Die Stadt Salzburg steht vor einer wegweisenden Entscheidung über die Zukunft des Seniorenwohnheims in Maxglan. Eine hitzige Debatte ist darüber entbrannt, ob das in die Jahre gekommene Gebäude für rund 45 Millionen Euro saniert oder durch einen Neubau für geschätzte 60 Millionen Euro ersetzt werden soll. Die Entscheidung hat weitreichende finanzielle und soziale Folgen für die Stadt und die Bewohner.
Entscheidung über Millionen-Investition steht bevor
Das Seniorenwohnheim Maxglan, ein wichtiger Bestandteil der städtischen Pflegeinfrastruktur, hat das Ende seiner technischen Lebensdauer erreicht. Das in den 1970er-Jahren errichtete Gebäude entspricht nicht mehr den modernen Standards für Pflege, Barrierefreiheit und Energieeffizienz. Nun muss der Salzburger Gemeinderat über das weitere Vorgehen entscheiden.
Zwei Optionen liegen auf dem Tisch: eine umfassende Sanierung des bestehenden Baus oder ein kompletter Abriss mit anschließendem Neubau. Beide Varianten sind mit erheblichen Kosten verbunden und werden im politischen Salzburg intensiv diskutiert.
Die wichtigsten Punkte
- Die Stadt Salzburg muss über die Zukunft des Seniorenwohnheims Maxglan entscheiden.
- Zur Wahl stehen eine Sanierung für ca. 45 Mio. Euro oder ein Neubau für ca. 60 Mio. Euro.
- Der Neubau würde moderne Standards und mehr Platz bieten, ist aber deutlich teurer.
- Die Sanierung wäre günstiger, aber technisch komplex und eine Belastung für die Bewohner.
- Die politischen Parteien sind uneins über den besten Weg für die Stadtfinanzen und die Senioren.
Die Argumente für einen Neubau
Befürworter eines Neubaus, angeführt von Sozialstadträtin Anja Kerschbaumer (SPÖ), argumentieren, dass nur ein neues Gebäude den zukünftigen Anforderungen an eine moderne Seniorenbetreuung gerecht werden kann. Ein Neubau würde nicht nur die Behebung der baulichen Mängel ermöglichen, sondern auch die Schaffung von zeitgemäßen, barrierefreien Wohnungen und großzügigen Gemeinschaftsbereichen.
„Wir haben eine Verantwortung, unseren älteren Mitbürgerinnen und Mitbürgern die bestmögliche Lebensqualität zu bieten. Ein Flickschustern am alten Gebäude ist keine nachhaltige Lösung. Ein Neubau ist eine Investition in die Zukunft und in die Würde im Alter“, betonte Kerschbaumer in einer Pressekonferenz.
Ein Gutachten der städtischen Gebäudeverwaltung stützt diese Position. Es hebt hervor, dass ein Neubau langfristig geringere Betriebs- und Wartungskosten verursachen würde. Zudem könnten die neuesten Standards der Energieeffizienz umgesetzt werden, was zu erheblichen Einsparungen bei den Energiekosten führen würde.
Vorteile des Neubau-Projekts
- Moderne Standards: Vollständige Barrierefreiheit und an Demenz angepasste Raumkonzepte.
- Energieeffizienz: Bau nach höchsten ökologischen Standards, was langfristig Kosten spart.
- Planungssicherheit: Geringeres Risiko von unvorhergesehenen Kosten und Bauproblemen im Vergleich zur Sanierung eines Altbaus.
- Mehr Kapazität: Möglichkeit, die Anzahl der Pflegeplätze leicht zu erhöhen und auf zukünftigen Bedarf zu reagieren.
Zahlen im Überblick
Das aktuelle Seniorenwohnheim Maxglan bietet Platz für 150 Bewohnerinnen und Bewohner. Der geplante Neubau könnte die Kapazität auf bis zu 165 Plätze erhöhen und würde eine Nutzfläche von rund 12.000 Quadratmetern umfassen. Die geschätzte Bauzeit für einen Neubau beträgt etwa drei Jahre.
