In Hallein-Rif formiert sich zunehmend Widerstand gegen ein geplantes Bauprojekt, das 55 neue Wohneinheiten auf einer bisher als Grünland gewidmeten Fläche vorsieht. Die Stadt-ÖVP fordert nun einen sofortigen Planungsstopp und verweist auf die bereits überlastete Infrastruktur sowie den Wunsch der Bürger nach Erhalt von Freiflächen. Die Debatte um die Zukunft des Stadtteils spitzt sich damit weiter zu.
Das Wichtigste in Kürze
- Geplant sind 55 neue Wohnungen auf einer bisher als Grünland-Erholungsgebiet gewidmeten Fläche am Ringweg in Rif.
- Die Stadt-ÖVP hat einen Antrag auf Einstellung aller Planungsarbeiten gestellt.
- Kritikpunkte sind die bereits überlastete Infrastruktur, der zunehmende Verkehr und der Verlust wertvoller Grünflächen.
- Bürger äußerten bei einer Versammlung ihren Unmut und fordern den Erhalt von Freiräumen.
- Die Stadtgemeinde, vertreten durch Baustadtrat Markus Schörghofer, hat den Plänen bereits zugestimmt.
Ein umstrittenes Bauvorhaben spaltet die Gemüter
Die Pläne für die Bebauung zweier großer Grundstücke direkt hinter der Kirche am Ringweg im Halleiner Stadtteil Rif sorgen für erhebliche Spannungen. Wo sich derzeit noch eine als Erholungsgebiet ausgewiesene Grünfläche befindet, sollen in Zukunft 55 neue Wohnungen entstehen. Das Projekt sieht auch die Schaffung von Kindergartengruppen, Spielflächen und Gemeinschaftsräumen vor.
Die geplante Umwidmung von „Grünland-Erholungsgebiet“ in Bauland ist der zentrale Punkt der Auseinandersetzung. Während Befürworter auf den Bedarf an neuem Wohnraum verweisen, warnen Kritiker vor den langfristigen Folgen für den bereits dicht besiedelten Stadtteil.
Projektdetails im Überblick
- Standort: Ringweg, Hallein-Rif (hinter der Kirche)
- Geplante Einheiten: 55 Wohnungen
- Besonderheit: 20 % der Wohnungen sind als betreubares Wohnen vorgesehen.
- Zusätzliche Infrastruktur: Kindergartengruppen, Spielflächen, Gemeinschaftsräume.
- Aktuelle Widmung: Grünland-Erholungsgebiet
Politische Fronten verhärten sich
Die politische Debatte wird zunehmend schärfer geführt. Die Stadt-ÖVP hat angekündigt, bei der nächsten Gemeindevertretungssitzung einen offiziellen Antrag einzubringen. Ziel ist es, Bürgermeister Alexander Stangassinger (SPÖ) dazu zu bewegen, sämtliche Planungs- und Genehmigungsverfahren für das Projekt vorläufig zu stoppen.
Stadträtin Katharina Seywald (ÖVP) kritisiert das Vorgehen der Stadtführung scharf. Sie bemängelt, dass zahlreiche Vorschläge aus einer früheren Bürgerbefragung zur zukunftsweisenden Entwicklung von Rif bisher ignoriert wurden.
„Geschehen bzw. weiterverfolgt wurde bisher leider überhaupt nichts. Die Infrastruktur und die Verkehrssituation können mit der regen Bautätigkeit und mit der immer größeren Bewohnerzahl schon lange nicht mehr mithalten.“ - Stadträtin Katharina Seywald (ÖVP)
Diese Aussage unterstreicht die Sorge, dass die bestehenden Strukturen wie Straßen, öffentliche Verkehrsmittel und soziale Einrichtungen einem weiteren Bevölkerungszuwachs nicht gewachsen sind. Die ÖVP fordert eine ganzheitliche Planung, die die Lebensqualität der Anwohner in den Mittelpunkt stellt, anstatt isolierte Bauprojekte voranzutreiben.
Die Stimme der Bürger wird lauter
Der Unmut beschränkt sich nicht nur auf die politische Ebene. Bei einer kürzlich abgehaltenen Bürgerversammlung wurde deutlich, dass viele Anwohner die Pläne ablehnen. Die Sorgen der Bevölkerung decken sich mit der Kritik der ÖVP: Die Verkehrslage wird als katastrophal beschrieben, und der Verlust von Grünflächen und Freiräumen wird als herber Einschnitt in die Lebensqualität empfunden.
Ein zentrales Argument der Bürger ist der Erhalt der letzten verbliebenen Grünflächen als wichtige Erholungsräume. In einem immer dichter verbauten Umfeld werden diese Flächen als unverzichtbar für das soziale Miteinander und das Wohlbefinden angesehen.
Die Verkehrsproblematik in Rif
Der Stadtteil Rif leidet seit Jahren unter einer hohen Verkehrsbelastung. Die bestehenden Straßen sind oft überlastet, was zu Staus und Lärmbelästigung für die Anwohner führt. Jedes neue Bauprojekt verschärft die Sorge, dass die Verkehrsinfrastruktur endgültig kollabieren könnte. Initiativen zur Verbesserung der Situation, wie der Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs oder die Schaffung sicherer Radwege, werden von den Bürgern seit langem gefordert, aber als unzureichend umgesetzt empfunden.
Stadtgemeinde verteidigt die Pläne
Trotz des wachsenden Widerstands hält die Stadtgemeinde an dem Projekt fest. Baustadtrat Markus Schörghofer (SPÖ) betont, dass die Stadt den Bauplänen bereits zugestimmt habe. Er verweist darauf, dass bis Ende Oktober die Möglichkeit bestand, Einwände und Anregungen bei der Baubehörde einzubringen. Diese würden derzeit geprüft und ausgearbeitet.
Als Reaktion auf die Verkehrskritik hebt Schörghofer hervor, dass eine Straßenverbreiterung am Ringweg inklusive eines neuen Gehsteigs bereits beschlossen sei. Ob diese Maßnahme ausreicht, um die zusätzliche Verkehrsbelastung durch 55 neue Haushalte aufzufangen, wird von den Kritikern jedoch stark bezweifelt.
Die Diskussion um die Ansiedlung von Ärzten im neuen Komplex stößt ebenfalls auf Unverständnis. Kritiker merken an, dass in Rif bereits 2,5 Arztstellen existieren und der Bedarf an dieser Stelle nicht vordringlich sei. Vielmehr gehe es darum, die grundlegende Infrastruktur zu stärken, bevor neue Großprojekte realisiert werden.
Die kommenden Wochen werden entscheidend sein. Der Antrag der ÖVP in der Gemeindevertretung wird zeigen, ob die politischen Entscheidungsträger bereit sind, auf die Bedenken von Bürgern und Opposition einzugehen oder ob die Pläne unverändert vorangetrieben werden. Der Konflikt in Rif steht exemplarisch für die Herausforderung vieler Gemeinden, den Bedarf an Wohnraum mit dem Erhalt von Lebensqualität und grünen Freiräumen in Einklang zu bringen.





