Der Rechnungshof (RH) fordert eine bundesweite Pflichtversicherung gegen Naturkatastrophen. Dies geht aus seinem aktuellen Bericht „Extremwetterschäden in Österreich“ hervor. Angesichts steigender Schäden durch extreme Wetterereignisse sei eine breitere Absicherung notwendig. Salzburg verfolgt jedoch einen eigenen Weg, um die Bevölkerung für Elementarschäden zu wappnen.
Wichtige Punkte
- Rechnungshof empfiehlt Versicherungspflicht gegen Naturkatastrophen.
- Salzburg setzt auf Stärkung der Eigenverantwortung und Prävention.
- Mindesteigenversicherungssummen für Haushalte und Unternehmen wurden verdoppelt.
- Bauliche Präventionsmaßnahmen sind für weitere Beihilfen entscheidend.
Rechnungshof fordert Solidarsystem
Der Bericht des Rechnungshofs hebt die zunehmende Dringlichkeit eines Versicherungssystems hervor. Die Schäden durch Extremwetterereignisse steigen kontinuierlich. Gleichzeitig ist nur ein kleiner Teil der privaten Vermögenswerte in Österreich ausreichend abgesichert. Der RH stellt fest, dass zuletzt lediglich etwa fünf Prozent der Werte von Privatpersonen und Unternehmen gegen Hochwasser versichert waren. Oftmals waren diese Deckungssummen zudem gering.
Die jährlichen Versicherungsschäden durch Naturkatastrophen belaufen sich in Österreich auf rund eine Milliarde Euro. Im Jahr 2024 erreichte dieser Wert mit 1,7 Milliarden Euro einen historischen Höchststand. Experten und die Versicherungswirtschaft befürworten daher ein solidarisches Pflichtsystem. Dieses soll die Risiken der Klimakrise breiter verteilen und abfedern.
Faktencheck Naturkatastrophen
- 1 Milliarde Euro: Durchschnittliche jährliche Versicherungsschäden in Österreich.
- 1,7 Milliarden Euro: Versicherungsschäden im Jahr 2024, ein Höchstwert.
- 5 Prozent: Anteil der gegen Hochwasser versicherten privaten und Unternehmenswerte.
Salzburgs Ansatz: Eigenvorsorge statt Pflicht
Im Gegensatz zur Empfehlung des Rechnungshofs setzt das Land Salzburg auf einen anderen Ansatz. Landesrat Josef Schwaiger (ÖVP) betont, dass eine allgemeine Versicherungspflicht in der Praxis schwierig umzusetzen sei. Die Situationen der Betroffenen variieren stark. Ziel ist es, die Eigenverantwortung der Bürger zu stärken.
„Eine allgemeine Versicherungspflicht ist in der Praxis nicht leicht umzusetzen, denn die Situationen der Betroffenen sind sehr unterschiedlich. Ziel ist es, die Eigenverantwortung zu stärken.“
Landesrat Josef Schwaiger (ÖVP)
Zum 1. Jänner 2024 hat das Land die Richtlinien des Katastrophenfonds überarbeitet. Die Eigenversicherungssummen wurden deutlich erhöht. Dies soll die private Vorsorge fördern und die öffentliche Unterstützung gezielter einsetzen. Bereits seit 2021 weist Salzburg darauf hin, dass eine Mindesteigenversicherung für Elementarschäden notwendig ist.
Anpassung der Mindestversicherungssummen
Ursprünglich lag die empfohlene Mindesteigenversicherung bei 7.500 Euro für Haushalte und 15.000 Euro für Unternehmen. Eine Auswertung der letzten drei Jahre zeigte, dass alle gemeldeten Katastrophenschäden zumindest teilweise versichert waren. Manche Schäden waren sogar vollständig abgedeckt, teils mit Summen von über 200.000 Euro.
Basierend auf diesen Erfahrungen wurden die Mindestversicherungsgrenzen im Jahr 2024 verdoppelt:
- Haushalte: 15.000 Euro
- Unternehmen: 30.000 Euro
Hintergrund: Katastrophenfonds
Der Katastrophenfonds ist eine zentrale Säule der Katastrophenhilfe in Österreich. Er unterstützt Betroffene von Naturkatastrophen bei der Wiederherstellung von Schäden. Die Richtlinien des Fonds werden regelmäßig angepasst, um auf aktuelle Entwicklungen und Herausforderungen zu reagieren. Die jüngsten Änderungen in Salzburg zielen darauf ab, die private Vorsorge stärker zu incentivieren.
Prävention als Schlüssel zur Schadensvermeidung
Neben der Stärkung der Eigenversicherung fordert das Land Salzburg nach Katastrophen auch bauliche Präventionsmaßnahmen. Dazu gehören hochwassersichere Fenster oder Schutzmauern. Diese Maßnahmen sollen wiederkehrende Schäden vermeiden. Das Land macht deutlich: Bei neuerlichen Ereignissen ohne entsprechende Vorsorge werden keine weiteren Beihilfen gewährt. Dies unterstreicht die Wichtigkeit proaktiver Schutzmaßnahmen.
Die Kombination aus erhöhter Eigenverantwortung und gezielter Prävention soll langfristig die Belastung des Katastrophenfonds reduzieren. Gleichzeitig soll sie die Sicherheit der Bewohner in Salzburg erhöhen. Es geht darum, aus vergangenen Ereignissen zu lernen und zukünftige Risiken zu minimieren.
Vorteile des Salzburger Modells
Das Salzburger Modell bietet mehrere Vorteile:
- Stärkung der Eigenverantwortung: Bürger werden aktiv in den Schutz ihres Eigentums eingebunden.
- Gezielte öffentliche Unterstützung: Mittel des Katastrophenfonds können effektiver eingesetzt werden.
- Anreize für Prävention: Bauliche Schutzmaßnahmen werden gefördert, um Schäden zu reduzieren.
- Flexibilität: Das Modell kann an unterschiedliche individuelle Situationen angepasst werden.
Ein Vorbild für Österreich?
Das Land Salzburg sieht sein Modell als möglichen Zwischenschritt zu einer bundesweiten Lösung. Es kombiniert verbindliche Mindestdeckungen mit verstärkter Prävention und moderaten Prämienanpassungen. Eine generelle Pflichtversicherung wird dabei vermieden. Besonders in Gefahrenzonen ist die Sensibilität für Elementarschäden bereits hoch.
Außerhalb dieser Zonen könnten günstige Versicherungslösungen dazu beitragen, eine solidarische Gesamtstrategie für Österreich aufzubauen. Das Modell könnte zeigen, wie man die Risiken der Klimakrise landesweit besser abfedern kann, ohne eine strikte Pflichtversicherung einzuführen. Es bleibt abzuwarten, ob andere Bundesländer oder der Bund diesem Beispiel folgen werden.
Die Diskussion über eine Versicherungspflicht gegen Naturkatastrophen ist in Österreich von großer Bedeutung. Angesichts der zunehmenden Häufigkeit und Intensität von Extremwetterereignissen müssen langfristige Lösungen gefunden werden. Salzburg leistet hier einen wichtigen Beitrag zur Debatte und zur praktischen Umsetzung von Schutzmaßnahmen.
Die kontinuierliche Anpassung der Richtlinien und die Betonung der Eigenvorsorge zeigen, dass Salzburg die Herausforderungen ernst nimmt. Es ist ein aktiver Schritt, um die Bevölkerung besser vor den Folgen des Klimawandels zu schützen.





