen konnte. Die Basissubvention wurde erhöht, was den Bühnen mehr Planungssicherheit gab.
Besonders die jüngsten Zahlen unterstreichen diesen Erfolg. Der Geschäftsbericht für die Saison 2023/24 weist historische Höchstwerte bei den Kartenerlösen und der Sitzplatzauslastung aus. Dies spiegelt das hohe Interesse des Publikums an den Produktionen wider.
Besucherrekord 2023/24
In der Saison 2023/24 zählten die drei großen Bühnen der Republik – Burgtheater, Wiener Staatsoper und Volkstheater – insgesamt 1,316 Millionen Besuche. Das entspricht einer Steigerung von 9,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr und markiert einen neuen Rekord.
Modernisierung der Verwaltung
Neben der finanziellen Sanierung trieb Kircher auch die interne Modernisierung voran. Er bündelte Buchhaltung und Personalverrechnung in zentralen Shared Service Centern, um die Effizienz zu steigern. Ein weiterer Schwerpunkt war die umfassende Digitalisierung zentraler Verwaltungsprozesse.
„Mein Ziel in den letzten zehn Jahren war es, den Österreichischen Bundestheatern so viel Spielraum für künstlerische Arbeit zu schaffen wie möglich.“
Dieses Zitat verdeutlicht seine Vision: Eine starke administrative und finanzielle Basis sollte den künstlerischen Leitungen der Häuser maximale Freiheit für ihre kreative Arbeit ermöglichen. Mit Blick auf die Zukunft äußerte Kircher einen konkreten Wunsch: eine automatische Indexierung der Basisabgeltung, um die Theater nachhaltig gegen die Inflation abzusichern.
Auswirkungen auf die Salzburger Festspiele
Der Wechsel an der Spitze der Bundestheater-Holding hat auch direkte Konsequenzen für Salzburg. Kraft seines Amtes war Christian Kircher Mitglied im Kuratorium der Salzburger Festspiele. Obwohl seine Position kein Stimmrecht beinhaltete, hatte er ein wichtiges Mitspracherecht in diesem zentralen Aufsichtsgremium.
Sein Ausscheiden führt zu einer weiteren personellen Veränderung im Kuratorium. Das Gremium hat sich in jüngster Zeit bereits gewandelt:
- 2024: Salzburgs Bürgermeister Bernhard Auinger (SPÖ) zog neu in das Kuratorium ein.
- 2025: Landeshauptfrau Karoline Edtstadler (ÖVP) wird ebenfalls Mitglied.
Die Neubesetzung von Kirchers Nachfolge wird somit auch eine neue Person in dieses wichtige Gremium der Festspiele bringen. Stimmberechtigt bleiben weiterhin die fünf Vertreter der Subventionsgeber.
Die Bundestheater-Holding
Die Österreichische Bundestheater-Holding GmbH ist der größte Theaterkonzern des Landes. Sie fungiert als Eigentümerin und strategische Klammer für die Wiener Staatsoper, das Burgtheater und die Volksoper Wien. Zusätzlich gehört die Werkstättenfirma „Art for Art“ zum Konzern, die für Bühnenbild und Kostüme zuständig ist.
Ausschreibung und Nachfolge
Die Suche nach einer Nachfolgerin oder einem Nachfolger für Christian Kircher hat bereits begonnen. Die Position des Geschäftsführers der Holding ist öffentlich ausgeschrieben. Die Bewerbungsfrist für die wichtige Kulturmanagement-Position endet am 27. Oktober.
Der neue Vertrag wird für eine Dauer von fünf Jahren abgeschlossen und beginnt am 1. April 2026. Wer die Leitung des renommierten Theaterkonzerns übernehmen wird, ist eine der spannendsten Personalfragen im österreichischen Kulturbetrieb der kommenden Monate.





