In Salzburg steht eine bedeutende wirtschaftliche Veränderung bevor: Bis zum Jahr 2029 muss jeder vierte Betrieb eine Nachfolgelösung finden. Dieser demografische Wandel stellt viele Unternehmer vor große Herausforderungen, wie der Fall einer Traditionsbäckerei aus Faistenau zeigt, die nach zehnjähriger erfolgloser Suche schließen musste.
Die Schließung der Biobäckerei Itzlinger Ende September ist ein alarmierendes Beispiel für ein wachsendes Problem in der regionalen Wirtschaft. Trotz eines etablierten Kundenstamms und eines rentablen Geschäfts fanden die Inhaber Sandra und Jakob Itzlinger keinen passenden Nachfolger, der bereit war, den Betrieb zu übernehmen.
Das Wichtigste in Kürze
- 25 Prozent der Betriebe betroffen: Bis 2029 steht in Salzburg bei jedem vierten Unternehmen eine Übergabe an.
- Familiennachfolge rückläufig: Immer seltener übernehmen Kinder oder Verwandte den elterlichen Betrieb.
- Herausforderungen steigen: Hohe Erwartungen, finanzielle Hürden und der Wunsch nach Work-Life-Balance erschweren die Suche.
- Beispiel Bäckerei Itzlinger: Die Schließung nach zehn Jahren erfolgloser Suche verdeutlicht die Dringlichkeit des Themas.
Ein Traditionsbetrieb schließt für immer
Für viele Kunden war es ein Schock: Die Biobäckerei Itzlinger in Faistenau, ein fester Bestandteil der Gemeinde und beliebt bei Marktbesuchern, schloss mit dem Pensionsantritt von Jakob Itzlinger endgültig ihre Türen. Ein Jahrzehnt lang hatten er und seine Frau Sandra nach jemandem gesucht, der ihr Lebenswerk fortführen wollte – ohne Erfolg.
Die Geschichte der Bäckerei ist kein Einzelfall, sondern ein Symbol für eine Entwicklung, die viele kleine und mittlere Unternehmen in Salzburg betrifft. Es geht nicht nur um den Verlust eines Unternehmens, sondern auch um den Verlust von Arbeitsplätzen, regionaler Versorgung und über Generationen aufgebautem Wissen.
Zehn Jahre Suche
Die Inhaber der Biobäckerei Itzlinger investierten ein ganzes Jahrzehnt in die Suche nach einem geeigneten Nachfolger. Dieser lange Zeitraum unterstreicht, wie schwierig es selbst für etablierte und profitable Betriebe sein kann, eine Übergabe zu realisieren.
Die demografische Herausforderung in Zahlen
Die Wirtschaftskammer Salzburg schlägt Alarm. Die Statistiken zeigen ein klares Bild: Eine große Welle an Unternehmensübergaben rollt auf die Region zu. Rund ein Viertel aller Salzburger Betriebe wird in den nächsten fünf Jahren einen neuen Eigentümer benötigen. Dies betrifft Tausende von Unternehmen quer durch alle Branchen, vom Handwerksbetrieb bis zum Dienstleister.
Markus Schmiderer, der Nachfolgebeauftragte der Wirtschaftskammer, kennt die Probleme aus seiner täglichen Praxis. Er berät Unternehmer, die vor der schwierigen Aufgabe stehen, ihr Lebenswerk in neue Hände zu geben. Die Gründe für die schwierige Suche sind vielfältig und komplex.
„Wird innerhalb der Familie übergeben, ist immer viel mehr Emotion dabei.“ - Markus Schmiderer, Nachfolgebeauftragter der Wirtschaftskammer Salzburg
Warum die familieninterne Übergabe seltener wird
Früher war es oft selbstverständlich, dass die Kinder den elterlichen Betrieb übernehmen. Doch diese Tradition bricht zunehmend auf. Die Gründe dafür sind vielfältig:
- Andere Lebensentwürfe: Jüngere Generationen haben oft andere berufliche Vorstellungen und legen mehr Wert auf eine ausgewogene Work-Life-Balance, die in einem eigenen Betrieb schwer zu erreichen ist.
- Hohe Verantwortung: Die Übernahme eines Unternehmens bedeutet nicht nur viel Arbeit, sondern auch ein hohes finanzielles Risiko und die Verantwortung für Mitarbeiter.
- Bessere Alternativen: Gut ausgebildete junge Menschen haben heute eine breite Auswahl an Karrieremöglichkeiten als Angestellte mit geregelten Arbeitszeiten und weniger Risiko.
Der emotionale Faktor bei der Übergabe
Besonders bei Familienbetrieben spielen Emotionen eine entscheidende Rolle. Die übergebende Generation hat oft ihr ganzes Leben in das Unternehmen investiert. Loszulassen und das Lebenswerk in andere Hände zu geben, ist ein schwieriger Prozess. Unterschiedliche Vorstellungen über die Zukunft des Betriebs können zu Konflikten zwischen den Generationen führen und eine Übergabe scheitern lassen.
Hürden für externe Nachfolger
Wenn keine familiäre Lösung infrage kommt, richtet sich der Blick auf externe Käufer. Doch auch hier gibt es erhebliche Hürden. Viele potenzielle Nachfolger scheitern an der Finanzierung des Kaufpreises. Gleichzeitig haben die Verkäufer oft Preisvorstellungen, die auf dem Marktwert des Unternehmens basieren, aber für einen einzelnen Käufer schwer aufzubringen sind.
Ein weiteres Problem ist der Mangel an qualifizierten und unternehmerisch denkenden Personen. Die Bereitschaft, das Risiko der Selbstständigkeit auf sich zu nehmen, hat in den letzten Jahren abgenommen. Viele schrecken vor dem administrativen Aufwand und der hohen Arbeitsbelastung zurück.
Die Suche nach dem richtigen Zeitpunkt
Ein entscheidender Fehler, den viele Unternehmer machen, ist die zu späte Auseinandersetzung mit dem Thema Nachfolge. Experten wie Markus Schmiderer raten, mindestens fünf bis zehn Jahre vor der geplanten Übergabe mit der Planung zu beginnen. Dieser Prozess erfordert Zeit, um das Unternehmen „übergabereif“ zu machen, rechtliche und steuerliche Fragen zu klären und den richtigen Kandidaten zu finden und einzuarbeiten.
Der Fall Itzlinger zeigt, dass selbst ein langer Vorlauf keine Garantie für einen Erfolg ist. Die frühzeitige Suche erhöht jedoch die Chancen auf eine erfolgreiche Übergabe erheblich und sichert den Fortbestand des Unternehmens.
Unterstützung und neue Lösungswege
Um dem drohenden Verlust von Betrieben entgegenzuwirken, gibt es verschiedene Unterstützungsangebote. Die Wirtschaftskammer Salzburg bietet mit ihrer Nachfolgebörse eine Plattform, auf der Verkäufer und potenzielle Käufer zueinanderfinden können. Zudem gibt es spezialisierte Beratungen, die den gesamten Übergabeprozess begleiten.
Es werden auch neue Modelle der Unternehmensführung diskutiert, wie zum Beispiel Mitarbeiterbeteiligungen oder die Übergabe an ein Management-Team. Solche Lösungen können die finanzielle Hürde für eine einzelne Person senken und die Verantwortung auf mehrere Schultern verteilen.
Die bevorstehende Übergabewelle ist eine der größten wirtschaftlichen Herausforderungen für Salzburg. Ob es gelingt, diese erfolgreich zu meistern, wird entscheidend für die zukünftige Stärke der regionalen Wirtschaft und den Erhalt Tausender Arbeitsplätze sein.





