Die Stadt Salzburg investiert 175.000 Euro in die Sicherheit von Radfahrern. Im gesamten Stadtgebiet werden derzeit 60 Radfahrüberfahrten und Fahrradstraßen mit einer auffälligen roten Farbe markiert, um die Sichtbarkeit zu erhöhen und Unfälle zu reduzieren. Die Maßnahme, die bis Ende November abgeschlossen sein soll, wird von Verkehrsexperten begrüßt, die auf positive Erfahrungen aus anderen Städten verweisen.
Das Wichtigste in Kürze
- Investition: Die Stadt Salzburg gibt 175.000 Euro für neue Bodenmarkierungen aus.
- Umfang: 60 Radfahrüberfahrten und Fahrradstraßen werden rot eingefärbt.
- Ziel: Erhöhung der Sichtbarkeit und Reduzierung von Unfällen zwischen Rad- und Autofahrern.
- Expertenmeinung: Unfallforscher bestätigen, dass rote Markierungen die Unfallzahlen um bis zu 20 Prozent senken können.
Ein rotes Signal für mehr Sicherheit im Straßenverkehr
Wer in diesen Tagen in Salzburg mit dem Auto oder Fahrrad unterwegs ist, wird sie bereits bemerkt haben: Leuchtend rote Farbflächen an Kreuzungen und entlang von Fahrradstraßen. Dahinter steckt eine gezielte Offensive des Magistrats, um die Sicherheit für den Radverkehr zu verbessern. Das Bauressort, unter der Leitung von Vizebürgermeister Kay-Michael Dankl (KPÖ Plus), hat ein Budget von 175.000 Euro für die großflächige Markierung von insgesamt 60 kritischen Punkten im Stadtgebiet freigegeben.
Die Arbeiten sind bereits in vollem Gange und sollen bis Ende November dieses Jahres abgeschlossen sein. Ziel der Maßnahme ist es, die Aufmerksamkeit aller Verkehrsteilnehmer zu schärfen und Radwege an Kreuzungspunkten deutlich sichtbarer zu machen. Die Hoffnung ist, dass die auffällige Farbe Autofahrer stärker sensibilisiert und so Kollisionen vermieden werden.
Langlebige Materialien für dauerhafte Sichtbarkeit
Für die Markierungen kommen hochwertige und widerstandsfähige Materialien zum Einsatz. Laut Markus Huber, dem Radbauleiter vom Straßen- und Brückenamt, wird eine spezielle rote Spachtelung, auch Rollplastik genannt, verwendet. Diese soll je nach Verkehrsbelastung und Witterungsbedingungen bis zu fünf Jahre halten. Bei den thermoplastischen Markierungen auf Fahrradstraßen rechnet man sogar mit einer Haltbarkeit von drei bis zehn Jahren.
Wissenschaftliche Erkenntnisse stützen die Maßnahme
Die Entscheidung für die rote Farbe ist keine rein ästhetische. Sie basiert auf wissenschaftlichen Erkenntnissen und den Erfahrungen anderer österreichischer Städte. Der Salzburger Verkehrssachverständige und Unfallforscher Gerhard Kronreif bestätigt die Wirksamkeit der roten Markierungen und verweist auf Studien aus Wien und Graz.
„In Wien und Graz haben wir festgestellt, dass nach dem Aufbringen der roten Markierungen durch die erhöhte Aufmerksamkeit der Autofahrer hier an die 20 Prozent weniger Unfälle passiert sind.“
Diese signifikante Reduktion der Unfallzahlen ist ein starkes Argument für die Ausweitung solcher Sicherheitsmaßnahmen. Kronreif betont, dass die erhöhte Aufmerksamkeit der Autofahrer an den markierten Stellen nachweislich zu weniger gefährlichen Situationen führt. Die rote Farbe wirkt wie ein permanentes Warnsignal und hebt den Bereich, in dem Radfahrer queren, visuell aus der restlichen Fahrbahn hervor.
Bürgerwünsche als Impulsgeber
Die Auswahl der 60 Standorte erfolgte nicht nur auf Basis von Verkehrsanalysen, sondern auch durch direkte Rückmeldungen aus der Bevölkerung. Laut Vizebürgermeister Dankl wurden zahlreiche Anregungen von Bürgerinnen und Bürgern berücksichtigt. Ein Beispiel dafür ist die viel befahrene Kreuzung beim Nelböck-Viadukt an der Rainerstraße, die nun ebenfalls eine rote Markierung erhalten hat. Dieser partizipative Ansatz stellt sicher, dass die Maßnahmen dort umgesetzt werden, wo die Menschen vor Ort den größten Bedarf sehen.
Herausforderungen und weiterer Handlungsbedarf
Trotz der positiven Entwicklung gibt es in Salzburg weiterhin erheblichen Verbesserungsbedarf bei der Radinfrastruktur. Unfallforscher Kronreif warnt davor, sich auf den roten Markierungen auszuruhen. Er fordert eine konsequente Ausweitung der Maßnahme, da sonst die Aufmerksamkeit an nicht markierten Querungen nachlassen könnte. Ein Flickenteppich an Sicherheitsstandards sei kontraproduktiv.
Uneinheitliche Radwege als Sicherheitsrisiko
Ein zentrales Problem in Salzburg ist die uneinheitliche Gestaltung der Radwege. Radfahrer sehen sich mit einem Mix aus Mehrzweckstreifen, Radfahrstreifen und unterschiedlichen Ampelsystemen konfrontiert. Mal gelten Piktogramm-Ampeln für Fußgänger und Radfahrer, mal die Hauptverkehrsampel. Diese Unklarheit führt zu Verwirrung und gefährlichen Situationen. „Hier muss sich der Radfahrer entscheiden, welche Ampelphase gilt für mich?“, kritisiert Kronreif. Eine Vereinheitlichung und klare Kennzeichnung der Radinfrastruktur sei dringend notwendig.
Appell an die Eigenverantwortung der Radfahrer
Gleichzeitig nimmt der Verkehrsexperte auch die Radfahrer selbst in die Pflicht. Viele wüssten nicht über grundlegende Verkehrsregeln Bescheid. Ein häufiges Missverständnis betrifft die Geschwindigkeitsbegrenzung an Radfahrüberfahrten.
Wichtige Regel: Radfahrüberfahrten dürfen nur mit einer Geschwindigkeit von maximal 10 km/h überquert werden, wenn sich andere Fahrzeuge nähern. Diese Regel dient dem eigenen Schutz und gibt Autofahrern die Möglichkeit, rechtzeitig zu reagieren. Eine defensive und vorausschauende Fahrweise ist für alle Verkehrsteilnehmer unerlässlich.
Die jüngsten tragischen Unfälle in der Stadt, wie jener an der Eder-Kreuzung in Parsch, der zu einem provisorischen Rechtsabbiegeverbot für LKW führte, unterstreichen die Dringlichkeit weiterer Maßnahmen. Die roten Markierungen sind ein wichtiger Schritt, doch für eine umfassende Verkehrssicherheit in Salzburg ist noch viel zu tun. Die Stadt will sich laut Dankl an den Empfehlungen der Experten orientieren und die Sicherheit für Radfahrer weiter systematisch ausbauen.





