Die Stadt Salzburg hat am Kommunalfriedhof eine neue Informationstafel enthüllt, die die nationalsozialistische Vergangenheit des dortigen Kriegerdenkmals beleuchtet. Ziel ist es, die umstrittene Geschichte des Monuments transparent zu machen und historisch einzuordnen, anstatt es zu entfernen.
Die zweisprachige Tafel in Deutsch und Englisch wurde kürzlich im Rahmen einer Gedenkstunde der Öffentlichkeit übergeben. Sie ist Teil eines umfassenderen städtischen Programms zur Aufarbeitung von Denkmälern und Kunstwerken aus der NS-Zeit.
Das Wichtigste in Kürze
- Am Salzburger Kommunalfriedhof wurde eine neue Informationstafel am Kriegerdenkmal installiert.
- Die Tafel klärt über die unkommentierte Ehrung von Wehrmacht- und Waffen-SS-Soldaten auf.
- Sie ist Teil einer städtischen Initiative mit insgesamt zehn Infopulten zur NS-Geschichte.
- Das Ziel ist die historische Kontextualisierung, nicht die Entfernung des Denkmals.
Ein Denkmal mit belasteter Geschichte
Das Kriegerdenkmal auf dem Salzburger Kommunalfriedhof wurde ursprünglich 1929 errichtet. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde es 1945 erweitert, um auch der gefallenen Soldaten dieses Krieges zu gedenken. Problematisch war dabei jedoch die unkommentierte Heroisierung von Angehörigen der Wehrmacht und der Waffen-SS.
Diese Form des Gedenkens stieß bereits seit den 1980er-Jahren auf zunehmende Kritik von Historikern und aus der Zivilgesellschaft. Die fehlende Einordnung der Rolle dieser Soldaten im nationalsozialistischen Vernichtungskrieg wurde als geschichtsverzerrend und unangemessen empfunden.
Transparenz statt Schweigen
Die neu installierte Informationstafel soll diese Lücke schließen. Sie bietet Besuchern des Friedhofs nun eine direkte und faktenbasierte Auseinandersetzung mit der Entstehungsgeschichte und der problematischen Symbolik des Denkmals. Die Texte wurden vom Stadtarchiv Salzburg erarbeitet.
Salzburgs Weg der Aufarbeitung
Die Tafel am Kommunalfriedhof ist kein Einzelfall. Sie ist das zehnte Informationspult, das die Stadt Salzburg im öffentlichen Raum aufgestellt hat. Diese Pulte widmen sich verschiedenen NS-belasteten Kunstwerken, Mahnmalen und Orten, um eine aktive und informierte Erinnerungskultur zu fördern.
Kontextualisierung als Ziel
Bei der Enthüllung der Tafel betonte Sabine Veits-Falk, die Leiterin des Stadtarchivs, den Ansatz der Stadt. Es gehe nicht darum, historische Spuren zu tilgen, sondern sie verständlich zu machen.
„Es geht ja nicht darum, dieses Kriegerdenkmal zu entfernen, sondern einfach transparente Informationen anzubieten, um es zu kontextualisieren und auch wirklich die Hintergründe darzulegen.“
Dieser Ansatz folgt der modernen Geschichtsvermittlung, die auf Aufklärung und kritische Reflexion setzt. Ergänzt werden die historischen Informationen auf der Tafel durch ein Zitat der Friedensnobelpreisträgerin Bertha von Suttner, das zum Nachdenken über Krieg und Frieden anregt.
Ein Zeichen im gesellschaftlichen Diskurs
Die Aufstellung der Tafel wurde von einer Gedenkstunde begleitet, die künstlerisch vom Demokratischen Chor Braunau gestaltet wurde. Der Chor führte Teile der „Mauthausen-Kantate“ von Mikis Theodorakis auf. Der griechische Komponist war selbst im Widerstand gegen die nationalsozialistische Besatzung aktiv, was der Veranstaltung eine besondere Tiefe verlieh.
Wichtige Fakten zum Projekt
- Standort: Kommunalfriedhof Salzburg, beim Kriegerdenkmal
- Inhalt: Historische Einordnung des Denkmals von 1929/1945
- Sprachen: Deutsch und Englisch
- Verantwortlich: Stadt Salzburg, textliche Gestaltung durch das Stadtarchiv
- Teil von: Einer Serie von 10 Infopulten zur NS-Geschichte in der Stadt
Der Schriftsteller Ludwig Laher, der ebenfalls bei der Gedenkstunde sprach, ordnete die Initiative in einen größeren Zusammenhang ein. Er sieht die neue Tafel als wichtigen Schritt in einem Prozess, der in Salzburg bereits seit einigen Jahren laufe.
„Ein weiteres kleines, aber wichtiges Zeichen ist gesetzt“, so Laher. Er verwies auf die Debatten um belastete Straßennamen und die späte Würdigung bedeutender Frauen in der Stadt. All dies zeige, dass die Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte in Bewegung geraten sei.
Ein Ort der Auseinandersetzung
Mit der neuen Informationstafel wird das Kriegerdenkmal von einem reinen Ort des Gedenkens zu einem Ort der aktiven Auseinandersetzung. Besucher werden nun ermutigt, die Geschichte kritisch zu hinterfragen und die komplexen Hintergründe zu verstehen.
Die Stadt Salzburg setzt damit ein deutliches Zeichen für eine verantwortungsvolle Erinnerungskultur. Anstatt die Vergangenheit zu verdrängen, wird sie sichtbar gemacht und diskutiert – ein wichtiger Beitrag zur politischen Bildung und zum Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus.





