Die Studierendenvertretung der Fachhochschule Salzburg meldet wachsende Unzufriedenheit unter Studierenden über die Wohnsituation in den Heimen. Dutzende Beschwerden über stark gestiegene Kosten und mangelhafte Ausstattung sind in diesem Semester eingegangen.
Im Zentrum der Kritik steht das Salzburger Studentenwerk, das als gemeinnütziger Träger rund die Hälfte des Marktes abdeckt. Während die Wartelisten lang sind, sehen sich aktuelle Bewohner mit erheblichen Preissteigerungen konfrontiert, die weit über der allgemeinen Inflationsrate liegen.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Mieten in Studentenheimen sind in drei Jahren um über 26 % gestiegen.
- Die Kautionen erhöhten sich im gleichen Zeitraum um mehr als 70 %.
- Studierende kritisieren neben den Kosten auch die mangelhafte Ausstattung, wie fehlende Waschmaschinen.
- Der Salzburger Landtag hat eine Untersuchung des Wohnbedarfs junger Menschen beschlossen, die in die Wohnbedarfsprognose 2026–2031 integriert wird.
Hohe Kosten belasten Studierende
Die finanzielle Belastung für Studierende in Salzburger Wohnheimen nimmt deutlich zu. Die Österreichische Hochschülerinnen- und Hochschülerschaft (ÖH) der FH Salzburg berichtet von zahlreichen Beschwerden. Ein konkretes Beispiel zeigt die Entwicklung: Das monatliche Benützungsentgelt für ein Zimmer stieg innerhalb von nur drei Studienjahren von 392 Euro auf 495 Euro. Das entspricht einer Steigerung von mehr als 26 Prozent.
Noch drastischer fiel die Erhöhung bei den Kautionen aus. Laut Ferdinand Vennemann, dem ÖH-Vorsitzenden der FH Salzburg, sind diese um über 70 Prozent gestiegen. „Diese enormen Sprünge bei Miete und Kaution erfolgen bei gleichbleibenden Leistungen, was für viele Studierende kaum noch tragbar ist“, so Vennemann.
Preisentwicklung im Vergleich
Während die Heimkosten stark anstiegen, lag die offizielle Inflationsrate laut Statistik Austria im selben Zeitraum bei 12,5 Prozent. Der Verbraucherpreisindex, der die allgemeinen Lebenshaltungskosten abbildet, stieg um rund 24 Prozent. Die Mietsteigerungen in den Heimen übertreffen somit die allgemeine Teuerung deutlich.
Diese Entwicklung trifft junge Menschen in Ausbildung besonders hart, da ihr Budget oft begrenzt ist und sie auf leistbaren Wohnraum angewiesen sind.
Stellungnahme des Salzburger Studentenwerks
Das Salzburger Studentenwerk betreibt neun Heime mit insgesamt 1.500 Betten und ist damit der größte Anbieter in der Stadt. Allein im größten Heim am Campus Puch-Urstein gibt es 328 Zimmer. Die Nachfrage übersteigt das Angebot bei Weitem: Derzeit stehen 150 Studierende auf der Warteliste.
Georg Leitinger, der Geschäftsführer des Salzburger Studentenwerks, begründet die Preiserhöhungen mit gestiegenen Betriebskosten. Er verweist auf den Status als gemeinnütziger Träger.
„Als gemeinnütziger Träger müssen wir Preissteigerungen, die im laufenden Betrieb hereinkommen, einfach weitergeben. Ein ganz wesentlicher Faktor, der auch die Preise in die Höhe treibt, ist die Wohnbauförderung in Salzburg.“
Leitinger erklärt, dass die Rahmenbedingungen der Wohnbauförderung die Kostenstruktur beeinflussen und es dem Studentenwerk nicht möglich sei, diese gestiegenen Ausgaben intern aufzufangen. Die Weitergabe an die Mieter sei daher unumgänglich.
Kritik an Ausstattung und Infrastruktur
Die Beschwerden der Studierenden betreffen jedoch nicht nur die finanzielle Seite. Auch die Ausstattung und die zur Verfügung stehende Infrastruktur werden kritisiert. Ein wiederkehrender Punkt ist laut ÖH der Mangel an Gemeinschaftseinrichtungen wie Waschmaschinen.
Studierende berichten, dass die Anzahl der verfügbaren Geräte für die hohe Zahl an Bewohnern nicht ausreiche, was zu Engpässen und langen Wartezeiten führt. Diese Mängel in der Grundversorgung verstärken den Unmut über die gleichzeitig steigenden Preise.
Die Rolle von Studentenheimen
Studentenwohnheime sollen eine kostengünstige und unkomplizierte Wohnmöglichkeit für die Dauer des Studiums bieten. Sie sind oft die erste Anlaufstelle für Studierende, die neu in eine Stadt kommen. Steigende Preise und mangelnde Qualität gefährden diese wichtige Funktion und erschweren den Zugang zu höherer Bildung.
Die ÖH fordert daher nicht nur eine transparente Preisgestaltung, sondern auch Investitionen in die Instandhaltung und Modernisierung der Heime, um den Bedürfnissen der Studierenden gerecht zu werden.
Politische Reaktion auf die Wohnungsnot
Die angespannte Wohnsituation für junge Menschen ist mittlerweile auch ein Thema in der Salzburger Landespolitik. Vergangene Woche wurde im zuständigen Landtagsausschuss ein Antrag der SPÖ zum Thema „Junges Wohnen“ behandelt, der auch von den Grünen und der KPÖplus unterstützt wurde.
Der ursprüngliche Antrag forderte eine umfassende und eigenständige Erhebung, um den tatsächlichen Wohnbedarf von jungen Menschen, Studierenden und Lehrlingen in Salzburg zu ermitteln. Diese Daten sollten als Grundlage für zukünftige politische Entscheidungen im Wohnbau dienen.
Abgeänderter Antrag wurde angenommen
Die Regierungsparteien brachten jedoch einen Abänderungsantrag ein. Anstelle einer sofortigen, separaten Untersuchung soll die Landesstatistik die Wohnsituation junger Erwachsener nun im Rahmen ihrer regulären Wohnbedarfsprognose für den Zeitraum 2026 bis 2031 genauer analysieren.
Dieser abgeänderte Antrag wurde schließlich angenommen. Kritiker befürchten, dass dadurch wertvolle Zeit verloren geht, um kurzfristig Lösungen für die akute Wohnungsnot zu schaffen. Die Politik hat das Problem zwar erkannt, konkrete Maßnahmen zur Entlastung der Studierenden stehen aber noch aus.





