Das Museum der Moderne Rupertinum in Salzburg präsentiert eine neue Sonderausstellung, die Mozarts berühmte Oper „Die Zauberflöte“ aus vier unterschiedlichen künstlerischen Perspektiven beleuchtet. Im Mittelpunkt steht eine Klangskulptur, die nicht die Musik, sondern den Text der Oper in Töne und Licht umwandelt.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Ausstellung „Im Bann der Zauberflöte“ läuft im MdM Rupertinum in Salzburg.
- Sie zeigt Werke von Max Slevogt, Oskar Kokoschka, Wolfgang Hutter und Stephan von Huene.
- Ein Highlight ist die vierteilige Klangskulptur von Stephan von Huene, die stündlich aktiviert wird.
- Die Skulptur übersetzt die Vokale des Operntextes in hörbare Frequenzen.
- Die Schau entstand in Kooperation mit den Mozart-Museen Salzburg.
Vier Künstler, eine Oper
„Die Zauberflöte“ von Wolfgang Amadeus Mozart ist eine der meistgespielten Opern der Welt. Ihre Mischung aus Märchen, Symbolik und philosophischen Ideen stellt Regisseure und Ausstatter jedoch immer wieder vor große Herausforderungen. Die neue Ausstellung im Rupertinum widmet sich genau diesen kreativen Auseinandersetzungen und zeigt, wie vier bedeutende Künstler des 20. Jahrhunderts das Werk interpretierten.
Die Schau mit dem Titel „Im Bann der Zauberflöte. Slevogt – Kokoschka – Hutter – von Huene“ vereint ganz unterschiedliche künstlerische Ansätze. Von klassischen Illustrationen bis hin zu einer experimentellen Klanginstallation wird die Vielschichtigkeit der Oper sichtbar gemacht.
Visuelle Zauberwelten
Drei der ausgestellten Künstler näherten sich der Oper auf visuelle Weise. Max Slevogt schuf seine berühmten „Randzeichnungen zu Mozarts Zauberflöte“ aus einer tiefen Verehrung für den Komponisten. Seine detailreichen Illustrationen fangen die poetische Atmosphäre des Singspiels ein.
Einen ganz anderen Weg schlug Oskar Kokoschka ein. Für eine Inszenierung bei den Salzburger Festspielen entwarf er expressive Kostüme und farbgewaltige Bühnenbilder. Einige dieser energiegeladenen Zeichnungen sind in der Ausstellung zu sehen und zeugen von seiner intensiven Beschäftigung mit dem Stoff.
Der österreichische Maler Wolfgang Hutter war bekannt für seine Vorliebe für farbenprächtige und fantastische Landschaften. Für eine Produktion an der Grazer Oper schuf er eine Zauberwelt voller exotischer Pflanzen und Fabelwesen. Seine Entwürfe entführen die Betrachter direkt in die fantasievollen Szenen der Oper.
Kooperation mit den Mozart-Museen
Die Ausstellung im Rupertinum findet in Zusammenarbeit mit den Mozart-Museen Salzburg statt. Dort wird parallel die Sonderausstellung „Kosmos Zauberflöte“ gezeigt, die weitere Einblicke in die Entstehungs- und Wirkungsgeschichte der Oper gibt.
Wenn der Text zur Musik wird
Den radikalsten Ansatz verfolgte der deutsch-amerikanische Künstler Stephan von Huene (1932–2000). Er stellte sich die Frage: „Wo ist der Zauber?“ und fand ihn nicht in den traditionellen Inszenierungen seiner Zeit. Von Huene, der in den 1980er Jahren auch an der Internationalen Sommerakademie in Salzburg lehrte, war ein Pionier der kinetischen und akustischen Kunst.
Sein zentrales Werk in der Ausstellung ist die vierteilige Klangskulptur „Die Zauberflöte“. Diese Installation spielt jedoch keine einzige Note von Mozarts Musik. Stattdessen verarbeitet sie den Operntext selbst zu einem neuen Klangerlebnis.
„Diese Türme geben nicht Mozarts Musik der Zauberflöte wieder, sondern die verborgene Melodie vom Text der Oper.“
Die Technik hinter dem Klang
Für seine Skulptur führte von Huene eine komplexe Textanalyse des Librettos durch. Er isolierte die Vokale und wandelte deren charakteristische Frequenzen in Töne um. Das Ergebnis ist eine Komposition, die auf der reinen Sprachmelodie des Textes basiert. Die Skulptur besteht aus Holz, Metall, Computerteilen, Orgelbestandteilen und Hubmagneten.
Zusätzlich werden Verben aus dem Text in Lichtsignale umgewandelt. Diese Lichter lenken den Blick der Besucher durch den Raum und schaffen eine Verbindung zwischen dem akustischen und dem visuellen Erlebnis. Die Skulptur wird im Museum stündlich, jeweils zur halben Stunde, für die Besucher aktiviert.
Stephan von Huenes Verbindung zu Salzburg
Von 1983 bis 1985 sowie 1988 unterrichtete Stephan von Huene als Professor an der Internationalen Sommerakademie für Bildende Kunst in Salzburg. Es wird vermutet, dass seine kritische Haltung gegenüber der Oper durch die damals in Salzburg gezeigte, legendäre Inszenierung von Jean-Pierre Ponnelle beeinflusst wurde, die ihn nicht „verzaubern“ konnte.
Ein vielschichtiges Opernerlebnis
Die Ausstellung „Im Bann der Zauberflöte“ bietet mehr als nur eine Präsentation von Kunstwerken. Sie lädt die Besucher dazu ein, ein weltberühmtes Werk der Musikgeschichte neu zu entdecken – sei es durch die farbenfrohen Fantasiewelten von Hutter, die expressiven Visionen Kokoschkas oder die intellektuelle Dekonstruktion von Huenes.
Durch die Gegenüberstellung dieser vier unterschiedlichen Positionen wird deutlich, wie stark „Die Zauberflöte“ Künstler über Generationen hinweg inspiriert hat. Die Schau ist eine Erkundung des schier unerschöpflichen kreativen Potenzials, das in Mozarts Meisterwerk steckt, und zeigt, dass der „Zauber“ der Oper auch heute noch auf vielfältige Weise gefunden werden kann.





