Ein neues Buch des in Salzburg lebenden Autors Markus Weiglein wirft einen faszinierenden Blick auf ein Objekt, das tief in der österreichischen Identität verankert ist: den Ski. Die Veröffentlichung „Der Ski“ zeichnet eine Entwicklung nach, die Jahrtausende umspannt – von einem einfachen Transportmittel in der Altsteinzeit bis zum modernen Sportgerät und Kultobjekt.
Das im Anton-Pustet-Verlag erschienene Werk beleuchtet dabei nicht nur die sportliche Seite, sondern auch die überraschende militärische und kulturelle Bedeutung der Holzbretter. Weiglein, der selbst seit seiner Kindheit begeisterter Skifahrer ist, hat Fakten zusammengetragen, die selbst Kenner der Materie überraschen dürften.
Die wichtigsten Erkenntnisse
- Der Ski wurde bereits vor rund 10.000 Jahren als Transportmittel in verschiedenen Kaltregionen der Welt genutzt.
- Österreich gilt als das Ursprungsland des alpinen Skilaufs, während die generelle Skientwicklung in Norwegen vorangetrieben wurde.
- Die Militärgeschichte, insbesondere der Erste Weltkrieg, spielte eine entscheidende Rolle bei der Verbreitung des Skifahrens in der Bevölkerung.
- Das Buch präsentiert kuriose Fakten, wie die Errichtung der ersten Skihalle der Welt in Wien im Jahr 1927.
Vom Überlebenswerkzeug zum Massenphänomen
Die Geschichte des Skis beginnt viel früher, als viele annehmen. Markus Weiglein erklärt, dass die Ursprünge des Geräts bis in die Altsteinzeit zurückreichen. „Es gab Funde, die zeigen, dass bereits vor etwa 10.000 Jahren Holzbretter genutzt wurden, um sich auf Schnee fortzubewegen oder Dinge zu transportieren“, so der Autor. Diese frühen Modelle hatten bereits Bindungen, die aus Weidenruten gefertigt waren.
Über Jahrhunderte hinweg war der Ski kein Sportgerät, sondern ein überlebenswichtiges Werkzeug. Er ermöglichte die Jagd und den Transport in schneereichen Wintern. Diese rein funktionale Nutzung änderte sich erst langsam im Laufe der Zeit.
Österreichs Rolle in der Ski-Innovation
Während die grundlegende Idee des Skifahrens in nordischen Ländern perfektioniert wurde, kam der entscheidende Impuls für das Fahren im Gebirge aus Österreich. „Wir hatten Tüftler, die sich Gedanken machten, wie man denn einen Steilhang hinunterkommt“, erläutert Weiglein. Diese österreichischen Pioniere entwickelten Techniken und Ausrüstungen, die den alpinen Skisport begründeten und Österreich zum Kernland dieser Disziplin machten.
Die unerwartete Verbindung zum Militär
Eine der faszinierendsten Erkenntnisse aus Weigleins Recherchen ist die enge Verknüpfung des Skis mit der Militärgeschichte. Im Mittelalter wurden Skier und Stöcke sogar als Waffen in kriegerischen Auseinandersetzungen eingesetzt.
Besonders prägend war jedoch die Zeit der Weltkriege. „Gerade im Ersten Weltkrieg wurden spezielle Skikompanien aufgestellt, was zu einem enormen Bedarf an Ausrüstung führte“, berichtet Weiglein. Dies förderte die industrielle Fertigung und führte zur Gründung der ersten Skifabriken.
Salzburger Fabrik als Motor der Verbreitung
Die erste Skifabrik im Bundesland Salzburg befand sich in Itzling. Sie produzierte allein während des Ersten Weltkriegs beeindruckende 140.000 Paar Ski für das Militär. Nach dem Krieg gelangten diese Bestände günstig in die Zivilbevölkerung, was dem Skifahren zu einem ersten Boom verhalf und es für viele Menschen erstmals zugänglich machte.
So wandelte sich der Ski nach 1918 endgültig von einem militärischen und überlebensnotwendigen Gegenstand zu einem Sport- und Freizeitobjekt.
Ein Kultobjekt mit überraschenden Fakten
Markus Weiglein, der in Salzburg Geschichte studierte und heute als Projektleiter im Pustet-Verlag arbeitet, wollte eine sogenannte Objektgeschichte schreiben. „Ich war auf der Suche nach einem typisch österreichischen Objekt, so wie das Wiener Schnitzel“, sagt er. Die Wahl fiel schnell auf den Ski.
Das Buch ist bewusst unterhaltsam und leicht lesbar gestaltet. Es soll Spaß machen und den Lesern interessante Fakten vermitteln, die sie vielleicht noch nicht kannten. Ein eigenes Kapitel widmet sich „10 Ski-Superlativen zum Angeben“.
- Erste Skihalle: Bereits 1927 wurde in Wien die weltweit erste überdachte Skihalle errichtet, lange bevor solche Anlagen in anderen Ländern populär wurden.
- Geschwindigkeitsrekord: Der Franzose Simon Billy stellte 2023 mit 255,5 km/h einen neuen Weltrekord im Speed-Skiing auf.
Der Autor betont, dass der Ski nach 1945 auch eine wichtige Rolle im moralischen Wiederaufbau Österreichs spielte. Er wurde zum Symbol für Lebensfreude, Naturverbundenheit und den aufstrebenden Tourismus.
„Es ist kurzweilig, locker, flockig und bereitet schöne Lesestunden“, beschreibt Weiglein sein 130-seitiges Werk, das für 20 Euro erhältlich ist.
Weiglein, der in seiner Freizeit Gitarre in der Metalszene spielt, verbindet eine persönliche Leidenschaft mit dem Thema. Schon als Sechsjähriger stand er auf Skiern, am liebsten in seinem heutigen Lieblingsskigebiet Saalbach-Hinterglemm. Diese Begeisterung spiegelt sich in der lebendigen Erzählweise seines Buches wider, das die vielschichtige Geschichte eines einfachen Holzbretts erzählt, das die Welt eroberte.





