In Salzburg spitzt sich die Lage am Wohnungsmarkt zu. Hohe Grundstückspreise und gestiegene Baukosten machen es zunehmend schwer, bezahlbaren und gleichzeitig hochwertigen Wohnraum zu schaffen. Auf dem diesjährigen Wohnbausymposium diskutierten Experten über die Ursachen und mögliche Lösungsansätze, die eine bessere Zusammenarbeit von Bund, Ländern und Gemeinden erfordern.
Wichtige Erkenntnisse
- Steigende Grundstücks- und Baukosten erschweren die Schaffung von leistbarem Wohnraum in Salzburg.
- Gemeinnützige Bauträger stehen unter erheblichem Druck, ihren Auftrag zu erfüllen.
- Experten fordern eine strategische Koordination zwischen Bund, Ländern und Gemeinden.
- Qualität im Bau wird als langfristig kostensparende und sozial nachhaltige Investition gesehen.
- Die Landespolitik hat mit Anpassungen im Baurecht reagiert, um mehr Flexibilität zu ermöglichen.
Die Herausforderung für gemeinnützige Bauträger
Der Spagat zwischen niedrigen Mieten und hoher Bauqualität stellt insbesondere gemeinnützige Wohnbauträger vor große Probleme. Ihre Kernaufgabe, ausreichend erschwinglichen Wohnraum bereitzustellen, wird durch die aktuelle Marktlage erheblich erschwert. Die Kostenexplosion bei Grundstücken und Baumaterialien lässt die Budgets schrumpfen.
Stephan Gröger, Obmann der gemeinnützigen Bauvereinigungen Salzburg, betonte die Notwendigkeit, zu einfacheren Lösungen zurückzukehren. Er wies auf ein zentrales Dilemma hin: Innovative und ökologisch wertvolle Baustoffe sind oft teurer.
„Wir müssen uns wieder auf einfachere Lösungen besinnen und dürfen nicht zu kompliziert werden. Das ist im technischen Bereich natürlich nicht immer so leicht, weil gerade innovative Lösungen immer etwas mehr kosten. Wenn man biologisch hochwertige Baustoffe einbauen will, kostet das Geld.“
Laut Gröger arbeitet man an Konzepten, um diesen Konflikt zu lösen, doch die Umsetzung sei eine große Herausforderung für die Branche.
Kostenfaktoren im Wohnbau
Die Baukosten in Österreich sind in den letzten Jahren signifikant gestiegen. Laut Statistik Austria hat sich der Baukostenindex für den Wohnhaus- und Siedlungsbau von 2020 bis 2023 um über 25 % erhöht. Dies belastet private Bauherren und gemeinnützige Träger gleichermaßen.
Qualität als langfristige Investition
Trotz des hohen Kostendrucks warnen Experten davor, an der falschen Stelle zu sparen. Inge Straßl vom Salzburger Institut für Raumordnung und Wohnen (SIR) argumentierte, dass sich Qualität langfristig auszahlt. Einsparungen bei der Bauqualität könnten später zu höheren Instandhaltungskosten und sozialen Problemen führen.
„Sparen sollte man auf keinen Fall bei den Dingen, die sich auf das soziale Miteinander, auf die Qualität der Wohnungen und der Bewohner auswirken“, erklärte Straßl. Sie plädierte für eine robuste und langlebige Gestaltung anstelle von Materialien, die bereits nach wenigen Jahren ausgetauscht werden müssen. Eine nachhaltige Bauweise sei nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch sinnvoll.
Forderung nach einer koordinierten Strategie
Um den Wohnungsmarkt nachhaltig zu stabilisieren, ist laut Experten eine abgestimmte Vorgehensweise unerlässlich. Patrick Lüftenegger vom SIR hob die zentrale Bedeutung des gemeinnützigen Mietwohnbaus für stabile und erschwingliche Preise hervor.
Er forderte eine bessere strategische Abstimmung auf allen politischen Ebenen. „Sehr wichtig wäre eine strategische Herangehensweise auf Bundes-, Landes- und Gemeindeebene, die letztlich sehr stark für die Umsetzung verantwortlich sind“, so Lüftenegger. Nur wenn alle an einem Strang ziehen, könne eine nachhaltige Lösung gefunden werden.
Der Lösungsansatz der Experten
Patrick Lüftenegger skizzierte einen mehrstufigen Prozess, der notwendig sei, um leistbares Wohnen zu ermöglichen:
- Entwicklung von Strategien: Klare Ziele für den Wohnbau auf allen Ebenen definieren.
- Erstellung von Prioritätenlisten: Festlegen, welche Projekte und Maßnahmen Vorrang haben.
- Sukzessive Umsetzung: Geplante Maßnahmen schrittweise und konsequent realisieren.
Er verglich den Prozess mit einem Uhrwerk: „Es sind ganz viele kleine Rädchen, die ineinandergreifen müssen, um letztlich leistbares Wohnen zu ermöglichen.“
Politische Maßnahmen und Zukunftsperspektiven
Die Politik hat die Problematik erkannt und erste Schritte eingeleitet. Der zuständige Landesrat Martin Zauner (FPÖ) erklärte, dass in Salzburg bereits auf die angespannte Lage reagiert wurde. Ein zentraler Hebel sei die Flexibilisierung des Baurechts.
„Wohnen muss schon leistbar bleiben, und das hat oft nicht nur mit Materialien zu tun, sondern wirklich auch mit den Wohnformen. Sprich: Welchen Querschnitt haben wir bei den Wohnungen? Und hier haben wir im Baurecht einiges unternommen, damit mehr Flexibilität möglich ist.“
Diese Änderungen sollen es ermöglichen, Wohnungen bedarfsgerechter und kosteneffizienter zu planen, ohne dabei die Qualität zu vernachlässigen. Laut Zauner werde dies dazu beitragen, „dass gute Qualität auch leistbar ist“.
Zusätzlich zur Schaffung von neuem Wohnraum sehen die Experten großes Potenzial in der Nutzung und Weiterentwicklung bestehender Bausubstanz. Die Sanierung und Umnutzung von Altbauten könnte einen wichtigen Beitrag leisten, um den Druck auf dem Wohnungsmarkt zu verringern und gleichzeitig nachhaltige Lösungen zu fördern.





