Der Raiffeisenverband Salzburg (RVS) hat sein 120-jähriges Bestehen mit einem Festakt im Mozarteum gefeiert. Rund 300 Gäste aus Wirtschaft und Politik nahmen an der Veranstaltung teil. Als Festredner trat der ehemalige Bundeskanzler Wolfgang Schüssel auf, der in seiner Ansprache zu mehr Risikobereitschaft, Unternehmergeist und größeren Familien aufrief.
Die Feier fand am Freitagabend im Großen Saal der Stiftung Mozarteum statt und wurde musikalisch von der Camerata Salzburg umrahmt. Neben Schüssel sprachen auch Landeshauptfrau Karoline Edtstadler und hochrangige Vertreter des Raiffeisen-Sektors.
Wichtige Erkenntnisse
- Der Raiffeisenverband Salzburg feierte sein 120-jähriges Bestehen mit 300 Gästen im Mozarteum.
- Altkanzler Wolfgang Schüssel hielt die Festrede und forderte gesellschaftlichen Wandel.
- Schüssels Appell umfasste mehr Unternehmergeist, Risikofreude und eine höhere Geburtenrate.
- Die Veranstaltung unterstrich die Bedeutung des Genossenschaftswesens für die regionale Wirtschaft.
Ein Abend im Zeichen der Genossenschaft
Am Freitagabend versammelten sich rund 300 geladene Gäste, um das 120-jährige Jubiläum des Raiffeisenverbandes Salzburg zu begehen. Die Wahl des Veranstaltungsortes, der Große Saal der Stiftung Mozarteum, verlieh dem Anlass einen feierlichen und traditionsbewussten Rahmen. Das Streichorchester der renommierten Camerata Salzburg sorgte für die musikalische Untermalung des Abends.
Unter den Anwesenden befanden sich zahlreiche Persönlichkeiten aus der Salzburger Wirtschaft, Politik und Gesellschaft. RVS-Obmann Erich Zauner begrüßte die Gäste und betonte die lange Geschichte und die stabile Verankerung des Verbandes in der Region. Er würdigte die genossenschaftlichen Werte, die auch nach 120 Jahren die Grundlage des Handelns bilden.
Prominente Redner und Ehrengäste
Die Rednerliste des Abends spiegelte die Bedeutung des Jubiläums wider. Neben Obmann Erich Zauner und RVS-Generaldirektor Heinz Konrad traten auch Landeshauptfrau Karoline Edtstadler und der Generalanwalt des Österreichischen Raiffeisenverbandes (ÖRV), Erwin Hameseder, ans Pult. Sie alle hoben die Rolle von Raiffeisen als verlässlichen Partner für die Menschen und Unternehmen im Bundesland hervor.
Ein besonderer Moment war die Ehrung von Sebastian Schönbuchner, der das Amt des Obmanns zuvor 22 Jahre lang innehatte und die Entwicklung des Verbandes maßgeblich prägte. Seine langjährige Tätigkeit wurde als Symbol für Kontinuität und Engagement gewürdigt.
Schüssels Appell für einen gesellschaftlichen Aufbruch
Den Höhepunkt des Festaktes bildete die Rede von Bundeskanzler a.D. Wolfgang Schüssel. Er nutzte die Bühne für einen weitreichenden Appell, der über die reine Würdigung des Jubiläums hinausging. Schüssel rief die Anwesenden und die Gesellschaft insgesamt dazu auf, die eigene „Komfortzone“ zu verlassen und sich neuen Herausforderungen zu stellen.
„Wir müssen wieder lernen, Risiken einzugehen und unternehmerisch zu denken. Nur so können wir im europäischen und globalen Wettbewerb bestehen und unseren Wohlstand für die Zukunft sichern.“
Schüssel spannte in seiner Rede einen Bogen von der wirtschaftlichen Notwendigkeit für Innovation bis hin zu tiefgreifenden gesellschaftlichen Fragen. Er betonte, dass der genossenschaftliche Gedanke des gemeinsamen Handelns heute relevanter sei denn je, besonders im Kontext der europäischen Gemeinschaft.
