In Salzburg findet diese Woche ein wichtiger Spezialkurs für die Berufsfeuerwehren aus ganz Österreich statt. 30 Ausbildner trainieren in der Hauptfeuerwache Maxglan den richtigen Umgang mit brennenden Elektrofahrzeugen. Ziel ist es, neue, einheitliche Standards für die Sicherheit der Einsatzkräfte und die Effizienz bei Löscharbeiten zu entwickeln.
Die Zunahme der Elektromobilität stellt Feuerwehren vor neue Herausforderungen. Allein im Jahr 2024 gab es in Österreich bereits 176 Zwischenfälle mit E-Autos, von denen 20 in Brand gerieten. Die Schulung, die noch bis Donnerstag andauert, kombiniert theoretisches Wissen mit praktischen Übungen an echten Fahrzeugen.
Das Wichtigste in Kürze
- In Salzburg findet ein Spezialkurs für Feuerwehr-Ausbildner zum Thema E-Auto-Brände statt.
- 30 Experten aus den Berufsfeuerwehren der größten Städte Österreichs nehmen teil.
- Im Jahr 2024 gab es bundesweit bereits 20 Brände von Elektrofahrzeugen.
- Die Schulung umfasst theoretische Einheiten und praktische Übungen an zerlegten E-Fahrzeugen.
- Die Erkenntnisse fließen in die zukünftige Ausbildung aller Einsatzkräfte in Österreich ein.
Neue Gefahren durch Elektromobilität
Die steigende Anzahl von Elektroautos auf den Straßen erhöht die Wahrscheinlichkeit von Einsätzen, bei denen die Feuerwehr mit brennenden Fahrzeugbatterien konfrontiert wird. Diese Brände unterscheiden sich grundlegend von denen herkömmlicher Verbrennungsmotoren und bergen spezifische Risiken für die Rettungskräfte.
Die Batterien können extrem hohe Temperaturen entwickeln und giftige Gase freisetzen. Eine besondere Gefahr stellt das sogenannte „thermische Durchgehen“ (Thermal Runaway) dar, bei dem sich die Batteriezellen gegenseitig entzünden und eine kaum zu stoppende Kettenreaktion auslösen. Zudem besteht die Gefahr, dass bereits gelöschte Akkus sich Stunden oder sogar Tage später erneut entzünden.
Hintergrund: Warum E-Auto-Brände anders sind
Im Gegensatz zu Benzin- oder Dieselbränden, die mit Wasser oder Schaum relativ gut kontrolliert werden können, benötigen brennende Lithium-Ionen-Akkus enorme Mengen an Kühlwasser. Oft müssen die Fahrzeuge in speziellen Wassercontainern versenkt werden, um die Batterie über einen langen Zeitraum zu kühlen und eine Wiederentzündung zu verhindern. Dies stellt hohe Anforderungen an Logistik und Material.
Österreichs Feuerwehr-Elite schult in Salzburg
Um diesen neuen Herausforderungen bestmöglich zu begegnen, versammeln sich diese Woche 30 führende Ausbildner der Berufsfeuerwehren aus Wien, Linz, Graz, Innsbruck, Klagenfurt und Salzburg. Der Kurs findet in der Hauptfeuerwache in Salzburg-Maxglan statt und dient dem intensiven Wissensaustausch und der Entwicklung gemeinsamer Taktiken.
Gastgeber ist der Salzburger Branddirektor Werner Kloiber. Er betont die Bedeutung dieser Initiative für die Sicherheit der Einsatzkräfte. Die Vielfalt der verbauten Technologien bei E-Autos mache einheitliche Vorgehensweisen schwierig.
„Die Elektro-Mobilität ist für uns als Einsatzkräfte noch relativ neu. Jeder Hersteller verbaut seine eigene Technologie. Man kann sagen, dass E-Fahrzeuge nicht wesentlich öfter brennen als konventionelle Fahrzeuge, aber sie brennen anders.“
Kloibers Aussage unterstreicht die Kernproblematik: Nicht die Häufigkeit der Brände ist das Problem, sondern deren unberechenbare und gefährliche Natur. Die Schulung soll genau hier ansetzen und den Ausbildnern das nötige Wissen vermitteln, um ihre Teams vor Ort optimal vorzubereiten.
Fakten und Zahlen belegen die Dringlichkeit
Die Notwendigkeit solcher Spezialkurse wird durch aktuelle Statistiken untermauert. Im laufenden Jahr 2024 wurden in Österreich bereits 176 Zwischenfälle registriert, die im Zusammenhang mit Elektroautos standen. Davon endeten 20 Vorfälle in einem Fahrzeugbrand, der unter teils extrem gefährlichen Bedingungen gelöscht werden musste.
Statistik 2024: E-Auto-Vorfälle in Österreich
- Gesamte Zwischenfälle: 176
- Fahrzeugbrände: 20
- Teilnehmende Experten am Kurs: 30
Diese Zahlen zeigen, dass die Feuerwehren zunehmend mit der Thematik konfrontiert sind und eine spezialisierte Ausbildung unerlässlich ist.
Die Experten diskutieren während des Kurses zentrale Fragen: Wie kann ein E-Auto-Brand am effizientesten gelöscht werden? Welche Schutzausrüstung ist notwendig? Und wie können die Einsatzkräfte die spezifischen Gefahren, die von Hochvoltbatterien ausgehen, sicher handhaben?
Praxistraining als Kern der Ausbildung
Ein wesentlicher Bestandteil der Fortbildung sind die praktischen Übungen. Die Teilnehmer haben die Möglichkeit, verschiedene Typen von Elektrofahrzeugen genau zu untersuchen. Dafür werden mehrere Fahrzeuge, darunter ein E-Sportwagen, ein Oberleitungsbus mit Akkus, ein Lkw und diverse Pkw, fachmännisch zerlegt.
Durch das Zerlegen der Fahrzeuge lernen die Ausbildner die genaue Position der Batterien, der Hochvoltkabel und der vom Hersteller vorgesehenen Trennstellen kennen. Dieses Wissen ist im Ernstfall entscheidend, um schnell und sicher handeln zu können. Es ermöglicht den Einsatzkräften, die Stromzufuhr gezielt zu unterbrechen und die Löscharbeiten sicher durchzuführen.
Wissenstransfer für die Zukunft
Die in Salzburg gesammelten Erfahrungen und entwickelten Taktiken sind von nationaler Bedeutung. Die 30 teilnehmenden Ausbildner werden als Multiplikatoren fungieren und das neue Wissen in ihre jeweiligen Heimatfeuerwehren tragen. Damit wird sichergestellt, dass die Ausbildung der Einsatzteams in ganz Österreich auf den neuesten Stand gebracht wird.
Langfristiges Ziel ist es, die Sicherheit für alle Feuerwehrleute im Land zu erhöhen und die Bevölkerung im Falle eines E-Auto-Brandes bestmöglich zu schützen. Der Kurs in Salzburg ist somit ein entscheidender Schritt zur Anpassung der Feuerwehrtaktik an die technologischen Entwicklungen im Automobilsektor.





