Anlässlich seines 100. Geburtstages widmet das Salzburg Museum dem einflussreichen Architekten Gerhard Garstenauer eine umfassende Sonderschau. Die Ausstellung „Garstenauer 100“ beleuchtet das Werk eines Mannes, der das architektonische Gesicht Salzburgs und darüber hinaus mit prägnanten Bauten wie der Felsentherme Gastein und dem Kongresszentrum nachhaltig formte.
Garstenauer, der 2025 100 Jahre alt geworden wäre, war eine Schlüsselfigur der Nachkriegsmoderne. Seine Arbeit polarisierte, doch sein Einfluss auf die architektonische Debatte in der Stadt ist bis heute spürbar.
Wichtige Fakten
- Die Sonderschau „Garstenauer 100“ läuft bis Ende Februar 2026 im Architekturhaus Salzburg.
- Gerhard Garstenauer ist bekannt für moderne Betonbauten wie die Felsentherme Gastein und das Salzburger Kongresshaus.
- Neben seinen Großprojekten zeigte er auch großes Feingefühl bei Arbeiten in der Salzburger Altstadt.
- Er war Mitbegründer des Salzburger Gestaltungsbeirats und prägte die öffentliche Architekturdebatte.
Ein Meister des Betons mit zwei Gesichtern
Wenn der Name Gerhard Garstenauer fällt, denken viele Salzburger sofort an monumentale Betonstrukturen. Bauten wie die Felsentherme in Bad Gastein oder das seit Jahren leerstehende Kongresshaus in der Stadt Salzburg stehen für einen kompromisslosen Stil, der ihm den Ruf eines „Beton-Garstenauers“ einbrachte.
Seine innovativen Konstruktionen mit vorgefertigten Betonteilen prägten auch die Gewerbe- und Industrielandschaft. Viele erinnern sich an die markanten Autohäuser von Ford und ÖFAG, die Garstenauers Handschrift trugen. Diese Bauten waren nicht nur ästhetisch neuartig, sondern auch funktional und langlebig.
Laut Peter Husty, dem Kurator der Ausstellung, funktionieren viele der von Garstenauer in den 1960er und 70er Jahren entworfenen Gewerbebauten noch heute tadellos und stehen in ihrer ursprünglichen Form.
Diese Werke zeugen von einem Architekten, der die Möglichkeiten neuer Materialien und Techniken voll ausschöpfte und damit die moderne Entwicklung Salzburgs in der Nachkriegszeit sichtbar machte. Einige seiner Bauten stehen bereits unter Denkmalschutz, weitere sollen folgen.
Das verborgene Feingefühl des Architekten
Doch das Bild des reinen Beton-Modernisten greift zu kurz. Was vielen nicht bewusst ist: Garstenauer arbeitete auch intensiv und mit großer Sensibilität in der historischen Salzburger Altstadt. Hier zeigte er eine ganz andere Seite seines Schaffens, die von Respekt vor dem Bestand und einem ausgeprägten Sinn für Details geprägt war.
Conny Cossa vom Bundesdenkmalamt in Salzburg hebt ein besonderes Beispiel hervor, das viel über den Menschen Garstenauer aussagt: die Gestaltung des Zauns am Museum Rupertinum.
„Garstenauer hat das Gitter um den Wurzelstock eines großen alten Baumes herum entworfen, anstatt die Wurzel einfach zu kappen. Ein faszinierendes, liebevolles Detail, das viel über ihn aussagt.“
Dieses Vorgehen zeigt einen Planer, der sich tiefgehend mit seiner Umgebung auseinandersetzte und Lösungen fand, die Natur und Architektur in Einklang brachten. Es ist dieser Kontrast zwischen den kühnen, modernen Großbauten und den feinfühligen Eingriffen in den historischen Kontext, der die Komplexität seines Werks ausmacht.
Der Denker und Impulsgeber
Gerhard Garstenauer war weit mehr als nur ein Architekt und Planer. Er war ein umfassender Denker, der sich intensiv mit den gesellschaftlichen Auswirkungen seiner Arbeit beschäftigte. Seine Überlegungen gingen weit über die reine Gebäudeplanung hinaus und umfassten städtische Mobilität und die Lebensqualität der Menschen.
Martin Hochleitner, der Direktor des Salzburg Museums, beschreibt diesen Aspekt seiner Persönlichkeit:
„Was hat Architektur für eine Auswirkung auf die Menschen, die an einem Ort leben? Kann man Verbesserungen machen? Sein Nachdenken ist bis hin zur Mobilität gegangen.“
Mitbegründer des Gestaltungsbeirats
Eine seiner wichtigsten Initiativen war die Mitbegründung des Salzburger Gestaltungsbeirats. Dieses Gremium, das bis heute die architektonische Qualität von Bauprojekten in der Stadt sichert, geht maßgeblich auf sein Engagement zurück. Garstenauer verstand, dass Architektur eine öffentliche Angelegenheit ist und eine offene Debatte darüber notwendig ist.
Er sah sich selbst als „regionalen Weltbürger“. Dieser Begriff beschreibt seinen Anspruch, international relevante Architektur zu schaffen, die gleichzeitig tief in ihrem lokalen Kontext verwurzelt ist. „Er hat immer den Anspruch gehabt, international zu wirken“, erklärt Roman Höllbacher von der Initiative Architektur. Gleichzeitig habe er sehr lokal gearbeitet und den Gedanken „von der Welt im Dorf“ nach Salzburg gebracht.
Ein bleibendes Erbe für Salzburg
Die Ausstellung „Garstenauer 100“ im Architekturhaus Salzburg zeigt nicht nur Pläne und Modelle seiner teils provokanten Entwürfe. Sie zeichnet das Bild eines Visionärs, dessen Ideen die Stadt nachhaltig beeinflusst haben. Ohne Garstenauers unermüdlichen Einsatz für eine qualitätsvolle Baukultur wäre die heutige offene Debatte über Architektur in Salzburg kaum denkbar, wie Experten betonen.
Sein Vermächtnis besteht somit nicht nur aus Beton und Glas, sondern auch aus dem intellektuellen Fundament, das er für nachfolgende Generationen von Architekten und Stadtplanern gelegt hat. Die Ausstellung bietet die Gelegenheit, dieses vielschichtige Erbe neu zu entdecken und die Bedeutung Garstenauers für die Entwicklung Salzburgs zu würdigen.





