Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen im Bundesland Salzburg ist in den ersten drei Quartalen des Jahres stark angestiegen. Laut aktuellen Daten des Kreditschutzverbandes KSV1870 gab es einen Zuwachs von rund 25 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Mit diesem Wert verzeichnet Salzburg den höchsten Anstieg aller österreichischen Bundesländer.
Bis Ende September mussten rund 300 Unternehmen einen Insolvenzantrag stellen. Experten des KSV1870 prognostizieren, dass diese Zahl bis zum Jahresende auf über 400 ansteigen könnte, was die angespannte wirtschaftliche Lage in der Region unterstreicht.
Das Wichtigste in Kürze
- Anstieg um 25 %: Salzburg verzeichnet den stärksten Zuwachs an Firmenpleiten in ganz Österreich im Vergleich zum Vorjahr.
- Wichtige Branchen betroffen: Besonders die Bauwirtschaft, der Handel sowie die Gastronomie und Hotellerie sind betroffen.
- Weniger Schulden: Trotz mehr Insolvenzen sind die Gesamtverbindlichkeiten um rund zwei Drittel gesunken, da es hauptsächlich Klein- und Mittelbetriebe trifft.
- Prognose für das Gesamtjahr: Der Kreditschutzverband rechnet mit mehr als 400 Insolvenzfällen bis Ende des Jahres.
Ein alarmierender Trend für die Salzburger Wirtschaft
Die heute vom Kreditschutzverband 1870 veröffentlichten Zahlen zeigen eine besorgniserregende Entwicklung für den Wirtschaftsstandort Salzburg. Der Anstieg der Insolvenzen um ein Viertel ist ein klares Signal für die Herausforderungen, mit denen lokale Unternehmen konfrontiert sind. Diese Entwicklung setzt sich voraussichtlich auch im letzten Quartal des Jahres fort.
Besonders alarmierend ist, welche Sektoren am stärksten betroffen sind. Die Krise trifft das Herz der Salzburger Wirtschaft: die Bauwirtschaft, den Handel sowie den Tourismussektor mit Beherbergung und Gastronomie. Diese Branchen sind nicht nur wichtige Arbeitgeber, sondern auch das wirtschaftliche Rückgrat der gesamten Region.
Insolvenzen ohne Eröffnungsverfahren nehmen zu
Ein weiteres kritisches Detail in dem Bericht des KSV1870 ist der massive Anstieg sogenannter "Nichteröffnungen mangels Vermögens". In diesen Fällen wird ein Insolvenzverfahren gar nicht erst eingeleitet, weil das Unternehmen nicht einmal mehr über die finanziellen Mittel verfügt, um die Gerichtskosten zu decken.
Hier verzeichnet Salzburg einen Zuwachs von über 40 Prozent. Dies deutet darauf hin, dass viele Kleinunternehmen vollständig zahlungsunfähig sind und keine Vermögenswerte mehr besitzen, die zur Deckung der Verfahrenskosten herangezogen werden könnten.
Einordnung der Zahlen im Langzeitvergleich
Obwohl der Anstieg von 25 Prozent im Jahresvergleich hoch erscheint, relativiert sich das Bild bei einem Blick auf die Vor-Pandemie-Zeit. Verglichen mit dem letzten Jahr vor der COVID-19-Pandemie liegt der Anstieg der Insolvenzen bei moderaten vier Prozent. Dies zeigt, dass die aktuelle Welle auch eine Normalisierung nach den staatlichen Unterstützungsmaßnahmen während der Pandemie darstellt, die viele Unternehmen künstlich am Leben hielten.
Geringere Schulden trotz mehr Pleiten
Eine positive Nachricht inmitten der schwierigen Lage gibt es für die Gläubiger. Obwohl die Anzahl der Insolvenzen gestiegen ist, ist die Gesamthöhe der Verbindlichkeiten deutlich zurückgegangen. Die Passiva sanken um rund zwei Drittel und beliefen sich in diesem Jahr auf etwa 100 Millionen Euro.
Der Grund für diese Entwicklung liegt in der Struktur der insolventen Unternehmen. Betroffen sind vor allem Klein- und Mittelbetriebe (KMU), die im Vergleich zu Großkonzernen naturgemäß geringere Schulden aufweisen. Der Ausfall einzelner Unternehmen hat somit geringere finanzielle Auswirkungen auf die Gläubiger.
Größter Insolvenzfall des Jahres
Die größte Unternehmenspleite in Salzburg war in diesem Jahr die neuerliche Insolvenz der traditionsreichen Salzburg Schokolade GmbH in Grödig. Das Unternehmen, bekannt für die originalen Mozartkugeln von Mirabell, kämpfte bereits zuvor mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten.
Ausblick und Expertenmeinung
Experten des Kreditschutzverbandes gehen davon aus, dass die Welle an Insolvenzen auch in den kommenden Monaten anhalten wird. Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen bleiben angespannt, geprägt von hohen Energiekosten, Inflation und einem veränderten Konsumverhalten.
"Die aktuellen Zahlen sind ein deutliches Warnsignal. Die Zunahme der Insolvenzen, insbesondere in den für Salzburg so wichtigen Branchen, zeigt die strukturellen Probleme, mit denen viele Unternehmen kämpfen", so ein Analyst des KSV1870.
Die Entwicklung wird von Wirtschaftsverbänden und Politik genau beobachtet. Im Fokus stehen nun mögliche Maßnahmen, um die betroffenen Branchen zu stabilisieren und die Widerstandsfähigkeit der regionalen Wirtschaft zu stärken.
Zusammenfassung der betroffenen Sektoren
- Bauwirtschaft: Leidet unter gestiegenen Materialkosten und zurückgehenden Aufträgen.
- Handel: Steht durch den Online-Wettbewerb und die Kaufkraftverluste der Konsumenten unter Druck.
- Gastronomie und Hotellerie: Kämpft mit Personalmangel und den Nachwirkungen der Pandemie.
Die kommenden Monate werden zeigen, ob sich der Trend verfestigt oder ob sich die wirtschaftliche Lage in Salzburg wieder stabilisieren kann. Für viele Unternehmer bleibt die Situation jedoch weiterhin eine große Herausforderung.





