Das private Eisenbahnunternehmen Westbahn wird noch in diesem Jahr vier neue Doppelstockzüge des chinesischen Herstellers CRRC auf der Strecke zwischen Salzburg und Wien einsetzen. Nach einem langen Zulassungsverfahren steht die Inbetriebnahme der Züge, die bereits 2019 bestellt wurden, nun kurz bevor. Dies markiert einen wichtigen Schritt für den Wettbewerb auf der österreichischen Weststrecke.
Die neuen Garnituren sollen die bestehende Flotte ergänzen und das Angebot für Pendler und Reisende auf einer der wichtigsten Verkehrsachsen Österreichs verbessern. Die endgültige Genehmigung durch die zuständigen Behörden wird in den kommenden Wochen erwartet, womit die Züge offiziell in den Fahrplanbetrieb aufgenommen werden können.
Ein lang erwarteter Start für die neuen Züge
Die Entscheidung der Westbahn, im Jahr 2019 vier Doppelstock-Triebwagenzüge beim chinesischen Staatskonzern CRRC (China Railway Rolling Stock Corporation) zu bestellen, sorgte in der Branche für Aufsehen. Es war einer der ersten Aufträge dieser Art für CRRC in der Europäischen Union, einer Region, die traditionell von Herstellern wie Siemens, Alstom oder Stadler Rail dominiert wird.
Der Prozess von der Bestellung bis zur finalen Zulassung war komplex und zeitintensiv. Die Züge mussten strenge europäische und österreichische Sicherheits- und Technikstandards erfüllen. Die Europäische Eisenbahnagentur (ERA) und das österreichische Verkehrsministerium waren federführend in diesem Genehmigungsverfahren.
Bereits im Frühling dieses Jahres wurde eine der neuen Garnituren bei Testfahrten in Linz gesichtet, was auf Fortschritte im Zulassungsprozess hindeutete. Nun bestätigen Informationen, dass die letzten Hürden genommen sind und einem Einsatz nichts mehr im Wege steht.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Westbahn setzt vier neue Doppelstockzüge aus chinesischer Produktion ein.
- Die Züge werden zunächst auf der Strecke zwischen Salzburg und Wien verkehren.
- Die Bestellung erfolgte bereits 2019 beim Hersteller CRRC.
- Die offizielle Inbetriebnahme wird nach einer langen Zulassungsphase noch in diesem Jahr erwartet.
Technische Details und Komfort für Passagiere
Die neuen Züge basieren auf einer Plattform von CRRC, wurden aber speziell an die Anforderungen des europäischen Marktes und der Westbahn angepasst. Sie sind für eine Höchstgeschwindigkeit von 200 km/h ausgelegt und bieten auf zwei Ebenen Platz für eine große Anzahl von Passagieren. Ein besonderes Augenmerk wurde auf den Komfort der Reisenden gelegt.
Jeder Zug verfügt über:
- Bequeme Sitze mit ausreichend Beinfreiheit
- Kostenloses und leistungsstarkes WLAN
- Steckdosen an jedem Sitzplatz
- Moderne Informationssysteme für die Fahrgäste
- Barrierefreie Zugänge und Toiletten
Die Westbahn ist bekannt für ihren Fokus auf Servicequalität. Die neuen Züge sollen diesen Standard weiter anheben und eine attraktive Alternative zum Individualverkehr und anderen Bahnanbietern darstellen.
Hintergrund: CRRC auf dem europäischen Markt
CRRC ist der größte Schienenfahrzeughersteller der Welt. Das Unternehmen entstand 2015 durch die Fusion der beiden größten chinesischen Zughersteller. Während CRRC den Heimatmarkt dominiert, ist der Eintritt in den europäischen Markt eine strategische Priorität. Der Auftrag der Westbahn galt als wichtiger Referenzauftrag, um die Fähigkeit zu demonstrieren, Fahrzeuge nach den strengen europäischen TSI-Normen (Technische Spezifikationen für die Interoperabilität) zu bauen und zuzulassen.
Auswirkungen auf den Wettbewerb auf der Schiene
Die Weststrecke zwischen Salzburg und Wien ist die am stärksten frequentierte Bahnverbindung in Österreich. Seit der Liberalisierung des Schienenpersonenverkehrs konkurriert hier die private Westbahn direkt mit den staatlichen Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB). Der Einsatz der neuen Züge wird diesen Wettbewerb weiter intensivieren.
Mehr Kapazität in Stoßzeiten
Mit den vier zusätzlichen Zügen kann die Westbahn ihre Kapazitäten deutlich erhöhen. Dies ist besonders wichtig für die stark nachgefragten Pendlerverbindungen am Morgen und Abend sowie an Wochenenden. Mehr Sitzplätze bedeuten potenziell mehr Fahrgäste und eine bessere Auslastung der Infrastruktur.
Die Westbahn hat bisher eine Flotte von 17 sechsteiligen Doppelstockzügen des Schweizer Herstellers Stadler Rail betrieben. Die neuen Züge von CRRC werden diese Flotte ergänzen und dem Unternehmen mehr Flexibilität bei der Fahrplangestaltung geben.
Zahlen und Fakten zur Weststrecke
- Länge: Rund 317 Kilometer zwischen Wien Westbahnhof und Salzburg Hauptbahnhof.
- Fahrzeit: Die schnellsten Verbindungen benötigen etwa 2 Stunden und 22 Minuten.
- Bedeutung: Wichtigste Ost-West-Verbindung für den Personen- und Güterverkehr in Österreich.
- Anbieter: Hauptkonkurrenten im Fernverkehr sind die ÖBB und die Westbahn.
Ein Meilenstein für die Westbahn und CRRC
Für die Westbahn ist die Inbetriebnahme der Züge der erfolgreiche Abschluss eines mehrjährigen Projekts. Es zeigt, dass das Unternehmen bereit ist, neue Wege zu gehen, um sein Angebot zu verbessern und wirtschaftlich zu agieren. Die Entscheidung für einen chinesischen Hersteller war auch eine wirtschaftliche, da CRRC die Züge zu wettbewerbsfähigen Preisen angeboten hat.
Für CRRC ist die Zulassung und der Betrieb der Züge in Österreich ein entscheidender Erfolg. Er dient als Türöffner für weitere Projekte in der Europäischen Union. Das Unternehmen kann nun eine erfolgreiche Referenz vorweisen, die bei zukünftigen Ausschreibungen in anderen EU-Ländern von großem Vorteil sein wird.
„Die erfolgreiche Zulassung dieser Züge in einem der anspruchsvollsten Märkte der Welt ist ein Beweis für unsere technologische Kompetenz und unsere Fähigkeit, globale Standards zu erfüllen“, kommentierte ein Branchenkenner die Entwicklung.
Die ersten Fahrgäste werden voraussichtlich noch vor Ende des Jahres die Möglichkeit haben, in den neuen Zügen zwischen der Mozartstadt und der Bundeshauptstadt zu reisen. Die genauen Fahrpläne und Einsatzzeiten werden von der Westbahn in den kommenden Wochen bekannt gegeben.





