Die Verkaufszahlen der beliebten Salzburg Card sind in diesem Jahr spürbar zurückgegangen. Seit Jahresbeginn bis Ende August wurde ein Rückgang von 9,5 Prozent verzeichnet. Dieser Trend fällt zeitlich mit der Einführung einer neuen Mobilitätsabgabe für Übernachtungsgäste zusammen, die seit Mai die kostenlose Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel ermöglicht. Nun stellt sich die Frage, ob das neue Angebot das traditionelle All-inclusive-Paket für Touristen unattraktiver macht.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Nutzung der Salzburg Card ist bis Ende August 2024 um 9,5 Prozent gesunken.
- Seit Mai 2024 gibt es für Übernachtungsgäste ein Ticket für den öffentlichen Nahverkehr, finanziert durch eine Mobilitätsabgabe.
- Die Salzburg Card bündelt den öffentlichen Verkehr mit freiem Eintritt zu Sehenswürdigkeiten und diversen Vergünstigungen.
- Experten und Tourismusverantwortliche analysieren nun die Gründe für den Rückgang und prüfen mögliche Anpassungen des Angebots.
Ein neues Angebot verändert das Spiel
Seit dem Frühjahr hat sich die Angebotslandschaft für Touristen in Salzburg grundlegend verändert. Mit der Einführung der Mobilitätsabgabe im Mai erhalten Übernachtungsgäste automatisch die Möglichkeit, das städtische Bus- und Bahnnetz kostenfrei zu nutzen. Dieses neue System wurde eingeführt, um die nachhaltige Mobilität zu fördern und den Individualverkehr in der oft überlasteten Innenstadt zu reduzieren.
Während dieses Angebot bei vielen Gästen gut ankommt, scheint es direkte Auswirkungen auf ein anderes, seit langem etabliertes Produkt zu haben: die Salzburg Card. Diese Karte war bisher für viele Besucher die erste Wahl, da sie neben den Eintritten zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten auch die Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel beinhaltete. Da dieser Vorteil nun separat abgedeckt ist, scheint die Attraktivität der Karte für einen Teil der Touristen zu schwinden.
Zahlen im Detail
Der Rückgang von 9,5 Prozent bei der Nutzung der Salzburg Card im Zeitraum von Januar bis August ist ein deutliches Signal. Besonders in den Monaten nach der Einführung der Mobilitätsabgabe im Mai dürfte sich dieser Trend verstärkt haben. Genaue monatliche Zahlen werden derzeit noch ausgewertet, um den direkten Zusammenhang besser zu verstehen.
Was bietet die Salzburg Card?
Die Salzburg Card ist mehr als nur ein Fahrschein. Sie fungiert als Schlüssel zur Stadt und bietet ein umfassendes Paket für Besucher, die Salzburg intensiv erleben möchten. Je nach gewählter Dauer – 24, 48 oder 72 Stunden – erhalten Inhaber zahlreiche Vorteile.
Zu den wichtigsten Leistungen gehören:
- Freier Eintritt: Einmaliger kostenloser Zugang zu allen wichtigen Sehenswürdigkeiten und Museen der Stadt, darunter die Festung Hohensalzburg, Mozarts Geburtshaus und die Wasserspiele Hellbrunn.
- Öffentlicher Verkehr: Freie Fahrt mit den öffentlichen Verkehrsmitteln, einschließlich der Festungsbahn und der Untersbergbahn.
- Vergünstigungen: Rabatte auf Konzerte, Theateraufführungen und Ausflugsziele in der Umgebung.
Gerade diese Bündelung von Leistungen machte die Karte bisher so erfolgreich. Der Wegfall des exklusiven Öffi-Vorteils könnte nun jedoch eine Neubewertung durch die Touristen zur Folge haben.
Hintergrund der Mobilitätsabgabe
Die Entscheidung zur Einführung einer Mobilitätsabgabe für Übernachtungsgäste ist Teil einer größeren Strategie der Stadt Salzburg, den Verkehr nachhaltiger zu gestalten. Ziel ist es, Touristen zu motivieren, ihr Auto stehen zu lassen und stattdessen auf den gut ausgebauten öffentlichen Nahverkehr umzusteigen. Die Einnahmen aus der Abgabe fließen direkt in die Finanzierung und den Ausbau des ÖPNV-Angebots.
Analyse der Gründe und mögliche Zukunftsszenarien
Der Zusammenhang zwischen dem neuen Öffi-Ticket und dem Rückgang der Salzburg Card-Nutzung scheint naheliegend, ist aber vermutlich nicht der einzige Faktor. Tourismusexperten weisen darauf hin, dass sich auch das Reiseverhalten nach der Pandemie verändert hat. Viele Besucher planen ihre Aufenthalte kürzer und gezielter. Sie wählen möglicherweise nur noch einzelne Attraktionen aus, anstatt ein komplettes Paket zu buchen.
Für die Verantwortlichen im Salzburger Tourismus beginnt nun eine Phase der Analyse. Es muss geklärt werden, ob die Salzburg Card in ihrer jetzigen Form noch den Bedürfnissen der Mehrheit der Gäste entspricht. Denkbar wären verschiedene Anpassungen:
- Preisliche Neugestaltung: Eine mögliche Option wäre, den Preis der Karte zu senken, um den Wegfall des exklusiven Öffi-Vorteils zu kompensieren.
- Modulares System: Eine andere Idee könnte eine „Salzburg Card Light“ ohne ÖPNV-Anteil sein, die sich rein auf die Eintritte zu Sehenswürdigkeiten konzentriert.
- Zusätzliche exklusive Vorteile: Um die Attraktivität zu steigern, könnten neue, exklusive Partner und Angebote in das Paket aufgenommen werden, die anderweitig nicht oder nur teurer erhältlich sind.
Die kommenden Monate werden zeigen, wie sich die Situation entwickelt. Die Herbst- und Wintersaison wird wichtige Daten liefern, um zu beurteilen, ob der Trend anhält oder ob es sich um eine anfängliche Verschiebung im Verhalten der Sommertouristen handelte. Für Salzburg ist es entscheidend, beide Angebote – das Gästeticket und die Salzburg Card – so aufeinander abzustimmen, dass sie sich ergänzen und nicht gegenseitig kannibalisieren.