Die Gegenposition: Sanierung als wirtschaftlichere Alternative
Auf der anderen Seite stehen die Befürworter einer Sanierung, die vor allem die angespannte Haushaltslage der Stadt Salzburg ins Feld führen. Finanzstadtrat Dr. Florian Weber (ÖVP) warnt vor einer weiteren Erhöhung der städtischen Schulden. „Eine Investition von 60 Millionen Euro ist in der aktuellen wirtschaftlichen Situation nur schwer zu rechtfertigen“, so Weber.
Die Sanierungsvariante wird auf rund 45 Millionen Euro geschätzt. Obwohl diese Option immer noch eine erhebliche Summe darstellt, wäre die finanzielle Belastung für die Stadt um 15 Millionen Euro geringer. Kritiker dieser Variante weisen jedoch auf die Risiken hin, die mit der Sanierung eines alten Gebäudes verbunden sind.
Die Herausforderung der Altbausanierung
Bei der Sanierung von Gebäuden aus den 1970er-Jahren treten häufig unvorhergesehene Probleme auf. Dazu gehören Schadstoffbelastungen (z.B. Asbest), veraltete Leitungen und eine Bausubstanz, die heutigen Normen nicht mehr entspricht. Solche Entdeckungen können die Kosten und die Bauzeit unkalkulierbar in die Höhe treiben.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Belastung für die aktuellen Bewohner. Eine Sanierung im laufenden Betrieb wäre praktisch unmöglich. Die Senioren müssten für die Dauer der Bauarbeiten, die auf mindestens zwei Jahre geschätzt wird, in andere Einrichtungen umgesiedelt werden. Dies stellt eine enorme organisatorische und emotionale Herausforderung dar.
„Wir dürfen die menschliche Komponente nicht vergessen. Ein Umzug in diesem Lebensabschnitt ist für viele unserer Bewohner ein schwerwiegender Einschnitt. Eine Sanierung birgt das Risiko einer langen und belastenden Übergangsphase“, gibt die Heimleitung zu bedenken.
Politische Gräben und die Suche nach einem Kompromiss
Die Debatte spiegelt die typischen politischen Konfliktlinien wider. Während SPÖ und die Grüne Bürgerliste den sozialen und ökologischen Nutzen des Neubaus betonen, pochen ÖVP und FPÖ auf Haushaltsdisziplin. Die NEOS fordern eine transparente Gegenüberstellung aller langfristigen Kosten, einschließlich der Betriebskosten für die nächsten 30 Jahre.
Die bevorstehende Sitzung des Gemeinderats verspricht, spannend zu werden. Es ist unklar, ob eine der beiden Seiten eine Mehrheit für ihren Vorschlag finden wird. Möglicherweise wird ein Kompromiss gesucht, etwa in Form einer abgespeckten Neubauvariante oder einer schrittweisen Sanierung.
Was bedeutet das für die Bewohner?
Unabhängig von der Entscheidung steht den Bewohnern und ihren Angehörigen eine Zeit der Unsicherheit bevor. Die Heimleitung versichert, alle Betroffenen frühzeitig und umfassend zu informieren, sobald eine Entscheidung gefallen ist. Es wurden bereits Gespräche mit anderen städtischen und privaten Heimen geführt, um mögliche Ausweichquartiere zu sichern, falls es zu einer Umsiedlung kommt.
Die Entscheidung über das Seniorenwohnheim Maxglan ist mehr als nur eine finanzpolitische Frage. Es geht um die zukünftige Ausrichtung der Seniorenbetreuung in Salzburg und darum, wie die Stadt mit ihren ältesten und pflegebedürftigsten Bürgern umgeht. Die kommenden Wochen werden zeigen, welchen Weg Salzburg einschlagen wird.





