Die Position des Schauspielchefs bei den Salzburger Festspielen ist seit der Trennung von Marina Davydova Ende November 2023 unbesetzt. Fast ein Jahr später fordert Salzburgs Bürgermeister Bernhard Auinger (SPÖ) eine rasche und transparente Neubesetzung durch eine offizielle Ausschreibung, um die Planungsunsicherheit für eine der wichtigsten Sparten des Festivals zu beenden.
Wichtige Punkte
- Die Leitung der Schauspielsparte der Salzburger Festspiele ist seit fast zwölf Monaten vakant.
- Bürgermeister Bernhard Auinger fordert eine öffentliche Ausschreibung für die Nachfolge.
- Die ungeklärte Führungsposition sorgt für Unsicherheit in der künstlerischen Planung.
- Diese Personaldebatte fällt in eine Zeit, in der auch die Finanzierung für die Sanierung der Festspielhäuser unter Druck steht.
Eine zentrale Führungsposition bleibt unbesetzt
Seit dem Ausscheiden von Marina Davydova Ende November 2023 fehlt den Salzburger Festspielen eine dedizierte Leitung für den Schauspielbereich. Davydova hatte die Position nur für eine Spielzeit inne, bevor es zur vorzeitigen Vertragsauflösung kam. Seither ist die Zukunft dieser wichtigen Sparte führungslos, was zunehmend für Kritik sorgt.
Die lange Vakanz wirft Fragen zur strategischen Ausrichtung und zur künstlerischen Kontinuität auf. Das Schauspiel ist neben Oper und Konzert eine der drei tragenden Säulen des weltberühmten Festivals. Eine fehlende Leitung erschwert die langfristige Programmplanung und die Verpflichtung renommierter Künstler und Regisseure.
Hintergrund der Vakanz
Marina Davydova, eine bekannte russische Theaterkritikerin und Kuratorin, wurde als Nachfolgerin von Bettina Hering bestellt und trat ihr Amt offiziell im Oktober 2022 an. Ihre erste und einzige Spielzeit war der Sommer 2023. Ende November 2023 gaben die Festspiele die einvernehmliche Trennung bekannt, ohne detaillierte Gründe zu nennen. Seitdem wird die Position interimistisch von der Intendanz mitbetreut.
Bürgermeister Auinger fordert klares Vorgehen
Angesichts der monatelangen Unklarheit hat sich nun Salzburgs Bürgermeister Bernhard Auinger zu Wort gemeldet. In einem Gespräch mit den Salzburger Nachrichten betonte er die Notwendigkeit, die Führungslücke schnell zu schließen. Er plädiert für einen transparenten und professionellen Prozess zur Findung einer Nachfolge.
„Es braucht eine klare Entscheidung und eine offizielle Ausschreibung, um die bestmögliche Person für diese wichtige Aufgabe zu finden“, so eine sinngemäße Forderung Auingers, die den Druck auf die Festspielleitung erhöht.
Die Forderung nach einer Ausschreibung zielt darauf ab, ein offenes und faires Auswahlverfahren zu gewährleisten. Dies soll sicherstellen, dass nicht nur interne Kandidaten oder Vorschläge aus einem kleinen Kreis berücksichtigt werden, sondern ein breites Feld an nationalen und internationalen Bewerbern angesprochen wird.
Die Bedeutung der Schauspielsparte
Das Schauspielprogramm, insbesondere die jährliche Aufführung des „Jedermann“ auf dem Domplatz, ist ein Markenzeichen der Salzburger Festspiele und zieht ein breites Publikum an. Die künstlerische Leitung dieser Sparte ist entscheidend für die Weiterentwicklung des Programms und die Wahrung des hohen internationalen Ansehens.
- Tradition: Der „Jedermann“ ist seit der Gründung der Festspiele 1920 ein zentraler Bestandteil.
- Innovation: Neben der Traditionspflege ist die Schauspielintendanz für neue Impulse und zeitgenössische Produktionen verantwortlich.
- Internationale Strahlkraft: Renommierte Regisseure und Schauspieler prägen das Image des Festivals maßgeblich mit.
Parallele Debatte um Finanzen und Bauprojekte
Die Diskussion um die unbesetzte Führungsposition findet vor dem Hintergrund einer weiteren großen Herausforderung statt: der Sanierung und dem Ausbau der Salzburger Festspielhäuser. Dieses milliardenschwere Projekt steht unter erheblichem Spardruck, auch wenn die öffentliche Hand – Bund, Land und Stadt Salzburg – ihre Finanzierungszusagen bekräftigt hat.
Das Bauprojekt „Festspielbezirk 2030“
Die Gesamtkosten für die Sanierung und Erweiterung der Festspielhäuser werden auf über eine Milliarde Euro geschätzt. Trotz der angespannten Haushaltslage haben die politischen Vertreter versichert, dass das Kernprojekt wie geplant umgesetzt wird. Dennoch wird über mögliche Einsparungen bei nicht wesentlichen Teilen diskutiert.
Bürgermeister Auinger bekräftigte, dass am Bauvorhaben selbst nicht gerüttelt werde. Er betonte jedoch, dass die aktuelle wirtschaftliche Lage eine genaue Prüfung aller Ausgaben erfordere. Diese finanzielle Anspannung könnte auch ein Grund für die zögerliche Haltung bei der Neubesetzung der Schauspielintendanz sein, da überlegt werden könnte, die Leitungsstruktur der Sparten neu zu organisieren, um Kosten zu sparen.
Zukunft der Leitungsstruktur ungewiss
Bisher ist unklar, ob die Position des Schauspielchefs in ihrer bisherigen Form überhaupt nachbesetzt wird. Es gibt Spekulationen, dass die Festspielleitung möglicherweise eine neue Struktur anstrebt, bei der die künstlerische Verantwortung anders verteilt wird. Eine solche Umstrukturierung wäre jedoch eine grundlegende Veränderung für das Festival.
Eine Entscheidung ist dringend erforderlich, da die Programmplanung für die kommenden Jahre bereits läuft. Die künstlerische Handschrift einer neuen Leitung wäre für die Spielzeiten ab 2026 entscheidend. Die aktuelle Unsicherheit gefährdet die langfristige strategische Planung und könnte die Position der Salzburger Festspiele im internationalen Wettbewerb schwächen.
Die kommenden Wochen werden zeigen, ob die Festspielleitung auf den öffentlichen Druck reagiert und eine Ausschreibung auf den Weg bringt. Für die Kulturszene in Salzburg und darüber hinaus ist die Besetzung dieser Schlüsselposition von größter Bedeutung.





