Das historische Schloss Freisaal in Salzburg, ein denkmalgeschütztes Wasserschloss im Süden der Stadt, sorgt zunehmend für Beunruhigung. Anhaltender Leerstand und ein offensichtlich fortschreitender Verfall des Gebäudes alarmieren Anwohner und ehemalige Bewohner, die den Zustand als unwürdig für ein solches Juwel betrachten.
Zuschriften und Beobachtungen zeichnen das Bild eines vernachlässigten Anwesens. Die Debatte über die Zukunft des historisch wertvollen Gebäudes und die Verantwortung der Eigentümer für das Kulturerbe gewinnt an Schärfe.
Die wichtigsten Punkte
- Schloss Freisaal zeigt deutliche Anzeichen des Verfalls, darunter zerbrochene Fenster und einen verwilderten Innenhof.
- Der langjährige Leerstand wird als Hauptursache für die Verschlechterung des Zustands angesehen.
- Ehemalige Bewohner und besorgte Bürger äußern öffentlich ihren Unmut und ihre Enttäuschung.
- Es gibt Forderungen, das Schloss einer neuen Nutzung zuzuführen oder es für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Ein Kleinod in Gefahr
Wer heute am Schloss Freisaal vorbeigeht, dem bietet sich ein trauriges Bild. Die Fassade wirkt vernachlässigt, und bei genauerem Hinsehen werden die Schäden deutlich. Anwohner berichten von Fensterscheiben, die nach Brüchen oft monatelang nicht ersetzt werden. Der Innenhof, einst ein gepflegtes Areal, ist mittlerweile so zugewachsen, dass die Pflanzen fast bis zum Dach des historischen Gebäudes reichen.
Dieser Zustand steht in starkem Kontrast zur idyllischen Lage und der reichen Geschichte des Schlosses. Es handelt sich nicht nur um ein Gebäude, sondern um ein Stück Salzburger Identität, das zu verfallen droht. Die Sorge wächst, dass jeder weitere Monat des Leerstands die Substanz des denkmalgeschützten Bauwerks irreparabel schädigt.
Historische Bedeutung
Schloss Freisaal ist eines der ältesten Wasserschlösser Österreichs. Seine Ursprünge reichen bis ins 14. Jahrhundert zurück. Besonders bekannt ist der Freskensaal im Inneren, der bedeutende Wandmalereien beherbergt. Über Jahrhunderte war das Schloss ein Ort gesellschaftlichen und kulturellen Lebens in Salzburg.
Emotionale Stimmen aus der Vergangenheit
Besonders schmerzhaft ist der Anblick für Menschen, die eine persönliche Verbindung zum Schloss haben. Kürzlich meldete sich Monika Bruckmoser, die Enkelin des früheren Eigentümers Dr. Emmerich Vocelka, zu Wort. Sie verbrachte ihre Kindheit in den Mauern des Schlosses und erinnert sich an unbeschwerte Jahre in einem lebendigen Zuhause.
„Umso mehr schmerzt und schockiert es mich, dem kontinuierlichen Verfall dieses Kleinods zusehen zu müssen. Der völlig verwahrloste Zustand von Schloss, Hof und Garten ist eine Schande und hat mit 'märchenhaft' wohl nichts mehr zu tun.“
Bruckmoser ist mit ihrer Meinung nicht allein. Ihre Äußerungen spiegeln die wachsende Frustration wider, die auch in anderen Zuschriften von Bürgern zum Ausdruck kommt. Der Tenor ist klar: Der derzeitige Zustand ist eines solchen Kulturguts nicht würdig.
Die Verantwortung der Eigentümer
Im Zentrum der Kritik steht die derzeitige Eigentümerin, Frau Wenzl. Laut Bruckmoser beruft sich diese darauf, das Schloss „in Liebe bekommen zu haben“. Diese Aussage wird nun von Kritikern hinterfragt.
Monika Bruckmoser formuliert einen Appell, der vielen aus der Seele spricht: „Wenn sich Frau Wenzl darauf beruft, das Schloss in Liebe bekommen zu haben, sollte sie dieses einzigartige denkmalgeschützte Bauwerk auch liebevoll nutzen und pflegen.“
Die Forderung ist eindeutig: Wer ein solches Erbe besitzt, trägt auch eine besondere Verantwortung. Wenn die Pflege und Nutzung nicht mehr gewährleistet werden können, so der Vorschlag, wäre ein Verkauf an jemanden, der dem Schloss neues Leben einhauchen kann, die bessere Alternative.
Denkmalschutz und Leerstand
Leerstand ist für historische Gebäude oft eine größere Bedrohung als eine intensive Nutzung. Ohne regelmäßige Lüftung, Beheizung und Instandhaltung breiten sich Feuchtigkeit und Schäden schnell aus. Das Denkmalschutzgesetz verpflichtet Eigentümer zur Erhaltung ihrer Objekte, doch die Durchsetzung bei Leerstand ist oft ein langwieriger Prozess.
Die Suche nach einer Zukunft für Freisaal
Die öffentliche Diskussion dreht sich nun um die Frage, wie die Zukunft von Schloss Freisaal aussehen könnte. Die Vorschläge sind vielfältig und reichen von einer kulturellen Nutzung bis hin zur teilweisen Öffnung für die Öffentlichkeit.
- Kulturelles Zentrum: Der historisch wertvolle Freskensaal könnte für Konzerte, Lesungen oder kleine Ausstellungen genutzt werden.
- Öffentlicher Zugang: Viele Bürger wünschen sich, dass das Schloss zumindest gelegentlich, etwa am Tag des Denkmals, für Besucher zugänglich gemacht wird.
- Sinnvolle Nutzung: Eine neue Eigentümerschaft könnte das Gebäude für Wohnzwecke, als repräsentativen Firmensitz oder für eine Stiftung nutzen, die den Erhalt sichert.
Der Fall von Schloss Freisaal wirft eine grundlegende Frage auf: Wie geht eine Gesellschaft mit ihrem baulichen Erbe um? Es zeigt sich, dass privates Eigentum an Kulturgütern nicht nur Rechte, sondern auch eine moralische Verpflichtung gegenüber der Gemeinschaft mit sich bringt.
Die Hoffnung vieler Salzburger ist nun, dass die wachsende öffentliche Aufmerksamkeit den nötigen Druck erzeugt, um eine nachhaltige Lösung für das historische Wasserschloss zu finden. Es bleibt abzuwarten, ob die Appelle gehört werden und das „märchenhafte“ Schloss Freisaal vor dem endgültigen Verfall gerettet werden kann.





