Ein 79-jähriger Mann aus Salzburg ist Ende März verstorben, nachdem er dringend eine Herzoperation benötigte, aber kein Krankenhaus rechtzeitig Kapazitäten hatte. Der Fall wirft ein Schlaglicht auf die Engpässe in der Notfallversorgung der Region. Insgesamt elf Kliniken in Österreich und Bayern konnten den Patienten nicht aufnehmen.
Der Mann musste vier Stunden im Landeskrankenhaus Salzburg warten, bevor ein Transport nach Linz organisiert werden konnte. Für ihn kam diese Hilfe zu spät.
Das Wichtigste in Kürze
- Ein 79-jähriger Salzburger verstarb nach einer vierstündigen Wartezeit auf eine Not-Herzoperation.
- Das Notfallteam der Herzchirurgie am Landeskrankenhaus Salzburg war bereits mit einem anderen Fall beschäftigt.
- Elf angefragte Spezialkliniken in Österreich und Bayern, darunter drei in Bayern, hatten keine freien Kapazitäten.
- Das nahegelegene Klinikum Traunstein wurde nicht kontaktiert, da es nicht für die spezifische Art der Operation ausgestattet ist.
Der Ablauf des tragischen Notfalls
Ende März spielte sich am Landeskrankenhaus Salzburg eine dramatische Situation ab. Ein 79-jähriger Mann wurde als akuter Notfall eingeliefert und benötigte umgehend eine komplexe herzchirurgische Operation. Doch die Umstände an diesem Nachmittag waren schwierig.
Nach 15:30 Uhr stand in der Herzchirurgie des Krankenhauses nur ein einziges Notfall-Team zur Verfügung. Dieses Team war jedoch bereits vollständig durch die Operation eines anderen Notfallpatienten gebunden. Für den neu eingelieferten Mann bedeutete dies eine kritische Verzögerung.
Die Klinikleitung begann sofort mit einer fieberhaften Suche nach einer alternativen Behandlungsmöglichkeit. Überregionale Koordinationsstellen wurden alarmiert, um ein freies Bett in einem anderen herzchirurgischen Zentrum zu finden.
Eine verzweifelte Suche nach einem freien Platz
Die Suche gestaltete sich als äußerst schwierig. Die Mitarbeiter des Landeskrankenhauses kontaktierten insgesamt elf verschiedene Kliniken in Österreich und dem benachbarten Bayern. Darunter befanden sich auch drei hochspezialisierte Herzzentren auf deutscher Seite.
Die Antwort war jedoch von allen angefragten Standorten dieselbe: keine freien Kapazitäten. Weder die Intensivbetten noch die notwendigen Operationsteams standen zur Verfügung, um den Salzburger Patienten sofort zu übernehmen.
Erst nach rund vier Stunden Wartezeit fand sich eine Lösung. Das Kepler Universitätsklinikum in Linz signalisierte Bereitschaft, den Mann aufzunehmen. Ein Hubschrauber wurde organisiert, um den Patienten vom Dach der Chirurgie-West schnellstmöglich nach Oberösterreich zu fliegen. Doch die lange Wartezeit hatte ihren Tribut gefordert; der Patient verstarb.
Hintergrund: Notfallversorgung in der Herzchirurgie
Herzchirurgische Notfälle erfordern eine extrem hohe personelle und technische Ausstattung. Ein Operationsteam besteht aus mehreren Chirurgen, Anästhesisten, Kardiotechnikern und spezialisiertem Pflegepersonal. Gleichzeitig muss ein postoperatives Intensivbett mit Beatmungsmöglichkeit verfügbar sein. Wenn alle Ressourcen einer Klinik gebunden sind, ist die Aufnahme weiterer Notfälle unmöglich, da dies die Sicherheit der bereits in Behandlung befindlichen Patienten gefährden würde.
Warum wurde das Klinikum Traunstein nicht angefragt?
In der öffentlichen Diskussion nach dem Vorfall tauchte immer wieder die Frage auf, warum das geografisch nahe gelegene Klinikum Traunstein nicht um Hilfe gebeten wurde. Die Distanz von Salzburg nach Traunstein ist deutlich geringer als nach Linz, was im Notfall entscheidende Minuten sparen könnte.
Die Salzburger Landeskliniken (SALK) gaben hierzu eine klare Erklärung ab. Das Klinikum Traunstein verfügt zwar über eine exzellente Kardiologie, aber nicht über eine eigene Abteilung für Herzchirurgie. Die für den 79-jährigen Patienten notwendige Operation konnte dort technisch nicht durchgeführt werden.
„Eine Anfrage in Traunstein wäre sinnlos gewesen, da die medizinischen Voraussetzungen für diesen speziellen Eingriff dort nicht gegeben sind“, erklärte ein Sprecher. Die Suche konzentrierte sich daher ausschließlich auf Kliniken, die das gesamte Spektrum der Herzchirurgie abdecken.
Systemische Probleme oder bedauerlicher Einzelfall?
Der Tod des Mannes hat eine Debatte über die Belastbarkeit des Gesundheitssystems ausgelöst. Kritiker sehen in dem Vorfall ein Symptom für strukturelle Probleme wie Personalmangel und eine zu geringe Anzahl an Intensivbetten.
Es wird argumentiert, dass es nicht sein dürfe, dass in einer ganzen Region über Stunden hinweg keine Kapazitäten für einen lebensbedrohlichen Notfall vorhanden sind. Die Tatsache, dass elf Kliniken gleichzeitig absagen mussten, deutet auf eine flächendeckende Auslastung der Systeme hin.
„Dieser Fall zeigt auf tragische Weise die Grenzen unseres hochgelobten Gesundheitssystems. Wenn ein Patient stirbt, weil elf Kliniken gleichzeitig überlastet sind, müssen wir dringend über Ressourcen und Strukturen sprechen.“
Die Krankenhausbetreiber verweisen hingegen auf die Unvorhersehbarkeit solcher Notfall-Häufungen. Es sei ein unglückliches Zusammentreffen gewesen, dass sowohl das eigene Notfallteam bereits im Einsatz war als auch alle umliegenden Zentren zur selben Zeit keine Kapazitäten frei hatten. Solche Situationen seien selten, aber niemals vollständig auszuschließen.
Forderungen nach Konsequenzen
Aus der Politik und von Patientenvertretern werden nun Konsequenzen gefordert. Im Raum stehen Überlegungen, die überregionalen Notfallpläne zu überprüfen und die Koordination zwischen den Kliniken in Österreich und Bayern weiter zu verbessern.
Zudem wird die Personal- und Bettenausstattung in den Spezialabteilungen erneut thematisiert. Es müsse sichergestellt werden, dass auch bei unvorhergesehenen Spitzenbelastungen ausreichend Puffer vorhanden ist, um lebenswichtige Operationen ohne Verzögerung durchführen zu können.
Die Aufarbeitung des Falles dauert an. Ziel ist es, Lehren aus dem tragischen Ereignis zu ziehen, um die Sicherheit für zukünftige Notfallpatienten in der Region Salzburg und darüber hinaus zu erhöhen.





