Der Salzburger Gemeinderat hat den Entwurf für das neue Räumliche Entwicklungskonzept (REK) zur öffentlichen Diskussion freigegeben. Dieser wegweisende Plan soll die Stadtentwicklung für die nächsten 25 Jahre steuern und sieht unter anderem die Schaffung von 12.000 neuen Wohnungen vor. Die Entscheidung fiel jedoch nicht einstimmig und löste eine intensive politische Debatte über die Zukunft des Wohnens und Lebens in Salzburg aus.
Das Wichtigste in Kürze
- Langfristige Strategie: Das REK legt die Leitlinien für die Stadtentwicklung Salzburgs bis zum Jahr 2050 fest.
- Wohnraumoffensive: Ein zentrales Ziel ist die Schaffung von 12.000 neuen Wohnungen für Hauptwohnsitze.
- Politische Spaltung: Eine Mehrheit aus SPÖ, KPÖ plus, Bürgerliste und NEOS stimmte für den Entwurf, während ÖVP, FPÖ und Liste SALZ dagegen waren.
- Bürgerbeteiligung: In den kommenden Monaten sind die Salzburgerinnen und Salzburger eingeladen, sich aktiv in den Prozess einzubringen.
Ein Plan für die nächsten 25 Jahre
Das Räumliche Entwicklungskonzept ist mehr als nur ein Dokument; es ist der Fahrplan für die Zukunft Salzburgs. Es soll sicherstellen, dass die Stadt auch in den kommenden Jahrzehnten lebenswert, nachhaltig und sozial gerecht wächst. Die Projektleiter Laura Gruber und Christian Hörbinger betonen, dass das REK eine "langfristig tragfähige Grundlage" schaffen soll, die für alle Bürgerinnen und Bürger nachvollziehbar ist.
Ein Kernpunkt des Konzepts ist die Vision einer "Stadt der kurzen Wege". Das bedeutet, dass alle wichtigen Einrichtungen des täglichen Bedarfs – wie Supermärkte, Schulen, Ärzte und öffentliche Verkehrsmittel – innerhalb von 15 Minuten zu Fuß oder mit dem Fahrrad erreichbar sein sollen. Dies soll nicht nur die Lebensqualität erhöhen, sondern auch den Autoverkehr reduzieren und das Klima schützen.
12.000 neue Wohnungen als Kernziel
Angesichts des angespannten Wohnungsmarktes in Salzburg ist die Schaffung von leistbarem Wohnraum das Herzstück des REK. Bis zum Jahr 2050 sollen insgesamt 12.000 neue Wohnungen entstehen. Diese sollen ausschließlich der Hauptwohnsitzbevölkerung zugutekommen, um Spekulation und Leerstand entgegenzuwirken.
Zahlen im Überblick
- Zeithorizont: 25 Jahre (bis 2050)
- Geplante Wohnungen: 12.000 Einheiten
- Fokus: Schaffung von Hauptwohnsitzen
Bürgermeister Bernhard Auinger (SPÖ) bezeichnete das REK als das "wichtigste Projekt unserer Stadt" und als "Samen für eine große Wohnbauoffensive". Er räumte ein, dass ein Kompromiss nicht jeden zufriedenstellen könne, betonte aber die Notwendigkeit, Verantwortung für die Zukunft zu übernehmen.
Besonders der soziale Aspekt wird von der Koalition hervorgehoben. Vizebürgermeister Kay-Michael Dankl (KPÖ plus) sieht darin einen entscheidenden Schritt in Richtung einer gerechteren Stadtentwicklung.
„Wir müssen heute entscheiden, was mit den Flächen passiert – Grund und Boden sind nicht vermehrbar. Wohnen darf keine Ware sein. Gemeinnützige Wohnungen bleiben dagegen für immer leistbar und bieten Sicherheit.“ – Kay-Michael Dankl, Vizebürgermeister (KPÖ plus)
Politische Debatte: Zustimmung trifft auf scharfe Kritik
Die Entscheidung im Gemeinderat offenbarte tiefe Gräben zwischen den politischen Lagern. Während die Regierungskoalition den Plan als zukunftsweisend feiert, äußerten die Oppositionsparteien erhebliche Bedenken.
Die Argumente der Opposition
ÖVP-Klubobfrau Delfa Kosic kritisierte den Entwurf als "noch nicht reif". Ihre Partei fordert ein ausgewogeneres Verhältnis zwischen Mietwohnungen und Eigentum, um auch Leistungsträgern Perspektiven zu bieten. Ein zentraler Kritikpunkt ist das Fehlen eines umfassenden Mobilitätskonzepts, ohne das ein Stadtentwicklungsplan wertlos sei.
Auch die FPÖ stimmte gegen den Entwurf. Klubchef Paul Dürnberger forderte, dass neue Wohnungen primär für "einheimische Arbeitende" geschaffen werden müssten. Zudem lehnt seine Partei eine "Aufweichung der Grünlanddeklaration" strikt ab, um wertvolle Naturflächen zu schützen.
Die politische Aufteilung
Für den Entwurf: SPÖ, KPÖ plus, Bürgerliste, NEOS
Gegen den Entwurf: ÖVP, FPÖ, Liste SALZ
Diese Konstellation zeigt, dass die Debatte über die zukünftige Ausrichtung der Stadt entlang klarer politischer Linien verläuft, insbesondere bei den Themen Wohnen, Verkehr und Grünlandschutz.
Einladung zum Dialog: Bürger können mitgestalten
Trotz der politischen Differenzen sind sich alle einig, dass die Bevölkerung eine zentrale Rolle im weiteren Prozess spielen muss. Planungsstadträtin Anna Schiester (Bürgerliste) betonte, dass der Beschluss der Startschuss für einen breiten öffentlichen Diskussionsprozess sei.
„Es ist ein Aufruf zum Dialog und eine Einladung zum gemeinsamen Austausch an die Salzburger:innen. Denn wir werden das neue REK gemeinsam mit den Menschen entwickeln und ganz sicher nicht über ihre Köpfe hinweg.“ – Anna Schiester, Planungsstadträtin (Bürgerliste)
In den kommenden Wochen und Monaten wird es zahlreiche Möglichkeiten zur Beteiligung geben. Geplant sind unter anderem:
- Workshops zu verschiedenen Themenschwerpunkten
- Informationsveranstaltungen in den Stadtteilen
- Ausstellungen zur Veranschaulichung der Pläne
- Gesprächsrunden mit den zuständigen Planern und Politikern
Die Stadtverwaltung ruft alle Bürgerinnen und Bürger auf, diese Gelegenheiten zu nutzen, um ihre Ideen, Wünsche und auch Bedenken einzubringen. Nur so könne ein Plan entstehen, der von einer breiten Mehrheit getragen wird und Salzburg fit für die Zukunft macht.





