Ein aktueller Bericht der Wirtschaftskammer Salzburg zeigt ein klares Bild: Die Lehre im Bundesland erfreut sich großer Beliebtheit und ihr Ansehen hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Eine Umfrage unter 1.500 der rund 7.700 Lehrlinge in Salzburg enthüllt, was für Jugendliche bei der Wahl ihres Ausbildungsplatzes wirklich zählt – und es sind nicht die oft beworbenen Zusatzleistungen.
Die wichtigsten Erkenntnisse
- Die Lehre hat in Salzburg ein stark verbessertes Image und ist für viele Jugendliche die erste Wahl.
- Praktische Erfahrung und finanzielle Unabhängigkeit sind die Hauptgründe für die Entscheidung für eine Lehre.
- Das Betriebsklima und die Erfahrungen während der Schnuppertage sind entscheidender als materielle Zusatzleistungen.
- Salzburger Betriebe investieren stark in die Betreuung und Weiterbildung ihrer Lehrlinge.
- Das Modell „Lehre mit Matura“ bleibt ein attraktiver und stark nachgefragter Ausbildungsweg.
Das Image der Lehre im Wandel
Die Berufsausbildung in Form einer Lehre hat in Salzburg eine bemerkenswerte Renaissance erlebt. Lange Zeit stand sie im Schatten akademischer Laufbahnen, doch das hat sich grundlegend geändert. „Das Image der Lehre hat in den letzten Jahren einen totalen Schub erfahren“, erklärt Martina Plaschke von der Salzburger Wirtschaftskammer, die den diesjährigen Lehrlingsreport verfasst hat. Diese positive Wahrnehmung spiegle sich nun auch direkt bei den Jugendlichen wider.
Derzeit befinden sich rund 7.700 junge Menschen in einer Lehrausbildung im Bundesland Salzburg. Die Ergebnisse des Reports, für den etwa 1.500 von ihnen befragt wurden, bestätigen diesen Trend eindrucksvoll. Die Lehre wird nicht mehr als zweite Wahl, sondern als bewusste und attraktive Entscheidung für den Start ins Berufsleben gesehen.
Zahlen im Überblick
Im Bundesland Salzburg gibt es aktuell rund 7.700 Lehrlinge. Für den Lehrlingsreport 2024 wurden etwa 1.500 von ihnen in Berufsschulen zu ihrer Ausbildung und Zufriedenheit befragt, was einer repräsentativen Stichprobe von knapp 20 % entspricht.
Was Jugendliche wirklich motiviert
Die Gründe für die Wahl einer Lehre sind vielfältig, doch einige Faktoren kristallisieren sich als besonders wichtig heraus. Laut Plaschke sind die Hauptantriebe klar definiert und sehr praxisorientiert.
„Die Jugendlichen wählen ganz klar eine Lehre, weil sie Geld verdienen wollen“, so Plaschke. Der Wunsch nach finanzieller Unabhängigkeit steht an erster Stelle. Eng damit verbunden ist das Bedürfnis nach Selbstständigkeit und die Möglichkeit, früh Verantwortung zu übernehmen. Ein weiterer entscheidender Punkt ist der Wunsch, dem rein theoretischen Schulalltag zu entkommen und stattdessen praktisch tätig zu werden.
Praxis vor Theorie
Viele der befragten Lehrlinge gaben an, dass sie „nicht mehr in die Schule gehen wollen, um sich dort theoretisch mit Lehrstoff zu befassen“. Sie schätzen das „praktische Tun“ und die direkte Anwendung des Gelernten im Arbeitsalltag. Dieser praxisnahe Ansatz ermöglicht es ihnen, ihre Fähigkeiten unmittelbar zu erproben und konkrete Ergebnisse ihrer Arbeit zu sehen, was als äußerst motivierend empfunden wird.
Lehre mit Matura: Der doppelte Vorteil
Das Modell „Lehre mit Matura“ bleibt ein ungebrochener Erfolg. Es ermöglicht Jugendlichen, eine vollwertige Berufsausbildung mit der Reifeprüfung zu kombinieren. Dieser Weg öffnet nicht nur die Türen zu einem direkten Berufseinstieg, sondern hält auch die Option für ein späteres Hochschulstudium offen. Diese Flexibilität macht das Modell für viele besonders attraktiv und erweitert die Karrierechancen erheblich.
Die Wahl des Betriebs: Menschlichkeit vor materiellen Anreizen
Eine der überraschendsten Erkenntnisse des Reports betrifft die Kriterien, nach denen Lehrlinge ihren Ausbildungsbetrieb auswählen. Während viele Unternehmen mit attraktiven Zusatzleistungen wie Firmenhandys, Fahrtkostenzuschüssen oder Fitness-Abos werben, spielen diese für die Jugendlichen eine untergeordnete Rolle.
„Das ist sehr spannend, man hat eigentlich gedacht, dass es vor allem die Benefits sind, die da zählen – das ist aber nicht so,“ betont Martina Plaschke.
Viel wichtiger ist den jungen Menschen das Betriebsklima. Die Atmosphäre im Team, der Umgangston der Vorgesetzten und das Gefühl, als Person wertgeschätzt zu werden, sind die entscheidenden Faktoren. Diese Eindrücke gewinnen die Jugendlichen vor allem während der gesetzlich verankerten Schnuppertage.
Die entscheidende Rolle der Schnuppertage
Die Schnuppertage sind der Schlüsselmoment im Entscheidungsprozess. An diesen Tagen erhalten die Jugendlichen einen authentischen Einblick in den Berufsalltag und die Unternehmenskultur.
Plaschke erklärt den Prozess: „Die Jugendlichen entscheiden sich nach dem Schnuppern. Schnuppern bedeutet, dass ich mir den Beruf in einem Betrieb mal einen Tag lang anschauen und ein Gefühl dafür bekommen kann.“ Wenn dieser Tag positiv und erfolgreich gestaltet wird, fällt die Entscheidung oft für den Beruf und den spezifischen Betrieb. Ein gut organisierter Schnuppertag, bei dem sich der Jugendliche willkommen und gut betreut fühlt, ist somit die beste Werbung für ein Unternehmen.
Unternehmen investieren in die Zukunft
Die Salzburger Betriebe haben erkannt, wie wichtig eine gute Ausbildung und Betreuung für die Sicherung von Fachkräften ist. Laut dem Bericht der Wirtschaftskammer investieren sie erheblich in ihre Lehrlinge. Dieses Engagement geht weit über die gesetzlichen Anforderungen hinaus.
Zu den Maßnahmen gehören unter anderem:
- Zusätzliche Weiterbildungen: Fachkurse, die über den Lehrplan hinausgehen.
- Persönlichkeitsbildende Seminare: Kurse zur Stärkung von Soft Skills wie Kommunikation und Teamarbeit.
- Intensive Betreuung: Eigene Lehrlings-Mentoren oder Coaches, die als Ansprechpartner dienen.
- Vorbereitung auf Wettbewerbe: Gezieltes Training für Lehrlingswettbewerbe auf Landes- und Bundesebene.
Diese Investitionen zahlen sich doppelt aus: Sie erhöhen nicht nur die Qualität der Ausbildung, sondern stärken auch die Bindung der jungen Fachkräfte an das Unternehmen. Ein Lehrling, der sich wertgeschätzt und gefördert fühlt, bleibt mit höherer Wahrscheinlichkeit auch nach dem Lehrabschluss im Betrieb. Das positive Image der Lehre in Salzburg ist somit das Ergebnis einer gemeinsamen Anstrengung von Jugendlichen, Betrieben und Bildungseinrichtungen.





