Ein entscheidender Durchbruch für das geplante Biomasse-Heizkraftwerk der Firma Kaindl in Wals-Siezenheim ist erzielt worden. Der Salzburger Naturschutzbund hat seine Beschwerde gegen den positiven Bescheid zur Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) zurückgezogen. Diese Einigung macht den Weg für den Baubeginn des 150-Megawatt-Projekts frei und verhindert langwierige Verzögerungen.
Die Vereinbarung zwischen dem Holzverarbeitungsunternehmen und der Umweltschutzorganisation beinhaltet zusätzliche ökologische Auflagen. Damit rückt die Realisierung einer der größten Anlagen für erneuerbare Energien in der Region in greifbare Nähe.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Naturschutzbund Salzburg zieht seine Beschwerde gegen das Kaindl-Kraftwerk zurück.
- Der Bau des 150-Megawatt-Biomasse-Heizkraftwerks in Wals kann somit beginnen.
- Eine Einigung wurde erzielt, die zusätzliche ökologische Maßnahmen vorsieht.
- Das Projekt umfasst auch die Erweiterung der Photovoltaikanlagen auf dem Werksgelände.
Wichtige Hürde für Energieprojekt genommen
Mitte August erteilte das Land Salzburg dem Großprojekt der Firma Kaindl grünes Licht, indem es die Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) positiv abschloss. Dieses Verfahren ist für Vorhaben dieser Größenordnung gesetzlich vorgeschrieben und prüft die potenziellen Auswirkungen auf Mensch und Natur umfassend.
Nach dem positiven Bescheid legte der Naturschutzbund Salzburg, wie in solchen Verfahren üblich, eine Beschwerde ein. Eine solche Beschwerde hätte das Projekt um Monate oder sogar Jahre verzögern können, da sie eine weitere juristische Prüfung durch das Bundesverwaltungsgericht nach sich gezogen hätte.
Durch intensive Gespräche zwischen den Verantwortlichen von Kaindl und den Vertretern des Naturschutzbundes konnte diese Hürde nun aus dem Weg geräumt werden. Beide Seiten fanden einen Konsens, der sowohl die wirtschaftlichen als auch die ökologischen Interessen berücksichtigt.
Hintergrund: Die Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP)
Die UVP ist ein gesetzlich verankertes Prüfverfahren, das bei großen Bau- und Infrastrukturprojekten zur Anwendung kommt. Ziel ist es, die direkten und indirekten Auswirkungen eines Vorhabens auf die Umwelt frühzeitig zu erkennen, zu beschreiben und zu bewerten. Bereiche wie Luft, Wasser, Boden, Klima, Tier- und Pflanzenwelt sowie das Landschaftsbild werden dabei genau untersucht. Bürgerinitiativen und anerkannte Umweltorganisationen wie der Naturschutzbund haben das Recht, am Verfahren teilzunehmen und Beschwerde einzulegen.
Details zur Anlage und ihrer Leistung
Das geplante Biomasse-Heizkraftwerk auf dem Werksgelände von Kaindl in Wals ist ein zentraler Baustein der Energiestrategie des Unternehmens und der Region. Mit einer geplanten thermischen Leistung von 150 Megawatt wird die Anlage zu den größten ihrer Art in Österreich gehören.
Was bedeutet 150 Megawatt Leistung?
Um die Dimensionen des Projekts zu verdeutlichen, hier einige Vergleichswerte:
- Die Anlage könnte rechnerisch den Wärmebedarf von zehntausenden Haushalten decken.
- Sie nutzt Biomasse, vor allem Holzreste aus der eigenen Produktion, zur Erzeugung von Wärme und Strom.
- Durch die Kraft-Wärme-Kopplung wird die eingesetzte Energie hocheffizient genutzt.
Neben dem Biomassekraftwerk plant Kaindl auch den weiteren Ausbau seiner Photovoltaikanlagen. Diese Kombination aus Biomasse und Solarenergie soll die Energieversorgung des Standorts sichern und einen erheblichen Beitrag zur regionalen Versorgung mit erneuerbarer Energie leisten.
