Der Ausbau des Red Bull Campus in Elsbethen fällt deutlich größer aus als ursprünglich geplant. Das Unternehmen schafft Platz für 1.000 zusätzliche Angestellte, was für die Gemeinde sowohl einen finanziellen Segen als auch eine wachsende Verkehrsbelastung bedeutet. Während die Kommunalsteuereinnahmen steigen, bereitet der erwartete Zuwachs an Pendlern Sorgen.
Das Wichtigste in Kürze
- Doppelte Kapazität: Der neue Bürokomplex wird 1.000 neue Arbeitsplätze schaffen, doppelt so viele wie anfangs angekündigt.
- Finanzielle Vorteile: Elsbethen erwartet erheblich höhere Kommunalsteuereinnahmen. Red Bull ist bereits jetzt der größte Steuerzahler der Gemeinde.
- Verkehrsherausforderung: Mit den neuen Mitarbeitern wird auch der Pendlerverkehr deutlich zunehmen, was Lösungen erfordert.
- Soziale Infrastruktur: Ein neuer Betriebskindergarten am Campus soll auch für Kinder aus der Gemeinde zugänglich sein.
Ein Wachstumsmotor mit Nebenwirkungen
Die Bauarbeiten am Red Bull Campus in Elsbethen sind in vollem Gange und die Dimensionen des Projekts wurden nun nach oben korrigiert. Statt der ursprünglich kommunizierten 500 werden nun 1.000 zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen. Diese Verdopplung unterstreicht die Bedeutung des Standorts für den globalen Konzern und macht Elsbethen zu einem noch wichtigeren Wirtschaftszentrum im Flachgau.
Für die Gemeinde Elsbethen ist diese Entwicklung ein zweischneidiges Schwert. Auf der einen Seite stehen die positiven wirtschaftlichen Effekte. Auf der anderen Seite wächst die Besorgnis über die Infrastruktur, insbesondere über das Verkehrsaufkommen, das durch die zusätzlichen Pendler entstehen wird.
Hintergrund: Red Bull in Elsbethen
Der Red Bull Campus in Elsbethen ist seit Jahren ein zentraler Standort des Unternehmens. Er beherbergt verschiedene Abteilungen und hat sich stetig erweitert. Die aktuelle Ausbaustufe ist die bisher größte und signalisiert ein langfristiges Bekenntnis zum Standort im Salzburger Land.
Finanzieller Aufschwung für die Gemeindekasse
Red Bull ist bereits heute der mit Abstand wichtigste Beitragszahler für das Budget der Gemeinde Elsbethen. Die Kommunalsteuer, die Unternehmen basierend auf der Lohnsumme ihrer Angestellten abführen, ist eine wesentliche Einnahmequelle für Kommunen.
Für das laufende Jahr rechnet Elsbethen mit Einnahmen aus der Kommunalsteuer in Höhe von rund 6,5 Millionen Euro. Ein erheblicher Teil davon, etwa zwei Drittel, stammt bereits jetzt von Red Bull. Mit dem Abschluss des Ausbaus im Jahr 2027 und der Einstellung der neuen Mitarbeiter wird dieser Anteil weiter signifikant ansteigen.
Kommunalsteuer im Detail
Die Kommunalsteuer beträgt in Österreich 3 % der Bruttolohnsumme, die ein Unternehmen an seine Mitarbeiter an einem Standort auszahlt. Sie ist eine der wichtigsten Einnahmequellen für Gemeinden und fließt direkt in das lokale Budget für Infrastruktur, Kindergärten und andere kommunale Dienstleistungen.
Bürgermeister Matthias Herbst (ÖVP) bestätigt die positive finanzielle Aussicht, bleibt aber bei konkreten Zahlen vorsichtig: „Die Steigerung betreffend des Ausbaus werden wir erst feststellen können, wenn definitiv feststeht, wie viele Mitarbeiter auf dem Standort zum Einsatz kommen.“ Dennoch ist klar, dass die zusätzlichen Einnahmen der Gemeinde mehr Spielraum für zukünftige Projekte geben werden.
