In der Seniorenresidenz Schloss Kahlsperg in Oberalm herrscht derzeit eine besondere Betriebsamkeit. Rund 40 Jugendliche aus zwei Schulen haben ihre Klassenzimmer gegen Gartengeräte und Gesellschaftsspiele getauscht. Im Rahmen der österreichweiten Aktion „72 Stunden ohne Kompromiss“ setzen sie ihre Zeit und Energie ein, um den Alltag der Seniorinnen und Senioren zu bereichern und das Anwesen zu verschönern.
Das Projekt, das alle zwei Jahre stattfindet, bringt junge Menschen und soziale Einrichtungen zusammen. In Oberalm entstehen dabei nicht nur neue Blumenwiesen, sondern auch wertvolle Begegnungen zwischen den Generationen, die noch lange nachwirken werden.
Das Wichtigste in Kürze
- Rund 40 Jugendliche engagieren sich ehrenamtlich in der Seniorenresidenz Schloss Kahlsperg in Oberalm.
- Die Aktion ist Teil des österreichweiten Sozialprojekts „72 Stunden ohne Kompromiss“.
- Die Schülerinnen und Schüler gestalten Gärten, schaffen Begegnungsorte und verbringen Zeit mit den Bewohnern.
- Das Projekt fördert den Austausch zwischen den Generationen und stärkt das soziale Bewusstsein.
Ein Herz für Bienen und Menschen
Ein besonders sichtbares Zeichen des Engagements wird derzeit im Garten der Seniorenresidenz gesetzt. Sechs Schüler der 7. Klasse des Bundesgymnasiums Schärding sind mit Spaten und Schaufeln im Einsatz. Ihre Mission: ein großes Herz aus der Wiese zu stechen, das bald als blühende Oase für Bienen und andere Insekten dienen soll.
Die Arbeit ist körperlich anstrengend, doch die Motivation der jungen Männer ist hoch. „Es ist ein gutes Gefühl, etwas Sinnvolles zu tun und am Ende ein konkretes Ergebnis zu sehen“, erklärt einer der Schüler, während er eine Rasensode anhebt. Das Projekt hat einen doppelten Nutzen: Es schafft neuen Lebensraum für wichtige Bestäuber und verschönert gleichzeitig den Garten für die Bewohnerinnen und Bewohner des Schlosses.
Die Senioren beobachten die Fortschritte von den Fenstern und Bänken aus mit großem Interesse. Viele kommen ins Gespräch mit den Jugendlichen, geben Tipps oder erinnern sich an ihre eigene Gartenarbeit von früher. So entsteht eine natürliche Verbindung, die über das reine Arbeitsprojekt hinausgeht.
Hintergrund: „72 Stunden ohne Kompromiss“
„72 Stunden ohne Kompromiss“ ist die größte Jugendsozialaktion Österreichs und wird seit dem Jahr 2002 im Zwei-Jahres-Rhythmus durchgeführt. Organisiert von der Katholischen Jugend Österreich in Zusammenarbeit mit youngCaritas und Hitradio Ö3, engagieren sich tausende Jugendliche im ganzen Land. Sie arbeiten 72 Stunden lang unentgeltlich an sozialen, ökologischen oder interkulturellen Projekten. Das Ziel ist es, die Gesellschaft aktiv mitzugestalten und zu zeigen, wie viel in kurzer Zeit gemeinsam erreicht werden kann.
Mehr als nur Gartenarbeit
Während eine Gruppe im Garten arbeitet, sind andere Jugendliche im Inneren der Residenz aktiv. Die Aufgaben sind vielfältig und reichen von der Organisation von Spielenachmittagen über das gemeinsame Singen bis hin zur Unterstützung bei kleinen alltäglichen Erledigungen. Die Anwesenheit der jungen Menschen bringt frischen Wind und viel Freude in den Alltag der Seniorenresidenz.
Die Interaktion steht im Mittelpunkt. Es wird vorgelesen, es werden Lebensgeschichten ausgetauscht und es wird gemeinsam gelacht. Für viele Jugendliche ist es die erste intensive Begegnung mit der älteren Generation außerhalb der eigenen Familie. Diese Erfahrungen bauen Vorurteile ab und schaffen ein tieferes Verständnis für die Lebenswelt von Seniorinnen und Senioren.
Eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten
Der Nutzen des Projekts ist auf allen Seiten spürbar. Die Seniorenresidenz erhält tatkräftige Unterstützung bei Aufgaben, die im Alltag oft liegen bleiben. Die Bewohnerinnen und Bewohner genießen die Abwechslung, die Gespräche und die zusätzliche Aufmerksamkeit. „Es ist einfach schön, die Jugend im Haus zu haben. Ihre Energie ist ansteckend“, berichtet eine Bewohnerin mit einem Lächeln.
Für die Schülerinnen und Schüler bietet die Aktion wertvolle Einblicke in soziale Berufsfelder und die Möglichkeit, soziale Kompetenzen zu stärken. Sie lernen, im Team zu arbeiten, Verantwortung zu übernehmen und die eigenen Fähigkeiten für das Gemeinwohl einzusetzen. Viele entdecken dabei neue Stärken an sich und entwickeln ein stärkeres Bewusstsein für gesellschaftliche Verantwortung.
Engagement in Zahlen
- 12. Auflage: Die Aktion „72 Stunden ohne Kompromiss“ findet bereits zum zwölften Mal statt.
- 40 Jugendliche: So viele junge Helfer sind allein in Schloss Kahlsperg im Einsatz.
- 1200 Teilnehmer: Österreichweit nehmen in diesem Jahr rund 1200 Jugendliche an der Aktion teil.
- Seit 2002: Das Projekt verbindet seit über zwei Jahrzehnten Jugendengagement mit sozialen Bedürfnissen.
Nachhaltigkeit über 72 Stunden hinaus
Obwohl die Aktion auf drei Tage begrenzt ist, ist ihre Wirkung oft langfristig. Die neu angelegte Bienenwiese im Schlossgarten wird auch in den kommenden Jahren blühen und als Symbol für das Engagement der Jugendlichen bestehen bleiben. Sie wird nicht nur Insekten anlocken, sondern auch die Bewohner immer wieder an die ereignisreichen Tage erinnern.
Noch wichtiger sind jedoch die unsichtbaren Ergebnisse. Die geknüpften Kontakte zwischen Jung und Alt, das gestärkte Selbstvertrauen der Jugendlichen und die positive Erfahrung, durch eigenes Handeln etwas bewirken zu können, prägen die Teilnehmer nachhaltig. Einige entdecken vielleicht sogar ihre Berufung im sozialen Bereich.
Die Aktion in Oberalm ist ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie freiwilliges Engagement das Zusammenleben in einer Gemeinde bereichern kann. Sie zeigt, dass die Jugend bereit ist, Verantwortung zu übernehmen und sich für eine solidarische Gesellschaft einzusetzen – ganz ohne Kompromisse.





