In Salzburg sind derzeit nur fünf Biogasanlagen in Betrieb, obwohl das Potenzial für die Erzeugung nachhaltiger Energie aus landwirtschaftlichen Reststoffen deutlich größer wäre. Hohe Investitionskosten und fehlende rechtliche Rahmenbedingungen bremsen den Ausbau. Ein neues Bundesgesetz soll nun die notwendige Planungssicherheit schaffen und Anreize für Landwirte setzen, in diese Technologie zu investieren.
Ein Pionierbetrieb im Pongau zeigt seit 20 Jahren, wie ein landwirtschaftlicher Familienbetrieb durch Biogas nicht nur energieautark werden, sondern auch die lokale Gemeinschaft mit Strom und Wärme versorgen kann. Doch ohne verlässliche politische Unterstützung bleibt der flächendeckende Ausbau eine Herausforderung.
Ein Pionier im Pongau zeigt das Potenzial auf
In Altenmarkt im Pongau betreibt die Familie Walchhofer seit zwei Jahrzehnten die einzige Biogasanlage der Region. Der landwirtschaftliche Betrieb hat sich damit eine zweite Einkommensquelle erschlossen und leistet einen wichtigen Beitrag zur lokalen Energieversorgung. Thomas Walchhofer erklärt den Prozess, der auf seinem Hof täglich abläuft.
Gras- und Maissilage werden zusammen mit Rindergülle in einem speziellen Behälter, dem Fermenter, vergoren. Bei diesem natürlichen Zersetzungsprozess entsteht Biogas. „Dieses Gas wird dann in einem Motor verbrannt, der einen Generator antreibt und so elektrische Energie erzeugt“, erläutert Walchhofer. Die gewonnene Energie wird vielseitig genutzt.
Energie für die Region
Die Anlage der Familie Walchhofer produziert genug Strom, um neben dem eigenen Hof und Stall zusätzlich rund 150 Haushalte in der Umgebung zu versorgen. Der Strom wird direkt in das lokale Netz eingespeist.
Doch nicht nur Strom wird erzeugt. Die bei der Verbrennung des Gases entstehende Abwärme wird ebenfalls sinnvoll eingesetzt. „Die Wärme leiten wir über ein Nahwärmenetz, das wir selbst errichtet haben, an benachbarte Objekte weiter. Diese können damit ihre Gebäude heizen“, so Walchhofer. Dieses System macht die lokale Energieversorgung effizienter und reduziert die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen.
Hohe Hürden für neue Anlagen
Trotz des Erfolgsmodells der Familie Walchhofer bleibt der Ausbau von Biogasanlagen im Bundesland Salzburg überschaubar. Mit nur vier weiteren Anlagen ist das Potenzial bei Weitem nicht ausgeschöpft. Die Hauptgründe dafür sind die hohen Anfangsinvestitionen und die bisher unsichere Gesetzeslage.
Der Bau einer Biogasanlage erfordert eine Investition im sechs- bis siebenstelligen Bereich. Für viele landwirtschaftliche Betriebe ist diese Summe ohne langfristige Garantien und finanzielle Unterstützung kaum zu stemmen. Die Unsicherheit über die zukünftigen Einspeisetarife für Biogas und Strom hat viele Landwirte in den letzten Jahren zögern lassen.
Was ist Biogas?
Biogas entsteht durch die Vergärung von organischem Material wie Gülle, Mist, Energiepflanzen (z. B. Mais, Gras) oder Bioabfällen unter Luftabschluss. Es besteht hauptsächlich aus Methan und Kohlendioxid. Wird das Kohlendioxid abgetrennt, entsteht Biomethan, das in das Erdgasnetz eingespeist werden kann.
Das Erneuerbaren-Gas-Gesetz als Hoffnungsträger
Um diese Hürden abzubauen, verhandelt die Bundesregierung derzeit das sogenannte Erneuerbaren-Gas-Gesetz (EGG). Dieses Gesetz soll den rechtlichen Rahmen für die Produktion und Einspeisung von Biomethan in das Gasnetz schaffen und den Betreibern die dringend benötigte finanzielle Planbarkeit bieten.
Bei einem Besuch auf dem Hof der Familie Walchhofer in Altenmarkt betonte Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig (ÖVP) die Bedeutung des neuen Gesetzes. Er sieht darin einen entscheidenden Schritt, um die heimische Energieproduktion zu stärken.
„Damit wollen wir die Basis legen, dass auch Biogas, Biomethan in Zukunft seinen fixen Platz in der Energieversorgung des Landes hat.“
- Norbert Totschnig, Landwirtschaftsminister
Das Gesetz soll Anreize schaffen, damit mehr Landwirte in die Biogasproduktion einsteigen. Ziel ist es, die Abhängigkeit von importiertem Erdgas zu reduzieren und gleichzeitig die Wertschöpfung in der heimischen Landwirtschaft zu steigern. Das Gesetz soll klare Regeln für die Einspeisung von aufbereitetem Biogas (Biomethan) ins öffentliche Gasnetz festlegen.
Vorteile von Biogas für Landwirtschaft und Umwelt
Die verstärkte Nutzung von Biogas bietet eine Reihe von Vorteilen, die über die reine Energiegewinnung hinausgehen.
- Kreislaufwirtschaft: Landwirtschaftliche Reststoffe wie Gülle und Mist werden sinnvoll verwertet. Der Gärrest, der nach dem Prozess übrig bleibt, ist ein hochwertiger Dünger, der wieder auf den Feldern ausgebracht werden kann.
- Reduzierung von Emissionen: Bei der Lagerung von Gülle entweicht Methan, ein starkes Treibhausgas. In einer Biogasanlage wird dieses Gas aufgefangen und zur Energiegewinnung genutzt, was dem Klima zugutekommt.
- Regionale Energieversorgung: Biogasanlagen erzeugen dezentral Energie und stärken die Unabhängigkeit von überregionalen Netzen und internationalen Energiemärkten.
- Zusätzliches Einkommen: Für Landwirte stellt der Verkauf von Strom, Wärme oder Biomethan eine stabile und planbare Einnahmequelle dar, die den Betrieb diversifiziert.
Die Technologie ist erprobt und könnte einen wesentlichen Beitrag zur Energiewende in Salzburg leisten. Die Landwirtschaftskammer und Experten sehen ein erhebliches Potenzial, insbesondere in viehreichen Regionen wie dem Flachgau, Tennengau und Pongau.
Ausblick für Salzburg
Die Zukunft der Biogasproduktion in Salzburg hängt maßgeblich von der finalen Ausgestaltung des Erneuerbaren-Gas-Gesetzes ab. Wenn die Rahmenbedingungen stimmen, könnten Dutzende weitere Anlagen im Bundesland entstehen. Dies würde nicht nur die regionale Energieversorgung sichern, sondern auch die Landwirtschaft stärken und einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leisten.
Die Erfahrungen von Betrieben wie jenem der Familie Walchhofer zeigen, dass die Technologie funktioniert und wirtschaftlich tragfähig sein kann. Nun liegt es an der Politik, die Weichen zu stellen, damit dieses ungenutzte Potenzial gehoben werden kann. Für viele Salzburger Landwirte könnte die Biogasanlage eine Chance sein, aktiv an der Energiezukunft mitzuwirken.





