Salzburger Gärtnereien und Blumenhändler nutzen ab sofort die beliebte App „Too Good To Go“, um überschüssige Pflanzen und Blumen vor der Entsorgung zu bewahren. Diese Initiative, die ursprünglich für die Rettung von Lebensmitteln bekannt wurde, hilft nun auch dabei, Abfall im Zierpflanzenhandel zu reduzieren und bietet Kunden eine preiswerte Möglichkeit, ihr Zuhause zu begrünen.
Das Prinzip ist einfach: Betriebe bieten sogenannte „Überraschungssackerl“ mit Pflanzen an, die nicht mehr dem Idealbild entsprechen, aber immer noch in gutem Zustand sind. Kunden können diese Sackerl zu einem stark reduzierten Preis über die App reservieren und im Geschäft abholen. Damit leisten sowohl Händler als auch Käufer einen Beitrag zur Nachhaltigkeit.
Das Wichtigste in Kürze
- Salzburger Gärtnereien nehmen am „Too Good To Go“-Programm teil, um Pflanzenabfall zu vermeiden.
- Kunden können „Überraschungssackerl“ mit Blumen und Pflanzen zu einem vergünstigten Preis erwerben.
- Die Initiative überträgt das erfolgreiche Modell der Lebensmittelrettung auf die Blumenbranche.
- Ziel ist es, die Nachhaltigkeit im Handel zu fördern und Ressourcen zu schonen.
Vom Teller in den Blumentopf: Ein bewährtes Konzept wird erweitert
Die App „Too Good To Go“ hat sich in den letzten Jahren als feste Größe im Kampf gegen Lebensmittelverschwendung etabliert. Millionen Nutzer in ganz Europa retten täglich Backwaren, Obst, Gemüse und zubereitete Speisen vor der Mülltonne. Das Konzept ist so einfach wie wirkungsvoll: Gastronomiebetriebe und Supermärkte verkaufen ihre überschüssige Ware am Ende des Tages zu einem Bruchteil des Originalpreises.
Nun wird dieses Modell auf einen neuen Bereich ausgeweitet: den Pflanzenhandel. Auch hier entsteht täglich Abfall. Pflanzen, die nicht mehr ganz frisch aussehen oder deren Blütezeit bald endet, werden oft aussortiert, obwohl sie noch wochenlang Freude bereiten können. Salzburger Gärtnereien erkennen dieses Potenzial und schließen sich der Bewegung an, um diesen Kreislauf zu durchbrechen.
Hintergrund: Das Problem der Verschwendung im Handel
Nicht nur bei Lebensmitteln ist Verschwendung ein großes Thema. Im Blumen- und Pflanzenhandel müssen Produkte stets frisch und makellos aussehen. Eine Orchidee, die bereits in voller Blüte steht, wird von Kunden oft zugunsten einer Pflanze mit Knospen übergangen. Ein Blumenstrauß, der noch einige Tage hält, aber nicht mehr als „frisch gebunden“ verkauft werden kann, landet häufig im Abfall. Diese Initiative setzt genau hier an, um diesen noch wertvollen Produkten eine zweite Chance zu geben.
Salzburger Betriebe zeigen Engagement für Nachhaltigkeit
In Salzburg haben erste Gärtnereien die Initiative ergriffen und bieten ihre Pflanzen über die App an. Eine dieser Vorreiterinnen ist die Gärtnerin Veronika Schmeikal, die seit kurzem „Überraschungssackerl“ mit Blumen und Grünpflanzen zusammenstellt. Für sie ist es eine Herzensangelegenheit, die Wertschätzung für Pflanzen zu fördern.
Die Motivation der teilnehmenden Betriebe ist vielfältig. Einerseits geht es um einen ökologischen Beitrag. Jede gerettete Pflanze bedeutet weniger Abfall und eine bessere Nutzung von Ressourcen wie Wasser, Erde und Energie, die für ihre Aufzucht benötigt wurden. Andererseits hat die Teilnahme auch wirtschaftliche Vorteile. Ware, die sonst abgeschrieben werden müsste, generiert noch einen kleinen Umsatz und deckt zumindest einen Teil der Kosten.
Was erwartet Kunden im Überraschungssackerl?
Der Inhalt der Sackerl ist, wie der Name schon sagt, eine Überraschung. Die Zusammenstellung hängt davon ab, was an einem bestimmten Tag im Geschäft übrig bleibt. Typische Produkte, die in den Paketen zu finden sind, umfassen:
- Schnittblumen: Aufwendig gebundene Sträuße, die nicht mehr als tagesfrisch gelten, aber noch mindestens drei bis fünf Tage schön sind.
- Topfpflanzen: Blühende Pflanzen wie Orchideen oder Geranien, deren Hauptblüte bereits erreicht ist.
- Grünpflanzen: Pflanzen mit kleinen optischen Mängeln, zum Beispiel einem eingerissenen Blatt, die aber ansonsten gesund sind.
- Saisonale Ware: Übrig gebliebene Balkonpflanzen am Ende der Pflanzsaison oder Kräuter, die nicht verkauft wurden.
Für die Kunden ist es eine Win-Win-Situation. Sie erhalten für wenig Geld – oft für nur ein Drittel des ursprünglichen Preises – eine bunte Mischung an Pflanzen, mit denen sie ihr Zuhause oder ihren Balkon verschönern können. Gleichzeitig unterstützen sie lokale Betriebe und tun etwas Gutes für die Umwelt.
Statistik zur Verschwendung
Laut dem österreichischen Umweltministerium landen jährlich rund eine Million Tonnen Lebensmittel im Müll. Genaue Zahlen für entsorgte Zierpflanzen gibt es zwar nicht, doch Experten schätzen, dass auch hier ein erheblicher Anteil der produzierten Ware nicht verkauft wird. Initiativen wie diese helfen, das Bewusstsein für diese Problematik zu schärfen.
Ein wachsender Trend mit Zukunftspotenzial
Die Ausweitung von „Too Good To Go“ auf den Non-Food-Bereich ist ein logischer nächster Schritt in der Entwicklung einer nachhaltigeren Konsumkultur. Was mit Lebensmitteln begann, könnte bald auch auf andere Branchen wie Drogeriemärkte oder den Buchhandel übergreifen, wo ebenfalls regelmäßig Produkte aus dem Sortiment genommen werden.
„Jede Pflanze, die wir retten, ist ein kleiner Sieg für die Nachhaltigkeit und macht gleichzeitig einen Kunden glücklich. Es ist schade, etwas wegzuwerfen, das noch so viel Leben in sich hat“, erklärt eine teilnehmende Floristin aus Salzburg.
Für die Gärtnereien in Salzburg ist die Teilnahme mehr als nur eine Möglichkeit zur Abfallreduzierung. Es ist auch ein klares Signal an die Kunden: Nachhaltigkeit und der bewusste Umgang mit Ressourcen sind zentrale Werte des Unternehmens. In einer Zeit, in der Verbraucher immer mehr Wert auf ökologische und soziale Verantwortung legen, kann dies zu einem wichtigen Wettbewerbsvorteil werden.
Die positive Resonanz der ersten Tage zeigt, dass das Konzept bei den Salzburgern gut ankommt. Die verfügbaren Sackerl sind oft schnell vergriffen. Es bleibt abzuwarten, wie viele weitere Betriebe in der Region sich diesem zukunftsweisenden Modell anschließen werden, um gemeinsam ein Zeichen gegen die Wegwerfgesellschaft zu setzen.





