In Salzburg ist die langjährige Diskussion um den Bau eines neuen Konzerthauses wieder in den Fokus gerückt. Eine aktuelle Machbarkeitsstudie, die von der Stadtregierung in Auftrag gegeben wurde, schlägt das Areal des ehemaligen Stadtwerke-Areals in Lehen als bevorzugten Standort vor. Die Studie beziffert die geschätzten Baukosten auf rund 250 Millionen Euro und hat damit eine intensive politische und öffentliche Debatte über die Finanzierbarkeit und Notwendigkeit des Großprojekts ausgelöst.
Wichtige Fakten
- Eine neue Studie empfiehlt das ehemalige Stadtwerke-Areal in Lehen als Standort für ein Konzerthaus.
- Die geschätzten Baukosten belaufen sich auf rund 250 Millionen Euro.
- Das Projekt soll einen großen Saal mit 1.800 Plätzen und einen Kammermusiksaal mit 500 Plätzen umfassen.
- Die Finanzierung ist noch ungeklärt und sorgt für politische Diskussionen.
Standortfrage rückt Lehen in den Mittelpunkt
Die Suche nach einem geeigneten Standort für ein neues Konzerthaus beschäftigt die Salzburger Stadtpolitik seit über einem Jahrzehnt. Verschiedene Optionen wurden geprüft und wieder verworfen. Die nun präsentierte Studie analysierte drei potenzielle Standorte: den Mirabellplatz, das Kongresshaus-Areal und das Stadtwerke-Areal in Lehen.
Laut den Gutachtern bietet das Areal in Lehen die entscheidenden Vorteile. Insbesondere die gute Verkehrsanbindung durch öffentliche Verkehrsmittel und die Möglichkeit, eine moderne Architektur ohne die strengen Auflagen des Altstadtschutzes zu realisieren, werden als Pluspunkte genannt. Zudem würde ein solches Kulturprojekt den Stadtteil Lehen städtebaulich erheblich aufwerten.
Argumente für den Standort Lehen
Die Befürworter des Standorts Lehen argumentieren, dass ein Konzerthaus außerhalb des historischen Zentrums neue Impulse setzen könnte. Es würde nicht nur den Verkehr im Zentrum entlasten, sondern auch die kulturelle Landkarte der Stadt erweitern.
Hintergrund: Die lange Suche nach einem Konzerthaus
Die Idee eines modernen Konzerthauses in Salzburg ist nicht neu. Seit den frühen 2000er-Jahren wird über die Notwendigkeit diskutiert, eine Spielstätte zu schaffen, die den akustischen Anforderungen internationaler Spitzenorchester gerecht wird. Bestehende Säle wie das Große Festspielhaus sind primär für die Oper konzipiert und gelten akustisch für reine Konzerte als kompromissbehaftet.
Die geplante Ausstattung und Nutzung
Das Konzept sieht ein multifunktionales Gebäude vor, das höchsten internationalen Standards entspricht. Der Kern des Projekts sind zwei Säle, die unterschiedliche Nutzungen ermöglichen sollen.
- Großer Saal: Mit etwa 1.800 Sitzplätzen soll er die Heimat für das Mozarteumorchester Salzburg werden und gleichzeitig Gastorchester von Weltrang anziehen. Die Akustik soll speziell für symphonische Konzerte optimiert werden.
- Kammermusiksaal: Ein kleinerer, intimerer Saal mit rund 500 Plätzen ist für Kammermusik, Liederabende und kleinere Ensembles vorgesehen.
Zusätzlich sollen Proberäume, Gastronomiebereiche und Foyers entstehen, die auch für Veranstaltungen und Kongresse genutzt werden können. Damit soll eine hohe Auslastung des Gebäudes über das ganze Jahr sichergestellt werden.
