Die Bäuerinnen im Salzburger Flachgau haben eine neue Initiative mit dem Namen „Kleine Hilfe mit großer Wirkung“ ins Leben gerufen. Das Projekt zielt darauf ab, den Zusammenhalt und die gegenseitige Unterstützung in ländlichen Gemeinden zu stärken. Durch unkomplizierte Hilfe im Alltag soll die traditionelle Nachbarschaftshilfe wiederbelebt und an die modernen Herausforderungen angepasst werden.
Das Wichtigste in Kürze
- Neue Initiative: Die Flachgauer Bäuerinnen starten das Projekt „Kleine Hilfe mit großer Wirkung“, um die Nachbarschaftshilfe zu fördern.
- Ziel des Projekts: Es soll ein Bewusstsein dafür geschaffen werden, dass gegenseitige Unterstützung im Alltag, sei es durch Zeit oder praktische Hilfe, wieder selbstverständlicher wird.
- Praktische Umsetzung: Lokale Ansprechpartner sollen Hilfesuchende und Helfer vernetzen. Eine neue „Betriebskarte“ dient als Notfallplan für landwirtschaftliche Betriebe.
- Initiatorin: Die Idee stammt von Nicole Leitner, Landwirtin und ÖVP-Landtagsabgeordnete, die das Projekt im Rahmen der Bäuerinnen-Organisation entwickelt hat.
Ein neues Bewusstsein für Gemeinschaft
In einer Zeit, in der viele landwirtschaftliche Betriebe an ihrer Belastungsgrenze arbeiten und der Alltag immer hektischer wird, geht der Blick für die Bedürfnisse der Nachbarn oft verloren. Genau hier setzt die Initiative der Flachgauer Bäuerinnen an. Sie will die Idee der Nachbarschaftshilfe neu beleben und an die heutigen Gegebenheiten anpassen.
Die Initiatorin des Projekts, Nicole Leitner, betont die Wichtigkeit kleiner Gesten. „Es beginnt dort, wo man einfach für den Nachbarn da ist, sei es durch Zuhören, durch Zeit schenken oder durch kleine Handgriffe im Alltag“, erklärt sie. Das Projekt soll nicht nur dazu ermutigen, Hilfe anzubieten, sondern auch, sie ohne Zögern anzunehmen.
„Man muss nicht immer alles allein schaffen. Hilfe annehmen darf keine Schwäche sein.“ – Nicole Leitner, Initiatorin und Landwirtin
Die Initiative will eine Kultur des Gebens und Nehmens fördern, die über den reinen Austausch von Dienstleistungen hinausgeht und auf Menschlichkeit und gegenseitigem Vertrauen basiert.
Hintergrund der Initiative
Die Idee für das Projekt entstand während einer Bäuerinnen-Tagung. Dort wurde über die Suche nach neuen Betriebshelfern durch den Maschinenring diskutiert. Schnell wurde klar, dass viele Landwirte bereits überlastet sind und formelle Hilfe oft schwer zu organisieren ist. Daraus entwickelte sich die Überlegung, wie man sich unbürokratisch und im Kleinen gegenseitig entlasten könnte.
Strukturierte Hilfe durch lokale Netzwerke
Um die Nachbarschaftshilfe zu organisieren, soll ein strukturiertes Netzwerk aufgebaut werden. In jeder Gemeinde sollen künftig feste Ansprechpersonen zur Verfügung stehen, die als Vermittler agieren. In der Regel übernehmen die jeweiligen Ortsbäuerinnen und Ortsbauern diese wichtige Funktion.
Sie sollen eine Brücke schlagen zwischen Menschen, die Unterstützung benötigen, und jenen, die bereit sind, ihre Zeit oder Fähigkeiten zur Verfügung zu stellen. Dies kann vielfältige Formen annehmen, von der Kinderbetreuung über kleine Aushilfsarbeiten im Stall bis hin zur Erledigung von Einkäufen.
Die Rolle der Jugend
Ein besonderer Fokus der Initiative liegt auf der aktiven Einbindung der jüngeren Generation. Die Landjugend spielt hierbei eine zentrale Rolle. Viele junge Menschen sind motiviert zu helfen, wissen aber oft nicht, wo ihre Unterstützung gebraucht wird oder wie sie sich einbringen können.
„Wir möchten den Jugendlichen vermitteln, wie wertvoll es ist, zu helfen und dass man dabei selbst Freude und Kraft gewinnt“, so Leitner. Das Projekt soll jungen Menschen konkrete Möglichkeiten bieten, sich in ihrer Gemeinschaft zu engagieren und soziale Verantwortung zu übernehmen. Dies stärkt nicht nur den Zusammenhalt zwischen den Generationen, sondern sichert auch die Zukunft der ländlichen Gemeinschaftsstrukturen.
Die Betriebskarte als praktisches Werkzeug
Ein konkretes und greifbares Ergebnis der Initiative ist die Entwicklung einer sogenannten „Betriebskarte“. Diese Karte funktioniert wie ein Notfallplan für landwirtschaftliche Betriebe und soll im Ernstfall eine schnelle und effiziente Hilfe ermöglichen.
Inhalte der Betriebskarte
- Lagepläne: Übersicht über das Betriebsgelände zur schnellen Orientierung.
- Wichtige Kontakte: Telefonnummern von Tierärzten, Technikern und Familienmitgliedern.
- Hinweise zu Abläufen: Informationen zu Fütterungszeiten, Medikamentengabe oder technischen Geräten.
- QR-Code: Ein scannbarer Code, der zu weiterführenden digitalen Informationen führt.
Diese Karte soll an einer gut sichtbaren Stelle im Betrieb platziert werden, beispielsweise im Stall oder im Büro. Im Falle eines unvorhergesehenen Ausfalls des Betriebsleiters, etwa durch einen Unfall oder eine Krankheit, können Nachbarn oder externe Helfer sofort die wichtigsten Aufgaben übernehmen, ohne wertvolle Zeit mit der Suche nach Informationen zu verlieren.
Die Betriebskarte ist somit ein einfaches, aber äußerst wirkungsvolles Instrument, um die Betriebssicherheit zu erhöhen und die gegenseitige Unterstützung im Notfall zu professionalisieren.
Ein Modell für ganz Salzburg
Obwohl die Initiative „Kleine Hilfe mit großer Wirkung“ im Flachgau ihren Ursprung hat, ist das Konzept so konzipiert, dass es auf andere Bezirke und Regionen übertragbar ist. Die grundlegenden Herausforderungen des ländlichen Raums – Arbeitsbelastung, demografischer Wandel und ein schwindendes Gemeinschaftsgefühl – sind vielerorts ähnlich.
„Früher war das selbstverständlich, aber heute ist jeder so in seinem eigenen Rad gefangen“, merkt Nicole Leitner an. Sie, die auch als Abgeordnete für die ÖVP im Salzburger Landtag tätig ist, sieht in der Initiative einen wichtigen Beitrag zur Stärkung der ländlichen Strukturen.
Das Projekt erinnert daran, dass eine funktionierende Gemeinschaft keine Selbstverständlichkeit ist, sondern das Ergebnis einer bewussten Entscheidung und des Engagements jedes Einzelnen. Es geht darum, wieder genauer hinzusehen, aufeinander zu achten und füreinander da zu sein – eine kleine Geste, die tatsächlich eine große Wirkung entfalten kann.





