Der Verein ARGE Stadttauben hat eine Petition mit 2.400 Unterschriften an Salzburgs Bürgermeister Bernhard Auinger (SPÖ) übergeben. Darin werden konkrete Maßnahmen gefordert, um das Leid der Vögel in der Innenstadt zu verringern. Die Initiative drängt auf eine Lockerung des Fütterungsverbots und die Errichtung betreuter Taubenschläge nach dem Vorbild anderer Städte.
Die Übergabe fand im Vorfeld eines geplanten Runden Tisches statt, bei dem Vertreter der Stadt, Experten und Tierschützer eine nachhaltige Lösung für den Umgang mit der städtischen Taubenpopulation erarbeiten sollen. Der Verein hofft, dass seine Vorschläge in die zukünftige Strategie der Stadt einfließen werden.
Die Kernforderungen im Überblick
- Lockerung des Fütterungsverbots: Eine Anpassung der strengen Regelungen, um eine kontrollierte Versorgung der Tiere zu ermöglichen.
- Legale Futterplätze: Die Einrichtung von festen, betreuten Futterstellen mit artgerechtem Futter, um die Tiere von unerwünschten Orten fernzuhalten.
- Betreute Taubenschläge: Die Errichtung von Taubenschlägen zur tierschutzgerechten Bestandskontrolle in Stadtteilen mit hoher Population.
Petition fordert Umdenken in der Stadtpolitik
Unter dem Titel „Taubenleid in der Stadt Salzburg – Stoppen Sie die Tierquälerei“ richtet sich die Petition an die gesamte Stadtregierung. Die ARGE Stadttauben betont, dass das bestehende Fütterungsverbot zu erheblichem Tierleid führe. Die Vögel würden hungern und seien gezwungen, ungeeignete Nahrungsreste zu fressen, was Krankheiten und eine hohe Sterblichkeit zur Folge habe.
Die Sammlung von 2.400 Unterschriften innerhalb kurzer Zeit verdeutlicht laut dem Verein das große Interesse der Bevölkerung an einer tierfreundlicheren Lösung. Viele Bürgerinnen und Bürger seien besorgt über den Zustand der Tiere und wünschten sich ein proaktives Management anstelle reiner Verbote.
Konkrete Vorschläge für ein besseres Miteinander
Die Forderungen der Tierschützer sind detailliert ausgearbeitet. Die Lockerung des Fütterungsverbots soll nicht unkontrolliert erfolgen, sondern an klare Bedingungen geknüpft sein. An speziell eingerichteten und betreuten Futterplätzen könnten die Tiere artgerechtes Körnerfutter erhalten. Dies würde nicht nur ihre Gesundheit verbessern, sondern auch die Verschmutzung in anderen Bereichen der Stadt reduzieren, da die Tiere gezielt an diese Orte gelenkt würden.
Langfristig sei die Errichtung von betreuten Taubenschlägen der entscheidende Schritt. In diesen Einrichtungen können die Tiere brüten. Die Eier werden jedoch teilweise durch Attrappen aus Gips oder Kunststoff ersetzt. Diese Methode ermöglicht eine sanfte und tierschutzkonforme Kontrolle der Population, ohne die Tiere töten oder verletzen zu müssen.
Wissenswertes über Stadttauben
Stadttauben sind keine Wildtiere, sondern Nachkommen von domestizierten Felsentauben. Sie wurden über Jahrhunderte vom Menschen gezüchtet und sind daher auf dessen Nähe und Nahrungsangebot angewiesen. Ein reines Fütterungsverbot führt oft dazu, dass die Tiere verhungern, da sie nicht in der Lage sind, sich vollständig selbst zu versorgen.
Das „Augsburger Modell“ als Vorbild für Salzburg
Als konkretes Beispiel für eine erfolgreiche Umsetzung ihrer Forderungen verweist die ARGE Stadttauben auf das sogenannte „Augsburger Modell“. Dieses Konzept wird seit vielen Jahren in der deutschen Stadt Augsburg und mittlerweile in zahlreichen anderen europäischen Städten erfolgreich praktiziert. Es kombiniert betreute Taubenschläge mit kontrollierten Fütterungen.
Die zentralen Säulen des Modells sind:
- Populationenkontrolle durch Ei-Austausch: In den Taubenschlägen werden die Gelege durch Attrappen ersetzt. Dies reduziert den Nachwuchs auf humane Weise.
- Gesundheitsförderung: Die Tiere erhalten in den Schlägen sauberes Wasser und artgerechtes Futter, was ihren Gesundheitszustand erheblich verbessert.
- Sauberkeit im Stadtbild: Da die Tauben einen Großteil ihrer Zeit in den Schlägen verbringen, verringert sich die Kotbelastung an Gebäuden und öffentlichen Plätzen um bis zu 80 Prozent.
Der Verein argumentiert, dass die Einführung eines solchen Modells in Salzburg nicht nur dem Tierschutz dienen, sondern auch die Konflikte zwischen Bürgern und Tieren entschärfen würde. Die Stadtverwaltung sei immer wieder mit Beschwerden über Taubenkot und Lärmbelästigung konfrontiert.
Hintergrund: Der Runde Tisch
Der von der Stadt Salzburg angekündigte Runde Tisch soll in den kommenden Wochen stattfinden. Daran teilnehmen werden Vertreter der zuständigen Magistratsabteilungen, Tierschutzorganisationen, Experten für Ornithologie und Vertreter der Stadtregierung. Ziel ist es, eine wissenschaftlich fundierte und langfristig tragfähige Strategie für das Taubenmanagement zu entwickeln, die sowohl die Anliegen der Bürger als auch den Tierschutz berücksichtigt.
Stadtregierung bestätigt Dialogbereitschaft
In einer ersten Reaktion bestätigte die Stadt Salzburg den Eingang der Petition und die Notwendigkeit, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Das Thema Tauben sei ein Dauerbrenner, der die Verwaltung regelmäßig beschäftige. Man erkenne an, dass es unterschiedliche Sichtweisen gebe – von Bürgern, die sich durch die Vögel gestört fühlen, bis hin zu jenen, die sich um das Wohl der Tiere sorgen.
„Wir vom Verein setzen tierethische Maßstäbe zur Lösungsfindung voraus und hoffen, dass dies auch der Stadtregierung in Salzburg bei der Lösungsfindung gelingt“, heißt es in einer Aussendung der ARGE Stadttauben.
Bürgermeister Bernhard Auinger signalisierte Bereitschaft, die Vorschläge im Rahmen des Runden Tisches ernsthaft zu prüfen. Es gehe darum, eine Lösung zu finden, die für Mensch und Tier funktioniert. Ob und in welcher Form die Forderungen der Petition umgesetzt werden, wird von den Ergebnissen dieser Gespräche abhängen. Tierschützer hoffen nun auf einen konstruktiven Dialog und ein baldiges Ende des Leidens der Salzburger Stadttauben.