Zahlen und Fakten zum Projekt
- Geschätzte Kosten: 250 Millionen Euro
- Geplante Bauzeit: 5-6 Jahre nach Baubeschluss
- Kapazität Großer Saal: 1.800 Plätze
- Kapazität Kleiner Saal: 500 Plätze
- Jährlich erwartete Besucher: ca. 200.000
Finanzierung bleibt die größte Hürde
Die größte Herausforderung für die Realisierung des Projekts ist die Finanzierung. Die veranschlagten 250 Millionen Euro übersteigen die finanziellen Möglichkeiten der Stadt Salzburg bei Weitem. Bürgermeister Harald Preuner betonte, dass ein solches Projekt nur in einer Partnerschaft zwischen Stadt, Land und Bund realisierbar sei.
"Ein Konzerthaus dieser Dimension ist eine Investition in die Zukunft Salzburgs als internationale Kulturmetropole. Wir müssen nun ernsthafte Gespräche mit dem Land Salzburg und der Bundesregierung führen, um einen tragfähigen Finanzierungsschlüssel zu entwickeln. Ohne eine Drittelteilung der Kosten wird es nicht gehen."
Die Landesregierung hat bereits signalisiert, das Projekt grundsätzlich zu unterstützen, knüpft eine Beteiligung jedoch an ein klares Bekenntnis des Bundes. Aus Wien gibt es bisher noch keine konkreten Zusagen.
Kritik von der Opposition
Die Opposition im Gemeinderat äußert Bedenken. Insbesondere die SPÖ und die Bürgerliste warnen vor den finanziellen Risiken. Sie fordern, dass zuerst andere dringende Projekte wie der Ausbau von Kindergärten und die Sanierung von Schulen priorisiert werden müssen.
Die SPÖ-Klubvorsitzende Andrea Brandner erklärte: "Wir dürfen uns nicht in ein finanzielles Abenteuer stürzen, das den städtischen Haushalt auf Jahrzehnte lähmt. Bevor wir über Luxusprojekte reden, müssen die Grundbedürfnisse der Salzburgerinnen und Salzburger gedeckt sein." Sie fordert eine transparente Offenlegung der erwarteten jährlichen Betriebskosten, die laut Schätzungen bei über 10 Millionen Euro liegen könnten.
Kulturelle Notwendigkeit oder Luxusprojekt?
Die Debatte wird auch auf kultureller Ebene intensiv geführt. Befürworter, darunter Vertreter der Salzburger Festspiele und des Mozarteumorchesters, sehen in dem Neubau eine dringende Notwendigkeit, um die internationale Wettbewerbsfähigkeit des Musikstandorts Salzburg zu sichern.
Intendant Markus Hinterhäuser von den Salzburger Festspielen argumentiert, dass die Stadt eine erstklassige, rein für Konzerte konzipierte Spielstätte brauche, um auch in Zukunft die besten Orchester und Solisten der Welt anziehen zu können. Er verweist auf Städte wie Hamburg mit der Elbphilharmonie oder Paris mit der Philharmonie, die durch moderne Konzerthäuser ihre kulturelle Anziehungskraft massiv gesteigert haben.
Kritiker hingegen fragen, ob der Bedarf tatsächlich so groß ist. Sie verweisen auf die bereits hohe Dichte an Veranstaltungsorten in Salzburg und befürchten eine Kannibalisierung des bestehenden Kulturangebots. Die Sorge ist, dass ein neues, großes Haus kleinere Veranstalter in finanzielle Schwierigkeiten bringen könnte.
Die nächsten Schritte im Prozess
Die Stadtregierung plant nun, die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie in den politischen Gremien zu diskutieren. Als nächster Schritt soll ein breiter Bürgerbeteiligungsprozess gestartet werden, um die Stimmung in der Bevölkerung zu erheben.
Parallel dazu werden die Verhandlungen mit Land und Bund über die Finanzierung intensiviert. Ein Ergebnis wird nicht vor dem kommenden Jahr erwartet. Die Entscheidung über das Konzerthaus Salzburg bleibt somit eine der spannendsten und folgenreichsten Fragen für die zukünftige Entwicklung der Stadt.





