In Salzburg schließen sich immer mehr Haushalte und Betriebe sogenannten erneuerbaren Energiegemeinschaften (EEG) an. Aktuelle Zahlen der Salzburg Netz GmbH zeigen, dass die Mitgliederzahl in den letzten zwei Jahren um mehr als das Zehnfache gestiegen ist. Mittlerweile sind über 15.000 Teilnehmer registriert, die gemeinsam lokal erzeugten Strom nutzen und damit Kosten sparen.
Dieses Modell ermöglicht es Nachbarn, selbst produzierten Strom aus Photovoltaikanlagen oder Kleinwasserkraftwerken direkt untereinander zu teilen. Das Ergebnis sind oft günstigere Tarife und eine größere Unabhängigkeit von großen Energieversorgern.
Was sind erneuerbare Energiegemeinschaften?
Eine erneuerbare Energiegemeinschaft ist ein Zusammenschluss von mehreren Teilnehmern, die gemeinsam Energie aus erneuerbaren Quellen erzeugen, verbrauchen und speichern. Die Mitglieder können Privatpersonen, kleine Unternehmen oder auch Gemeinden sein, die sich in geografischer Nähe zueinander befinden.
Das Grundprinzip ist einfach: Strom, der beispielsweise von einer Photovoltaikanlage auf einem Hausdach erzeugt und nicht sofort verbraucht wird, kann an Nachbarn innerhalb der Gemeinschaft verkauft werden. Dies geschieht zu Preisen, die die Gemeinschaft selbst festlegt. Dadurch wird das lokale Stromnetz genutzt, um Energie effizient zu verteilen.
Die wichtigsten Vorteile im Überblick
- Kosteneinsparungen: Mitglieder sparen sich einen Teil der Netzgebühren sowie bestimmte Abgaben wie die Elektrizitätsabgabe und den Erneuerbaren-Förderbeitrag.
- Attraktive Tarife: Die Preise für den Strombezug und die Einspeisung sind oft günstiger als bei traditionellen Anbietern, da die Gemeinschaft sie selbst bestimmt.
- Lokale Wertschöpfung: Das Geld für die Energie bleibt in der Region und stärkt die lokale Wirtschaft.
- Beitrag zur Energiewende: Die Nutzung von lokal erzeugtem, erneuerbarem Strom reduziert die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen.
Rasantes Wachstum im Bundesland Salzburg
Die Zahlen der Salzburg Netz GmbH belegen einen regelrechten Boom dieses Modells. Während es vor zwei Jahren nur wenige hundert Mitglieder gab, sind es heute mehr als 15.000 Haushalte und Betriebe. Diese Entwicklung zeigt ein wachsendes Interesse an dezentralen und selbstbestimmten Energielösungen.
Experten sehen den Grund für diesen Erfolg in den finanziellen Anreizen und dem Wunsch nach mehr Nachhaltigkeit. Die Möglichkeit, aktiv an der Energiewende teilzunehmen und gleichzeitig die eigenen Stromkosten zu senken, ist für viele Salzburgerinnen und Salzburger ein entscheidender Faktor.
Zehnfache Steigerung
Laut Salzburg Netz GmbH hat sich die Anzahl der Mitglieder in erneuerbaren Energiegemeinschaften in den letzten 24 Monaten mehr als verzehnfacht. Dieser Trend unterstreicht die zunehmende Bedeutung von lokalen Energiemodellen.
Fallbeispiel Gasteiner Energiegemeinschaft
Ein besonders erfolgreiches Beispiel ist die Gasteiner Energiegemeinschaft im Pongau. Seit ihrer Gründung im Februar hat sich die Mitgliederzahl auf über 150 mehr als verdreifacht. Zu den Mitgliedern zählen nicht nur private Haushalte, sondern auch Gastronomiebetriebe und die Felsentherme in Bad Gastein.
Elisabeth Gruber, die Obfrau der Gemeinschaft, erklärt einen der entscheidenden Vorteile ihres Modells:
„Wir haben ein Wasserkraftwerk in Dorfgastein, das wir dazuschalten konnten. Das heißt, wir sind nicht nur PV-Strom-abhängig, sondern können auch in der Nacht bei schlechtem Wetter Strom anbieten. Und wir bestimmen unsere Preise selbst, weil wir mit unserem Strom machen können, was wir wollen.“
Diese Unabhängigkeit von reiner Sonnenenergie macht die Gemeinschaft besonders robust und attraktiv. Die Fähigkeit, auch dann Strom zu liefern, wenn Photovoltaikanlagen keine Energie produzieren, sorgt für eine hohe Versorgungssicherheit innerhalb der Gemeinschaft.
Die Rolle klassischer Energieversorger
Trotz der vielen Vorteile bedeutet die Mitgliedschaft in einer Energiegemeinschaft keine vollständige energetische Autarkie. Ein herkömmlicher Stromliefervertrag bleibt weiterhin notwendig, wie der Experte Markus Schwarz vom Salzburger Institut für Raumordnung und Wohnen (SIR) erläutert.
Ein Sicherheitsnetz bleibt bestehen
Markus Schwarz erklärt die Funktion des traditionellen Versorgers: „Wenn ein Engpass entsteht, springt der Lieferant ein – also der, mit dem man einen Vertrag hat. Es ist einfach ein Stück weit autonomer, aber es ist keine gänzliche Autarkie.“
Dieser Lieferant fungiert als eine Art Sicherheitsnetz. Er stellt sicher, dass die Stromversorgung auch dann gewährleistet ist, wenn die Energiegemeinschaft nicht genügend Strom produzieren kann, um den Bedarf aller Mitglieder zu decken. Die Gemeinschaft bietet also eine zusätzliche, günstigere Versorgungsquelle, ersetzt den grundlegenden Anschluss an das öffentliche Netz aber nicht vollständig.
Finanzielle Entlastung durch Abgabenbefreiung
Ein wesentlicher finanzieller Anreiz für den Beitritt ist die Einsparung bei Steuern und Abgaben. Laut Markus Schwarz können sich Mitglieder die Elektrizitätsabgabe und den Erneuerbaren-Förderbeitrag zur Gänze sparen, wenn sie Strom innerhalb der Gemeinschaft beziehen. Dies führt zu einer direkten und spürbaren Reduzierung der monatlichen Stromrechnung.





