Das Holzverarbeitungsunternehmen Kaindl in Wals-Siezenheim investiert rund 200 Millionen Euro in eine neue Kraft-Wärme-Kopplungsanlage. Ziel ist die unabhängige Versorgung der Produktion mit Strom und Wärme. Die Ankündigung erfolgte im Rahmen eines Besuchs von Wirtschaftslandesrat Wolfgang Hattmannsdorfer, bei dem auch die aktuellen wirtschaftlichen Herausforderungen für die Industrie thematisiert wurden.
Das Wichtigste in Kürze
- Großinvestition: Kaindl investiert 200 Millionen Euro in eine eigene Kraft-Wärme-Kopplungsanlage am Standort Wals-Siezenheim.
- Strategisches Ziel: Das Unternehmen will seinen Energiebedarf für die Platten- und Fußbodenproduktion selbst decken, um wettbewerbsfähig zu bleiben.
- Wirtschaftlicher Druck: Die Industrie leidet unter US-Zöllen, Billigkonkurrenz aus China und langwierigen Genehmigungsverfahren.
- Politischer Appell: Vertreter aus Politik und Wirtschaft fordern schnellere Bürokratie und Schutzmechanismen für den heimischen Markt.
Ein strategisches Projekt für die Zukunft
Die Firma M. Kaindl in Wals-Siezenheim hat eine bedeutende Investition zur Sicherung ihres Standortes angekündigt. Mit einem Volumen von rund 200 Millionen Euro soll eine moderne Kraft-Wärme-Kopplungsanlage (KWK) errichtet werden. Diese Anlage wird es dem Unternehmen ermöglichen, den für die hochautomatisierte Produktion von Platten und Fußböden benötigten Strom sowie die erforderliche Wärme eigenständig zu erzeugen.
Dieser Schritt zur Energieautarkie ist eine direkte Reaktion auf die volatilen Energiemärkte und die Notwendigkeit, die Produktionskosten stabil zu halten. „Das Ziel ist ganz klar, den Strom selbst zu produzieren, hier am Standort“, erklärte Kaindl-Geschäftsführer Konrad Grünwald. Er betonte die strategische Bedeutung des Projekts für die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens.
Kaindl in Zahlen
- Investitionssumme: ca. 200 Millionen Euro
- Standort: Wals-Siezenheim (Flachgau)
- Exportquote: 94 Prozent
- Geplante Inbetriebnahme: in vier Jahren
Herausforderungen für die heimische Industrie
Die Ankündigung der Investition fand während eines Lokalaugenscheins mit Wirtschaftslandesrat Wolfgang Hattmannsdorfer (ÖVP) statt. Der Termin verdeutlichte die angespannte Lage, in der sich viele Industriebetriebe derzeit befinden. Steigende Kosten, eine aggressive Zollpolitik seitens der USA und der zunehmende Wettbewerbsdruck durch Billigprodukte aus China belasten die Unternehmen stark.
„Wir müssen unsere Industrie schützen vor China, vor den USA, wenn wir wollen, dass diese wertvollen Arbeitsplätze erhalten bleiben“, betonte Hattmannsdorfer bei seinem Rundgang durch den Betrieb. Er sprach sich klar für Schutzmechanismen aus, um die heimische Produktion und die damit verbundenen Arbeitsplätze zu sichern.
„Für uns ist es wettbewerbsmäßig wichtig, weil wir 94 Prozent exportieren und hier vernünftige Kosten brauchen.“
Bürokratie als Wachstumsbremse
Ein wiederkehrendes Thema der Diskussion war die überbordende Bürokratie. Insbesondere die Dauer von Genehmigungsverfahren stellt für Investitionsprojekte eine erhebliche Hürde dar. Das Vorhaben von Kaindl stieß anfangs auf Widerstand von Anrainern und Umweltorganisationen aus Salzburg und dem benachbarten Freilassing, was zu zahlreichen Auflagen führte.
Landeshauptmann-Stellvertreterin Marlene Svazek, die in Vertretung von Landeshauptmann Wilfried Haslauer anwesend war, kritisierte die langen Verfahrensdauern. „Wir haben das in anderen Situationen auch schon gesehen im Bundesland, dass das Genehmigungsverfahren oft länger dauert als der Bau selbst. Da müssen wir schneller werden.“
Der Abschluss des Genehmigungsverfahrens für die KWK-Anlage wird in den kommenden Wochen erwartet. Die Inbetriebnahme ist in vier Jahren geplant. Der allgemeine Konsens bei dem Treffen war, dass eine Beschleunigung solcher Prozesse für die Attraktivität des Wirtschaftsstandortes unerlässlich ist.
Was ist eine Kraft-Wärme-Kopplungsanlage?
Eine Kraft-Wärme-Kopplungsanlage (KWK) erzeugt gleichzeitig Strom und nutzbare Wärme. Diese Technologie ist besonders effizient, da die bei der Stromerzeugung anfallende Abwärme nicht verloren geht, sondern für Produktionsprozesse oder Heizzwecke genutzt wird. Dadurch wird der Brennstoffverbrauch im Vergleich zur getrennten Erzeugung von Strom und Wärme erheblich reduziert.
Forderungen nach einem selbstbewussten Europa
Peter Unterkofler, Präsident der Industriellenvereinigung Salzburg, stärkte den Betrieben den Rücken und forderte ein selbstbewussteres Auftreten der europäischen Wirtschaft auf dem globalen Markt. Er lobte die kürzlich eingeführten EU-Strafzölle auf Stahlimporte aus China als einen Schritt in die richtige Richtung.
„Wenn es um Zölle geht, kann man nicht überall nachgeben, und ich glaube, jetzt auch diese Einführung der Stahlzölle, 50 Prozent auf Billigimporte aus China, ist hier der richtige Weg, und das würde ich mir auch häufiger wünschen“, so Unterkofler. Er sieht darin ein notwendiges Instrument, um faire Wettbewerbsbedingungen zu schaffen.
Neben handelspolitischen Maßnahmen wurde von allen Seiten erneut die Notwendigkeit einer umfassenden Entbürokratisierung betont. Kürzere und effizientere Verfahren seien entscheidend, um zukünftige Investitionen zu erleichtern und den Standort langfristig zu sichern.