Die Herausforderung des Pendlerverkehrs
Die Schaffung von 1.000 neuen Arbeitsplätzen bedeutet unweigerlich auch 1.000 zusätzliche Pendler, die täglich nach Elsbethen kommen. Dies stellt die Verkehrsinfrastruktur der Gemeinde vor eine große Herausforderung. Bürgermeister Herbst ist sich dieser Problematik bewusst.
„Verkehrstechnisch wird es natürlich mehr werden – das ist ganz klar. Wir werden aber mit Red Bull Gespräche führen, ob wir hier eine Lösung finden.“
Ein zentraler Ansatz zur Bewältigung des Problems ist die Stärkung des öffentlichen Verkehrs. Die Gemeinde will gemeinsam mit Red Bull Konzepte entwickeln, um mehr Mitarbeiter zum Umstieg auf Bus und Bahn zu bewegen. Bereits jetzt wird beobachtet, dass viele Angestellte alternative Verkehrsmittel nutzen.
„Wir nehmen wahr, dass sehr viele Mitarbeiter von Red Bull mit den öffentlichen Verkehrsmitteln anreisen. Das sieht man auch zu Stoßzeiten an den Wartehäusern", so der Bürgermeister. Auch die Nutzung des Fahrrads sei bei den Mitarbeitern beliebt. Ein weiterer Faktor, der den morgendlichen und abendlichen Spitzenverkehr entlastet, sei die flexible Gestaltung der Arbeitszeiten mit einem oft späteren Dienstbeginn.
Mögliche Lösungsansätze für den Verkehr
- Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs: Engere Taktung von Buslinien und bessere Anbindung an den Campus.
- Förderung der Radmobilität: Verbesserung der Radwege und sichere Abstellmöglichkeiten am Firmengelände.
- Flexible Arbeitsmodelle: Weitere Förderung von Gleitzeit und Homeoffice, um Stoßzeiten zu entzerren.
- Betriebliche Mobilitätskonzepte: Anreize wie Jobtickets oder die Organisation von Fahrgemeinschaften.
Neue Kindergartenplätze als sozialer Mehrwert
Neben den wirtschaftlichen und verkehrstechnischen Aspekten bringt der Ausbau auch einen konkreten sozialen Nutzen für die Familien in Elsbethen. Auf dem Campusgelände wird ein neuer Betriebskindergarten errichtet. Dieser soll nicht nur den Kindern von Red Bull-Mitarbeitern zur Verfügung stehen.
Es wurde vereinbart, dass die Einrichtung auch für externe Kinder aus der Gemeinde geöffnet wird, sofern Kapazitäten frei sind. Dies ist eine willkommene Nachricht für Elsbethen, da laut Bürgermeister Herbst besonders im Bereich der Kleinkindbetreuung und bei den Krabbelgruppen ein hoher Bedarf besteht.
Die Schaffung zusätzlicher Betreuungsplätze ist ein wichtiger Beitrag zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf und entlastet die kommunale Infrastruktur. Für junge Familien in der Region könnte dies ein entscheidender Faktor für die Lebensqualität sein.
Ein Blick in die Zukunft
Der Ausbau des Red Bull Campus wird das Gesicht von Elsbethen nachhaltig prägen. Die Gemeinde steht vor der Aufgabe, die Chancen des wirtschaftlichen Wachstums zu nutzen und gleichzeitig die Herausforderungen in den Bereichen Verkehr und Infrastruktur aktiv zu gestalten. Die Zusammenarbeit zwischen der Gemeinde und dem Unternehmen wird entscheidend dafür sein, eine nachhaltige Entwicklung für alle Bürger zu gewährleisten.
Bis zur geplanten Fertigstellung im Jahr 2027 bleibt Zeit, um die notwendigen Weichen zu stellen und sicherzustellen, dass der Segen der neuen Arbeitsplätze nicht durch eine überlastete Infrastruktur getrübt wird.





