Die Universitätsbibliothek Salzburg bietet zur Langen Nacht der Museen am 4. Oktober ein ungewöhnliches Programm. Besucher können in die Welt historischer Kriminalfälle und moderner Forensik eintauchen. Die Veranstaltung verwandelt die historische Bibliotheksaula in einen Schauplatz des Verbrechens und der wissenschaftlichen Aufklärung.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Universitätsbibliothek Salzburg nimmt an der Langen Nacht der Museen teil.
- Das Programm steht unter dem Motto "Tatort Bibliothek" und widmet sich Kriminalgeschichte und Forensik.
- Ein Höhepunkt ist der Vortrag des forensischen Biologen Stefan Pittner über die Todeszeitschätzung.
- Eine Ausstellung zeigt historische Strafgesetzbücher und widmet sich der Gaunersprache.
Ein Abend im Zeichen des Verbrechens
Für eine Nacht verlässt die Universitätsbibliothek Salzburg ihre gewohnte Rolle als stiller Ort des Wissens. Am 4. Oktober wird sie im Rahmen der Langen Nacht der Museen zu einem Schauplatz für Kriminologie und Geschichte. Das Team um Bibliotheksleiter Andreas Rotheneder hat ein Programm entwickelt, das Besucher in die dunklen Kapitel der Vergangenheit entführt.
Die Idee zu diesem thematischen Schwerpunkt entstand aus einer persönlichen Leidenschaft des Leiters. Andreas Rotheneder ist ein begeisterter Leser von Kriminalromanen, insbesondere der Werke von Lawrence Block. Diese Faszination für das Genre inspirierte das Konzept, die Bibliothek als Ort für die Auseinandersetzung mit Verbrechen zu präsentieren.
Wissenschaft trifft auf wahre Verbrechen
Ein zentraler Programmpunkt des Abends ist der Vortrag des forensischen Biologen Stefan Pittner von der Universität Salzburg. Um 21:30 Uhr wird er Einblicke in ein Spezialgebiet geben, das oft nur aus Film und Fernsehen bekannt ist: die forensische Todeszeitschätzung. Sein Vortrag beleuchtet die wissenschaftlichen Methoden, die Ermittlern helfen, den Todeszeitpunkt zu bestimmen.
Pittner wird dabei die Grenzen zwischen Fakten und Fiktion aufzeigen. Er erklärt, welche Techniken in der Realität Anwendung finden und wo die Darstellungen in populären Medien von der wissenschaftlichen Praxis abweichen. Dieser Beitrag verspricht eine sachliche und zugleich spannende Perspektive auf die moderne Kriminalistik.
Forensik: Die Wissenschaft im Dienst der Wahrheit
Die Forensik ist ein interdisziplinäres Feld, das wissenschaftliche Methoden zur Untersuchung von Straftaten anwendet. Bereiche wie die forensische Biologie, Chemie und Ballistik liefern entscheidende Beweismittel für Gerichtsverfahren. Die Todeszeitschätzung ist dabei ein kritisches Element, das den möglichen Tathergang rekonstruieren hilft.
Ausstellung seltener historischer Dokumente
Neben dem Vortrag erwartet die Besucher eine sorgfältig kuratierte Ausstellung, die tief in die Rechts- und Sozialgeschichte blicken lässt. Das Team, zu dem auch der Leiter des Universitätsarchivs, Christoph Brandhuber, und die Sprachwissenschaftlerin Michaela Essler gehören, hat dafür besondere Stücke aus den Beständen zusammengetragen.
Zu den Exponaten zählen historische Strafgesetzbücher, die einen Eindruck von der Rechtsprechung vergangener Jahrhunderte vermitteln. Diese Dokumente zeigen, wie sich die Definition von Verbrechen und die entsprechenden Strafen über die Zeit verändert haben.
Die geheime Sprache der Unterwelt
Ein besonderer Fokus der Ausstellung liegt auf der sogenannten Gaunersprache, auch als Rotwelsch bekannt. Die Sprachwissenschaftlerin Michaela Essler hat diesen Bereich des Programms mitgestaltet. Sie erklärt die Ursprünge und die Funktion dieser Geheimsprache, die es kriminellen Gruppen ermöglichte, sich unbemerkt von der Obrigkeit zu verständigen.
"Die Gaunersprache ist ein faszinierendes linguistisches Phänomen. Sie zeigt, wie Sprache als Werkzeug zur Abgrenzung und zum Schutz einer Subkultur eingesetzt wurde", erklärt ein Vertreter des Organisationsteams.
Die Ausstellung wird die Grammatik und den Wortschatz dieser Sondersprache beleuchten und den Besuchern einen Einblick in eine verborgene Welt geben. Es ist eine seltene Gelegenheit, die Sprache der Unterwelt aus einer wissenschaftlichen Perspektive kennenzulernen.
Ein umfassendes Erlebnis für Krimi-Fans
Das Programm in der Universitätsbibliothek ist mehr als nur eine Aneinanderreihung von Vorträgen und Exponaten. Es soll ein Gesamterlebnis schaffen, das die Besucher fesselt. Die Veranstalter spielen mit Begriffen wie "Bücherleichen" und bieten sogar eine symbolische "Henkersmahlzeit" an, um die Atmosphäre zu verdichten.
Die Veranstaltung richtet sich an ein breites Publikum: von Geschichtsinteressierten über Fans von True-Crime-Formaten bis hin zu Menschen, die sich für die wissenschaftlichen Aspekte der Kriminalistik begeistern. Die Kombination aus historischer Tiefe und moderner Wissenschaft macht das Angebot einzigartig im Rahmen der Langen Nacht der Museen.
Veranstaltungsdetails
- Was: Tatort Bibliothek – Kriminalgeschichte und Forensik
- Wann: 4. Oktober, im Rahmen der Langen Nacht der Museen
- Wo: Aula der Universitätsbibliothek Salzburg
- Highlight: Vortrag von Stefan Pittner um 21:30 Uhr
Der Abend in der Universitätsbibliothek verspricht, eine lehrreiche und zugleich unterhaltsame Veranstaltung zu werden. Er zeigt, dass Bibliotheken nicht nur Orte der stillen Lektüre sind, sondern auch lebendige Räume für die Auseinandersetzung mit den spannenden und oft düsteren Seiten der menschlichen Geschichte sein können.





