Die Salzburger Choreografin Editta Braun wagt sich auf neues Terrain und präsentiert gemeinsam mit Regisseur Menie Weissbacher ihr neuestes Projekt: „Frauen. Tanz. Filme“. Das Werk thematisiert mit eindringlichen Bildern die unsichtbaren Barrieren, mit denen Frauen in der Gesellschaft konfrontiert sind.
Das Wichtigste in Kürze
- Die bekannte Salzburger Choreografin Editta Braun hat mit „Women“ ein neues Tanzfilmprojekt realisiert.
- Der Film entstand in Zusammenarbeit mit Regisseur Menie Weissbacher und Mitgliedern der Editta Braun Company.
- Zentrales Motiv ist die „gläserne Wand“, eine Metapher für die unsichtbaren Hindernisse und gesellschaftlichen Zwänge, denen Frauen ausgesetzt sind.
- Das Projekt nutzt die filmische Darstellung, um die physischen und emotionalen Kämpfe sichtbar zu machen.
Vom Tanz auf der Bühne zum Ausdruck auf der Leinwand
Editta Braun, eine feste Größe in der Salzburger und internationalen Tanzszene, hat mit ihrer Company bereits zahlreiche Bühnenproduktionen realisiert. Nun erweitert sie ihr künstlerisches Schaffen um das Medium Film. Diese neue Ausdrucksform ermöglicht es ihr, die Grenzen der physischen Bühne zu überwinden und Emotionen auf eine direktere, visuell verdichtete Weise zu vermitteln.
Der Wechsel zur Leinwand ist mehr als nur eine technische Verlagerung. Er bietet die Möglichkeit, die Kamera als aktiven Beobachter einzusetzen, der intime Details und subtile Bewegungen einfängt, die in einem großen Theatersaal verloren gehen könnten. Die Nähe zur Tänzerin erlaubt dem Publikum eine intensivere emotionale Verbindung.
Tanzfilm als eigenständige Kunstform
Der Tanzfilm, auch als „Choreography for the Camera“ bekannt, ist ein Genre, das Tanz speziell für die filmische Aufnahme konzipiert. Im Gegensatz zur reinen Abfilmung einer Bühnenperformance nutzen Regisseure und Choreografen hierbei filmische Mittel wie Schnitt, Kameraführung und Perspektive, um eine neue, eigenständige künstlerische Aussage zu schaffen.
Die Metapher der „gläsernen Wand“
Das Herzstück des Films ist ein kraftvolles und beunruhigendes Bild: eine Tänzerin, die immer wieder gegen eine unsichtbare, aber unüberwindbare Barriere anrennt. Dieser verzweifelte Kampf gegen ein nicht greifbares Hindernis steht symbolisch für die gesellschaftlichen Strukturen und Erwartungen, die Frauen oft einschränken.
„Es ist die gläserne Wand, hinter der Frauen oft eingesperrt sind.“
Diese Aussage verdeutlicht die zentrale Botschaft des Films. Es geht nicht um physische Mauern, sondern um jene subtilen, aber wirkungsvollen Grenzen, die Karrieren blockieren, persönliche Freiheiten einschränken und Frauen in vordefinierte Rollen zwängen.
Visuelle Umsetzung des inneren Kampfes
Die künstlerische Umsetzung dieser Metapher ist drastisch und eindrücklich. In einer Szene prallt die Tänzerin Erca Rožnik Novak so lange gegen die unsichtbare Wand, bis blutrote Farbe auf dem Glas zerrinnt. Die Farbe symbolisiert nicht nur die physische Erschöpfung, sondern auch den emotionalen Schmerz und die Verletzungen, die dieser ständige Kampf hinterlässt.
In einer anderen Sequenz rinnt weiße Farbe eine Fläche hinab, was vielfältige Interpretationen zulässt – von verlorener Unschuld bis hin zur reinen, aber unterdrückten Energie. Diese starken visuellen Elemente machen die abstrakte Idee der „gläsernen Wand“ für den Zuschauer greifbar und fühlbar.
Die „Gläserne Decke“
Der im Film verwendete Begriff der „gläsernen Wand“ ist eng verwandt mit dem soziologischen Konzept der „gläsernen Decke“ (Glass Ceiling). Dieser Begriff beschreibt das Phänomen, dass qualifizierte Frauen in Unternehmen und Organisationen auf ihrem Karriereweg an eine unsichtbare Barriere stoßen, die sie daran hindert, in die höchsten Führungspositionen aufzusteigen.
Eine kraftvolle künstlerische Partnerschaft
Für die Realisierung von „Women“ hat sich Editta Braun mit dem Regisseur Menie Weissbacher zusammengetan. Diese Kollaboration verbindet choreografische Expertise mit filmischem Gespür. Während Braun die Sprache des Körpers und der Bewegung formt, übersetzt Weissbacher diese in die Sprache der Bilder, des Lichts und des Schnitts.
Das Ergebnis ist ein Werk, das weder reiner Tanz noch klassischer Spielfilm ist. Es ist eine Symbiose, in der sich beide Kunstformen gegenseitig verstärken. Die Tänzerinnen der Editta Braun Company werden zu Protagonistinnen, die ihre Geschichten nicht mit Worten, sondern mit jeder Faser ihres Körpers erzählen.
- Choreografie: Editta Braun
- Regie: Menie Weissbacher
- Tanz: Mitglieder der Editta Braun Company
Ein Spiegel der Gesellschaft
Obwohl „Women“ ein hochgradig künstlerisches Projekt ist, wurzelt seine Thematik tief in der gesellschaftlichen Realität. Der Film wirft Fragen auf, die heute relevanter sind denn je: Welche unsichtbaren Regeln bestimmen unser Leben? Wie viel Kraft kostet es, gegen stereotype Erwartungen anzukämpfen? Und was passiert, wenn man an diesen unsichtbaren Wänden immer wieder scheitert?
Das Projekt versteht sich nicht nur als Kunstwerk, sondern auch als Diskussionsbeitrag. Es will den Blick schärfen für die oft übersehenen Kämpfe, die viele Frauen täglich führen. Durch die universelle Sprache des Tanzes wird diese Botschaft über kulturelle und sprachliche Grenzen hinweg verständlich.
Mit der Premiere in Salzburg gibt das Projekt dem lokalen Publikum die Möglichkeit, sich direkt mit dieser wichtigen Thematik auseinanderzusetzen und die Kraft des Tanzfilms als Medium für gesellschaftliche Kommentare zu erleben.





