Ein Kollektiv von Salzburger Berg- und Skiführern hat eine innovative Methode zur Lawinenrettung entwickelt, die Online-Simulationen mit Praxiskursen kombiniert. Dieser hybride Ansatz soll Wintersportler besser auf den Ernstfall vorbereiten und grundlegende Fehler bei der Verschüttetensuche von vornherein vermeiden.
Die neue Alpinschule „adventurelab“ bietet interaktive E-Learning-Module an, in denen Teilnehmer realistische Szenarien am Computer durchspielen, bevor sie das erlernte Wissen im Gelände anwenden. Ziel ist es, die Entscheidungsfindung unter Druck zu schulen und die Rettungsabläufe zu optimieren.
Das Wichtigste in Kürze
- Salzburger Bergführer gründen die Alpinschule „adventurelab“ mit einem neuen hybriden Kurskonzept.
- Das Training kombiniert interaktive Online-Module mit praktischen Übungen im Schnee.
- Teilnehmer treffen in gefilmten Szenarien Entscheidungen unter Zeitdruck und sehen sofort die Konsequenzen.
- Das Ziel ist, wiederkehrende Fehler bei der Lawinenrettung zu reduzieren und die Sicherheit im alpinen Raum zu erhöhen.
Ein neuer Ansatz für die alpine Sicherheit
Die Vorbereitung auf einen Lawinennotfall ist für Skitourengeher und Freerider von entscheidender Bedeutung. Oftmals entscheidet die Effizienz der ersten Minuten über Leben und Tod. Um die Qualität der Ausbildung zu verbessern, haben die staatlich geprüften Berg- und Skiführer Dominik Trimmel und Erich Wieland aus dem Lungau die Alpinschule „adventurelab“ gegründet.
Ihre Beobachtung aus jahrelanger Praxis war eindeutig: Bei praktischen Lawinenkursen treten immer wieder dieselben grundlegenden Fehler auf. „Wir haben bei den Kursen im Schnee gemerkt, dass immer wieder die gleichen Fehler passieren“, erklärt Dominik Trimmel, der auch Mitglied der Salzburger Bergrettung ist. „Das hat uns dazu motiviert, für das nötige Grundwissen diese Hybrid-Kurse anzubieten.“
Vom Computer ins Gelände
Das Herzstück des neuen Konzepts ist die Verknüpfung von Theorie und Praxis. Bevor die Teilnehmer überhaupt einen Fuß in den Schnee setzen, absolvieren sie drei interaktive E-Learning-Module. Diese digitalen Trainingseinheiten sind weit mehr als nur das Lesen von Texten. In realistisch gefilmten Szenarien, die am Kitzsteinhorn aufgezeichnet wurden, müssen die Nutzer unter Zeitdruck Entscheidungen treffen.
Die Simulationen decken verschiedene Schwierigkeitsgrade ab, von einer einfachen Einzelverschüttung bis hin zu komplexen Mehrfachverschüttungen. Jede Entscheidung hat direkte, sichtbare Konsequenzen. Dieser Ansatz macht Wissenslücken sofort deutlich und schärft das Bewusstsein für die richtigen Handlungsabläufe.
Realistisches Training für den Ernstfall
Die Online-Module dienen als Fundament. Das dort erworbene Wissen wird anschließend in Praxiskursen, wie dem Kombikurs „Ready 2 Rescue – Hybrid“ in Obertauern, gefestigt. Unter Anleitung erfahrener Bergführer wird die Theorie in die Praxis umgesetzt. Der Vorteil: Die Teilnehmer kommen bereits mit einem soliden Grundverständnis zum Praxisteil, wodurch die Zeit im Gelände effizienter genutzt werden kann, um an Details und Teamabläufen zu feilen.
„Mit dem Thema Sicherheit und Unfallprävention sollte man sich rechtzeitig und regelmäßig befassen.“
- Dominik Trimmel, staatlich geprüfter Berg- und Skiführer
Die Gründer betonen, dass regelmäßiges Training unerlässlich ist. Der hybride Ansatz ermöglicht es Wintersportlern, ihr Wissen flexibel von zu Hause aus aufzufrischen und sich gezielt auf die Praxistage vorzubereiten.
Simulation unter Druck
Die E-Learning-Module simulieren den Stress eines echten Notfalls, indem sie den Teilnehmern ein Zeitlimit für ihre Entscheidungen setzen. Diese Methode trainiert nicht nur das Fachwissen, sondern auch die Fähigkeit, unter Druck einen kühlen Kopf zu bewahren und systematisch vorzugehen.
Umfassende Ausbildung für maximale Sicherheit
Für all jene, die noch tiefer in die Materie eintauchen möchten, bietet „adventurelab“ einen intensiven Drei-Tages-Kurs in den Hohen Tauern an. Dieser Kurs wird von drei Bergführern und einem Notfallsanitäter geleitet und deckt alle relevanten Bereiche ab:
- Präventivmaßnahmen: Tourenplanung, Risikobewertung und das richtige Verhalten im Gelände.
- Verschüttetensuche: Effizienter Einsatz von LVS-Gerät, Sonde und Schaufel.
- Erste Hilfe: Spezifische Maßnahmen für Lawinenopfer, insbesondere bei Unterkühlung.
Analyse durch Videoaufzeichnung
Ein besonderes Merkmal des Intensivkurses ist die Abschlussübung. Dabei wird ein kompletter Lawinenabgang simuliert. Die Teilnehmer müssen den gesamten Rettungsprozess selbstständig managen – vom korrekten Absetzen des Notrufs über die organisierte Suche bis zum schnellen und strategischen Ausgraben der Verschütteten.
Die entscheidenden 15 Minuten
Statistiken zur Lawinenrettung zeigen, dass die Überlebenschance eines vollständig verschütteten Opfers nach 15 Minuten rapide sinkt. Eine schnelle und gut koordinierte Kameradenrettung ist daher der wichtigste Faktor. Effizientes Training der Abläufe kann im Ernstfall wertvolle Minuten sparen und somit Leben retten.
Der gesamte Ablauf dieser Simulation wird gefilmt. Anschließend werden die Videoaufnahmen gemeinsam mit den Bergführern analysiert. Diese Methode ermöglicht eine detaillierte Auswertung der individuellen Stärken und Schwächen. Die Teilnehmer erhalten so ein direktes und konstruktives Feedback zu ihrer Leistung und können gezielt an ihren Fähigkeiten arbeiten.
Mit diesem innovativen Ansatz wollen die Salzburger Bergführer die Lawinenausbildung auf ein neues Niveau heben. Durch die Kombination aus digitaler Vorbereitung und intensivem Praxistraining sollen Wintersportler nicht nur wissen, was zu tun ist, sondern es im entscheidenden Moment auch sicher und schnell umsetzen können.