120 Jahre Raiffeisen in Salzburg
Der Raiffeisenverband Salzburg wurde vor 120 Jahren gegründet und basiert auf den Prinzipien der Selbsthilfe, Selbstverantwortung und Selbstverwaltung von Friedrich Wilhelm Raiffeisen. Heute ist er ein zentraler Akteur im Wirtschaftsleben des Bundeslandes und wichtiger Finanzpartner für Private und Unternehmen.
Kritik an der Bequemlichkeit und Ruf nach mehr Kindern
Ein zentraler und viel diskutierter Punkt in Schüssels Rede war seine klare Forderung nach einer höheren Geburtenrate. Er argumentierte, dass eine Gesellschaft ohne ausreichend Nachwuchs vor unlösbaren demografischen und sozialen Problemen stehe. Kinderreiche Familien seien das Fundament für eine stabile Zukunft, so der Altkanzler.
Diese Forderung verknüpfte er mit einer generellen Kritik an einer zunehmenden gesellschaftlichen Bequemlichkeit. Mut, Risikofreude und der Wille, Verantwortung zu übernehmen, seien Eigenschaften, die es wieder stärker zu fördern gelte. Diese Werte seien nicht nur im Unternehmertum, sondern in allen Lebensbereichen entscheidend.
Die Bedeutung des Genossenschaftsmodells heute
Die Veranstaltung war auch eine Bestätigung des Genossenschaftsmodells als nachhaltige und stabile Wirtschaftsform. RVS-Generaldirektor Heinz Konrad unterstrich in seiner Ansprache die wirtschaftliche Stärke und die regionale Verantwortung von Raiffeisen Salzburg.
Das Modell, bei dem die Mitglieder gleichzeitig Eigentümer sind, schaffe eine besondere Verbindung und Verpflichtung gegenüber der Region. Gewinne würden nicht nur an anonyme Investoren ausgeschüttet, sondern flössen oft in Form von Investitionen und Sponsoring wieder in die lokale Gemeinschaft zurück.
Was ist ein Genossenschaftsverband?
Ein Genossenschaftsverband wie der RVS ist eine Organisation, die rechtliche, wirtschaftliche und steuerliche Prüfungen für die angeschlossenen Genossenschaften (z.B. Raiffeisenbanken) durchführt. Er agiert als Dienstleister, Interessenvertreter und Aufsichtsorgan und sichert so die Stabilität des gesamten Sektors.
Stimmen aus der Politik und Wirtschaft
Landeshauptfrau Karoline Edtstadler würdigte den Raiffeisenverband als einen unverzichtbaren Pfeiler der Salzburger Wirtschaft. Sie betonte die Wichtigkeit starker regionaler Banken für die Finanzierung von Klein- und Mittelbetrieben, die das Rückgrat der heimischen Wirtschaft bilden.
Auch ÖRV-Generalanwalt Erwin Hameseder blickte auf die gesamte Raiffeisen-Gruppe in Österreich. Er beschrieb die aktuellen Herausforderungen durch Digitalisierung, regulatorische Anforderungen und den internationalen Wettbewerb. Gleichzeitig zeigte er sich überzeugt, dass das dezentrale und regional verankerte Modell von Raiffeisen auch in Zukunft erfolgreich sein werde.
Ein Blick in die Zukunft
Das 120-jährige Jubiläum war für den Raiffeisenverband Salzburg nicht nur ein Rückblick, sondern auch ein Anlass, um strategisch nach vorne zu schauen. Die Themen, die Wolfgang Schüssel ansprach – von Unternehmergeist bis zur demografischen Entwicklung – sind zentrale Herausforderungen, denen sich auch der Finanzsektor stellen muss.
Die Feierlichkeiten im Mozarteum machten deutlich, dass der Verband seine Rolle als stabiler Wirtschaftsfaktor und gesellschaftlicher Akteur auch in den kommenden Jahrzehnten wahrnehmen will. Die Verbindung von Tradition und der Notwendigkeit zur Anpassung an neue Gegebenheiten wird dabei entscheidend sein.





