Die österreichische Polizei hat ihre Ermittlungskapazitäten mit fünf neuen Datenträgerspürhunden erweitert, von denen einer ab sofort in Salzburg im Einsatz ist. Diese speziell ausgebildeten Tiere sind darauf trainiert, versteckte elektronische Geräte und digitale Beweismittel aufzuspüren.
Die offizielle Indienststellung fand kürzlich in der Ausbildungsstätte in Wien-Strebersdorf statt, wo Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) vier der neuen Diensthunde ihre Dekrete überreichte. Diese Initiative ist Teil einer umfassenden Strategie zur Bekämpfung moderner Kriminalitätsformen wie Cyberkriminalität und Terrorismus.
Das Wichtigste in Kürze
- Fünf neue Datenträgerspürhunde haben den Dienst in Österreich angetreten, einer davon in Salzburg.
- Die Hunde sind darauf spezialisiert, Handys, USB-Sticks, Laptops und andere digitale Speichermedien zu finden.
- Die Ausbildung wurde in Kooperation mit der Bayerischen Polizei entwickelt und dauert acht Wochen.
- Bis Ende 2025 soll die Zahl der Spezialhunde auf elf erhöht werden, um alle Bundesländer abzudecken.
Eine neue Ära der Ermittlungsarbeit
Die Kriminalität verlagert sich zunehmend in den digitalen Raum, was die Strafverfolgungsbehörden vor neue Herausforderungen stellt. Versteckte Datenträger sind oft der Schlüssel zur Aufklärung komplexer Fälle. Die neuen Spürhunde sollen genau hier ansetzen und Ermittlern einen entscheidenden Vorteil verschaffen.
Generaldirektor für die öffentliche Sicherheit, Franz Ruf, erklärte, dass die Hunde eine schnelle und effektive Durchsuchung von Gebäuden, Fahrzeugen und sogar großen Freiflächen ermöglichen. "Damit sind wir nun in der Lage, Hausdurchsuchungen [...] sehr gezielt, sehr effektiv und schnell durchzuführen", so Ruf.
Vom Schutzhund zum Datenspezialisten
Die Grundlage für den Einsatz als Datenspürhund ist eine zweijährige Ausbildung zum Schutz- und Stöberhund. Erst danach folgt die achtwöchige Spezialisierung. In diesem Lehrgang, der in Zusammenarbeit mit der Bayerischen Polizei entwickelt wurde, lernen die Tiere, spezifische Gerüche zu erkennen, die von elektronischen Bauteilen ausgehen.
Die Hunde – allesamt belgische und holländische Schäferhunde – werden darauf konditioniert, den Geruch von Leiterplatten zu identifizieren. Diese Platinen sind in fast allen digitalen Geräten verbaut, von Laptops über Handys bis hin zu kleinen USB-Sticks.
Beeindruckende erste Erfolge
Schon während der ersten Einsätze nach Abschluss ihrer Ausbildung im Juli konnten die Hunde beachtliche Erfolge verzeichnen. Laut Innenministerium wurden bereits 135.000 Euro Bargeld, 38 Datenträger und 32 Reisepässe sichergestellt.
Die Trainingsmethode im Detail
Die Ausbildung der Datenträgerspürhunde basiert auf modernen wissenschaftlichen Erkenntnissen. Zum Einsatz kommt das sogenannte Clickertraining, eine Methode der positiven Verstärkung.
Ausbildungsleiter Bernhard Brüggler erklärte den Prozess: Wenn der Hund den Zielgeruch korrekt identifiziert, ertönt ein Klickgeräusch. Dieses Geräusch signalisiert dem Tier, dass es die Aufgabe richtig gelöst hat und eine Belohnung in Form von Leckerlis oder Spielzeug folgt.
Spuren sichern durch passives Anzeigen
Ein entscheidender Aspekt des Trainings ist die Art und Weise, wie die Hunde einen Fund anzeigen. Um keine Spuren an den potenziellen Beweismitteln zu zerstören, werden die Gegenstände nicht berührt, angebellt oder gekratzt.
Stattdessen nutzen die Hunde eine passive Anzeigemethode: Sie "frieren" in der Nähe des Fundortes ein und signalisieren ihrem Hundeführer so die exakte Position. Dieses Verhalten stellt sicher, dass Fingerabdrücke oder DNA-Spuren auf den Geräten erhalten bleiben.
Physische Höchstleistung für die Spürnase
Die Suche nach Datenträgern ist für die Hunde körperlich extrem anstrengend. Laut Rudolf König vom Diensthundewesen im Innenministerium können die Tiere beim intensiven Schnüffeln bis zu 300 Mal pro Minute ein- und ausatmen. Aufgrund dieser hohen Belastung ist ihre Einsatzzeit auf maximal 15 bis 20 Minuten am Stück begrenzt, danach benötigen sie eine Pause.
Breites Einsatzgebiet für die neuen Spezialisten
Die Fähigkeiten der Datenträgerspürhunde sind in vielen Bereichen der Kriminalitätsbekämpfung von unschätzbarem Wert. Sie kommen bei Ermittlungen in folgenden Deliktsbereichen zum Einsatz:
- Cyber- und Wirtschaftskriminalität
- Gewaltdelikte und organisierte Kriminalität
- Extremismus und Terrorismus
- Stalking und Hassverbrechen (Hate Crime)
Ein konkretes Beispiel für den erfolgreichen Einsatz war die Sicherstellung von Beweismitteln im Zuge der Ermittlungen gegen eine Bande von Bankomatsprengern. Die Hunde konnten entscheidende Datenträger aufspüren, die den Tätern zugeordnet werden konnten.
"Diese Diensthunde sind Kriminalisten auf vier Pfoten und ein wichtiger Teil unserer Cyber-Cobra."
Strategischer Ausbau der Kapazitäten
Die Einführung der ersten fünf Hunde markiert nur den Anfang einer größeren Initiative. Die Polizei plant, die Anzahl dieser Spezialisten kontinuierlich zu erhöhen, um auf die wachsenden Herausforderungen durch digitale Kriminalität vorbereitet zu sein.
Ein zweiter Ausbildungslehrgang hat bereits vor zwei Wochen begonnen. Bis Ende des Jahres 2025 sollen insgesamt elf Datenträgerspürhunde in allen österreichischen Bundesländern im Dienst sein. Langfristig ist laut Generaldirektor Ruf eine Aufstockung auf bis zu 30 Tiere geplant.
Jörg Leichtfried (SPÖ), Staatssekretär für Staatsschutz, betonte die präventive Wirkung. Das schnelle Auffinden gut versteckter Datenträger könne helfen, geplante Anschläge frühzeitig zu verhindern. Er beschrieb die Hunde als "Spezialisten, die in der Lage sind, das beste Versteck zu knacken".