Biomasse-Heizkraftwerke verbrennen organische Materialien wie Holzpellets, Hackschnitzel oder andere Pflanzenreste, um Wasser zu erhitzen. Der entstehende Dampf treibt eine Turbine an, die einen Generator zur Stromerzeugung antreibt. Die verbleibende Wärme wird in Fernwärmenetze eingespeist. Dieser Prozess gilt als CO2-neutral, da bei der Verbrennung nur so viel Kohlendioxid freigesetzt wird, wie die Pflanzen während ihres Wachstums aus der Atmosphäre aufgenommen haben.
Die Einigung zwischen Industrie und Umweltschutz
Der Rückzug der Beschwerde durch den Naturschutzbund erfolgte nicht bedingungslos. Laut Informationen, die Salzburg News Today vorliegen, ist die Einigung das Ergebnis eines konstruktiven Dialogs, der zu konkreten Zusagen seitens Kaindl für zusätzliche Umweltschutzmaßnahmen führte.
Obwohl die genauen Details der Auflagen nicht öffentlich kommuniziert wurden, beinhalten solche Vereinbarungen typischerweise folgende Punkte:
- Ökologische Ausgleichsmaßnahmen: Schaffung neuer Lebensräume für Tiere und Pflanzen in der Umgebung.
- Strengeres Monitoring: Kontinuierliche Überwachung der Emissionen und anderer Umweltauswirkungen über die gesetzlichen Vorgaben hinaus.
- Optimierte Logistik: Maßnahmen zur Reduzierung des LKW-Verkehrs bei der Anlieferung der Biomasse.
„Ein Kompromiss, der zeigt, dass große Industrieprojekte und konsequenter Naturschutz vereinbar sind, wenn der Wille zum Dialog auf beiden Seiten vorhanden ist“, kommentierte ein Beobachter den Vorgang.
Diese Art von Übereinkunft wird als zukunftsweisend angesehen. Sie verhindert langwierige Rechtsstreitigkeiten, die Projekte blockieren und hohe Kosten verursachen, und stellt gleichzeitig sicher, dass ökologische Bedenken ernst genommen und adressiert werden.
Bedeutung für den Wirtschaftsstandort Salzburg
Das Kaindl-Projekt hat eine erhebliche wirtschaftliche und energiepolitische Relevanz für die gesamte Region Salzburg. Das Unternehmen M. Kaindl KG ist einer der größten Arbeitgeber im Bundesland und ein weltweit führender Hersteller von Holzwerkstoffen.
Stärkung der Energieautonomie
Die Investition in das Heizkraftwerk stärkt die Unabhängigkeit von fossilen Brennstoffen und internationalen Energiemärkten. Durch die Nutzung von regionaler Biomasse, hauptsächlich Reststoffen aus der eigenen Produktion, wird die Wertschöpfung in der Region gehalten. Das Projekt trägt maßgeblich zu den Klima- und Energiezielen des Landes Salzburg bei.
Die stabile Versorgung mit Prozesswärme sichert zudem den Produktionsstandort in Wals und die damit verbundenen Arbeitsplätze langfristig ab. Für die Gemeinde Wals-Siezenheim und umliegende Gebiete eröffnet die Anlage die Möglichkeit, an ein nachhaltiges Fernwärmenetz angeschlossen zu werden.
Die nächsten Schritte zum Baubeginn
Mit dem Wegfall der Beschwerde ist der UVP-Bescheid nun rechtskräftig. Das Unternehmen kann die nächsten Schritte zur Umsetzung des Projekts einleiten. Dazu gehören die Einholung der finalen Baugenehmigungen und die Ausschreibung der Bauarbeiten.
Ein genauer Zeitplan für den Baubeginn und die Inbetriebnahme wurde noch nicht bekannt gegeben. Experten gehen jedoch davon aus, dass die Vorbereitungen nun zügig voranschreiten werden. Der Bau selbst wird voraussichtlich mehrere Jahre in Anspruch nehmen. Das Projekt sichert nicht nur die Energieversorgung, sondern schafft auch während der Bauphase zahlreiche Arbeitsplätze in der Region.





