Die Salzburg AG hat eine Mehrheitsbeteiligung an der Wasserkraft Schneizlreuth GmbH erworben und übernimmt damit ein seit Jahren umstrittenes Kraftwerksprojekt an der Saalach. Der Landesenergieversorger sicherte sich 90 Prozent der Anteile an dem Unternehmen, das von einer Gruppe um den Salzburger Altbürgermeister Josef Reschen gegründet wurde. Die Pläne für das grenzüberschreitende Wasserkraftwerk hatten in der Vergangenheit wiederholt zu Protesten von Umweltschützern und Anwohnern geführt.
Das Wichtigste in Kürze
- Mehrheitsübernahme: Die Salzburg AG besitzt nun 90 Prozent der Anteile an der Wasserkraft Schneizlreuth GmbH.
- Umstrittenes Projekt: Das Vorhaben zur Errichtung eines Saalachkraftwerks an der deutsch-österreichischen Grenze ist seit 2018 in der Diskussion und stieß auf Widerstand.
- Initiator: Die ursprünglichen Pläne wurden von einer Gesellschaft um den ehemaligen Salzburger Bürgermeister Josef Reschen vorangetrieben.
- Strategische Investition: Der Erwerb ist Teil der Strategie der Salzburg AG, die Erzeugung erneuerbarer Energie in der Region auszubauen.
Details zur Übernahme durch die Salzburg AG
Der Aufsichtsrat der Salzburg AG hat der Übernahme in seiner jüngsten Sitzung zugestimmt. Mit dem Erwerb von 90 Prozent der Geschäftsanteile der Wasserkraft Schneizlreuth GmbH übernimmt der Landesenergieversorger die Kontrolle über das geplante Wasserkraftwerksprojekt an der Saalach. Die restlichen 10 Prozent der Anteile verbleiben bei den bisherigen Gesellschaftern.
Die Verkäufergesellschaft, die seit 2018 die Planungen für das Kraftwerk vorantrieb, wurde maßgeblich von Altbürgermeister Josef Reschen und seinen Geschäftspartnern repräsentiert. Die Salzburg AG tritt nun an deren Stelle, um das Projekt weiterzuentwickeln und zur Genehmigung zu bringen. Finanzielle Details der Transaktion wurden nicht bekannt gegeben.
Hintergrund: Wasserkraft in der Region
Wasserkraft ist eine tragende Säule der Stromerzeugung in Salzburg. Der Ausbau stößt jedoch zunehmend auf ökologische Bedenken. Projekte an Flüssen wie der Saalach, die wichtige Lebensräume für Fische und andere Tierarten darstellen, werden von Naturschutzorganisationen kritisch bewertet. Die Debatte dreht sich oft um den Eingriff in die Natur versus den Bedarf an sauberer Energie.
Ein Projekt mit kontroverser Vorgeschichte
Seit der ersten Vorstellung der Pläne im Jahr 2018 hat das Kraftwerksprojekt Schneizlreuth für erhebliche Diskussionen gesorgt. Das Vorhaben sieht die Nutzung des Wassers der Saalach im Grenzgebiet zwischen Unken (Salzburg) und Schneizlreuth (Bayern) zur Stromerzeugung vor. Kritiker befürchten negative Auswirkungen auf das Ökosystem des Flusses, insbesondere auf die Fischpopulation und die natürliche Flussdynamik.
Bürgerinitiativen und Umweltverbände organisierten in der Vergangenheit Protestaktionen und äußerten Bedenken hinsichtlich des landschaftlichen Eingriffs. Sie argumentierten, dass der ökologische Schaden in keinem Verhältnis zum erwarteten Energiegewinn stehe. Die Debatte war auch politisch aufgeladen, da mit Josef Reschen eine prominente Figur des öffentlichen Lebens hinter dem Projekt stand.
Die Rolle des Altbürgermeisters Josef Reschen
Josef Reschen, der von 1992 bis 1999 als Bürgermeister der Stadt Salzburg amtierte, war die treibende Kraft hinter den ursprünglichen Plänen. Seine Gesellschaft verfolgte das Ziel, private Investoren für die Realisierung des grenzüberschreitenden Kraftwerks zu gewinnen. Mit dem Verkauf der Anteile an die Salzburg AG zieht sich die ursprüngliche Initiatorengruppe nun weitgehend aus der operativen Umsetzung zurück.
Zahlen und Fakten zum Projekt
- Übernahme: 90 % der Anteile
- Standort: Grenzüberschreitend an der Saalach (Unken/Schneizlreuth)
- Projektstart: Erste Pläne wurden 2018 öffentlich
- Status: Planungs- und Genehmigungsphase
Strategische Ausrichtung der Salzburg AG
Für die Salzburg AG ist die Übernahme ein strategischer Schritt zum Ausbau der erneuerbaren Energien. Das Unternehmen betont die Notwendigkeit, die regionale Stromproduktion zu stärken, um die Abhängigkeit von externen Energiequellen zu verringern und die Klimaziele zu erreichen. Wasserkraft gilt dabei als verlässliche und CO2-freie Energiequelle.
Ein Sprecher der Salzburg AG betonte auf Anfrage: „Die Sicherung der regionalen Energieversorgung durch heimische, erneuerbare Quellen hat für uns oberste Priorität. Wir sind uns der Verantwortung bewusst und werden das Projekt im Dialog mit allen Beteiligten und unter strengen ökologischen Auflagen weiterentwickeln.“
Der Landesenergieversorger argumentiert, dass moderne Kraftwerkstechnologien und ökologische Ausgleichsmaßnahmen die Eingriffe in die Natur minimieren können. Projekte wie dieses seien notwendig, um den steigenden Energiebedarf, unter anderem für die E-Mobilität, nachhaltig zu decken.
Ausblick und nächste Schritte
Mit der Salzburg AG als neuem Eigentümer tritt das Projekt in eine neue Phase ein. Das Unternehmen wird die bisherigen Planungen überprüfen und das Genehmigungsverfahren bei den zuständigen Behörden in Österreich und Deutschland vorantreiben. Dieser Prozess umfasst unter anderem eine umfassende Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP), bei der alle ökologischen Aspekte detailliert untersucht werden.
Es wird erwartet, dass Umweltorganisationen und Bürgerinitiativen das Verfahren weiterhin kritisch begleiten werden. Die zentrale Herausforderung für die Salzburg AG wird darin bestehen, einen Konsens zwischen den energiewirtschaftlichen Zielen und den Anforderungen des Natur- und Landschaftsschutzes zu finden. Der weitere Zeitplan für eine mögliche Realisierung des Kraftwerks ist derzeit noch offen und hängt maßgeblich vom Ausgang der behördlichen Verfahren ab.





