Die Camerata Salzburg hat ihre Konzertsaison 2025/26 mit einem bemerkenswerten Programm eröffnet. Im Mittelpunkt des Abends standen die Wiederentdeckung einer Sinfonie des fast vergessenen Komponisten Gaetano Brunetti sowie ein selten gehörtes Werk für zwei Violoncelli, meisterhaft interpretiert von Julia Hagen und Paolo Bonomini.
Das Konzert bot dem Publikum eine musikalische Reise in den Süden Europas und setzte damit einen klaren programmatischen Akzent für die kommende Spielzeit. Die Aufführung fand im Großen Saal des Mozarteums statt und wurde für ihre innovative Dramaturgie und die hohe spielerische Qualität gelobt.
Die wichtigsten Punkte
- Die Camerata Salzburg startete ihre neue Konzertsaison mit einem Fokus auf südeuropäische Komponisten.
- Ein Höhepunkt war die Aufführung der g-Moll-Sinfonie von Gaetano Brunetti aus dem Jahr 1783.
- Die Cellisten Julia Hagen und Paolo Bonomini brillierten mit einem seltenen Doppelkonzert.
- Das Programm verband musikalische Raritäten mit der bekannten Spielfreude des Salzburger Orchesters.
Ein überraschender Auftakt mit Gaetano Brunetti
Der Abend begann mit einer echten Überraschung für viele Konzertbesucher. Anstelle eines bekannten Namens aus der Wiener Klassik stand Gaetano Brunetti auf dem Programm. Der italienische Komponist, der den Großteil seines Lebens am spanischen Hof in Madrid verbrachte, ist heute nur noch wenigen Spezialisten ein Begriff.
Die Camerata Salzburg präsentierte seine Sinfonie in g-Moll aus dem Jahr 1783. Dieses Werk zeigte eindrucksvoll, warum Brunetti zu Unrecht in Vergessenheit geraten ist. Die Musik zeichnet sich durch dramatische Kontraste, unerwartete harmonische Wendungen und eine intensive emotionale Tiefe aus, die an den Stil von Joseph Haydn oder dem jungen Mozart erinnert, aber dennoch eine eigene Handschrift trägt.
Das Orchester unterstrich die Besonderheiten der Partitur mit präzisem und energiegeladenem Spiel. Besonders die dynamische Bandbreite, vom leisen Flüstern der Streicher bis zu den kraftvollen Ausbrüchen des gesamten Ensembles, machte die Aufführung zu einem fesselnden Erlebnis. Die Wahl dieses Stückes signalisiert den Mut des Orchesters, auch abseits des etablierten Repertoires nach musikalischen Schätzen zu suchen.
Wer war Gaetano Brunetti?
Gaetano Brunetti (1744–1798) war ein italienischer Komponist und Geiger, der als Hofkomponist für König Karl IV. von Spanien tätig war. Sein umfangreiches Werk umfasst über 30 Sinfonien, zahlreiche Kammermusikwerke und Bühnenmusiken. Obwohl er zu Lebzeiten sehr erfolgreich war, geriet seine Musik nach seinem Tod weitgehend in Vergessenheit. Erst in den letzten Jahrzehnten wird sein Schaffen durch Musikwissenschaftler und Ensembles wie die Camerata Salzburg wiederentdeckt.
Meisterhaftes Zusammenspiel der Cello-Solisten
Ein weiterer Höhepunkt des Konzerts war der Auftritt der beiden Cellisten Julia Hagen und Paolo Bonomini. Sie interpretierten ein selten aufgeführtes Werk für zwei Violoncelli und Orchester. Konzerte für diese Besetzung sind eine Rarität im klassischen Repertoire, was die Programmwahl umso interessanter machte.
Das Zusammenspiel der beiden Solisten war von beeindruckender Harmonie und technischer Perfektion geprägt. Hagen und Bonomini führten einen musikalischen Dialog, der mal von spielerischer Leichtigkeit, mal von tiefgründiger Melancholie erfüllt war. Ihre Phrasierung war perfekt aufeinander abgestimmt, und die Klangfarben ihrer Instrumente verschmolzen zu einer Einheit.
Die Camerata Salzburg agierte hierbei nicht nur als Begleiter, sondern als gleichberechtigter musikalischer Partner. Das Orchester schuf einen transparenten Klangteppich, der den Solisten genügend Raum zur Entfaltung ließ, aber gleichzeitig das musikalische Geschehen aktiv mitgestaltete. Das Publikum honorierte die herausragende Leistung mit langanhaltendem Applaus.
Doppelkonzerte für Cello: Eine Seltenheit
Während Konzerte für zwei Violinen oder Klavier und Violine relativ häufig sind, wurden Werke für zwei Celli und Orchester nur selten komponiert. Zu den bekanntesten Beispielen gehören Kompositionen von Antonio Vivaldi oder Friedrich Gulda. Jede Aufführung eines solchen Stückes ist daher eine besondere Gelegenheit, die klanglichen Möglichkeiten dieser ungewöhnlichen Kombination zu erleben.
Eine musikalische Reise nach Madrid und Venedig
Das gesamte Programm des Abends stand unter dem Motto einer Reise in den musikalischen Süden. Die Auswahl der Stücke spannte einen Bogen von der höfischen Kultur Madrids, repräsentiert durch Brunetti, bis hin zur lebendigen Musikszene Venedigs. Diese thematische Klammer verlieh dem Konzert eine klare und nachvollziehbare Struktur.
Durch die Gegenüberstellung verschiedener musikalischer Stile und Traditionen des 18. Jahrhunderts entstand ein facettenreiches Bild der europäischen Musiklandschaft. Die Camerata Salzburg bewies einmal mehr ihre stilistische Vielseitigkeit und ihre Fähigkeit, die spezifische Atmosphäre jeder Komposition einzufangen.
„Unser Ziel für diese Saison ist es, Verbindungen aufzuzeigen und unser Publikum auf Entdeckungsreisen mitzunehmen. Musik kennt keine Grenzen, und Komponisten wie Brunetti zeigen, wie eng die europäische Kultur schon damals vernetzt war“, so ein Sprecher des Orchesters im Vorfeld des Konzerts.
Die Spielfreude und das Engagement der Musiker waren den ganzen Abend über spürbar. Das Orchester agierte als flexibler und reaktionsschneller Klangkörper, der die Impulse der Solisten aufnahm und die musikalischen Ideen der Komponisten mit Leben füllte.
Ausblick auf die kommende Saison
Mit diesem gelungenen Auftakt hat die Camerata Salzburg hohe Erwartungen für die Konzertsaison 2025/26 geweckt. Der Fokus auf weniger bekannte Werke und die Kombination mit erstklassigen Solisten verspricht ein abwechslungsreiches und anspruchsvolles Programm.
Es bleibt abzuwarten, welche weiteren musikalischen Entdeckungen das Orchester in den kommenden Monaten präsentieren wird. Der Saisonstart hat jedoch deutlich gemacht, dass die Camerata Salzburg ihrer Rolle als eines der führenden Kammerorchester Europas weiterhin gerecht wird und bereit ist, neue Wege zu gehen.
Für Musikliebhaber in Salzburg und darüber hinaus ist der Besuch eines Konzerts der Camerata eine klare Empfehlung. Die Verbindung von höchster musikalischer Qualität, durchdachter Programmgestaltung und spürbarer Leidenschaft macht jeden Abend zu einem besonderen Erlebnis.





