Mit dem Ende des Sommers stehen Salzburgs Eisdielen vor einer grundlegenden Entscheidung: die Türen für den Winter schließen oder den Betrieb an die kalte Jahreszeit anpassen. Während traditionsreiche Betriebe wie die Eisgrotte ihre Saison pünktlich beenden, setzen andere auf neue Konzepte, um auch bei Kälte und Regen Kunden anzulocken. Diese unterschiedlichen Strategien prägen das Bild der Branche in der Stadt.
Die Entscheidung hängt von vielen Faktoren ab, darunter Tradition, Standort, Kosten und die Fähigkeit, das Angebot zu diversifizieren. Für die einen ist die Winterpause eine unverzichtbare Zeit für Erholung und Vorbereitung, für die anderen eine Chance, die Kundenbindung zu stärken und ganzjährig präsent zu bleiben.
Wichtige Erkenntnisse
- Einige Salzburger Eisdielen wie die Eisgrotte halten an einer traditionellen Winterpause fest und schließen pünktlich zum 1. Oktober.
- Andere Betriebe wie Höflinger Eis bleiben ganzjährig geöffnet und passen ihr Sortiment mit saisonalen Eissorten und warmen Speisen an.
- Die Entscheidung für oder gegen eine Winterpause wird von wirtschaftlichen Überlegungen wie Energiekosten, Personal und Kundenfrequenz bestimmt.
- Erfolgreiche Ganzjahreskonzepte setzen auf gemütliche Sitzbereiche und ein erweitertes Angebot, das über klassisches Eis hinausgeht.
Tradition trifft auf saisonale Realität
Für viele Salzburger ist der 1. Oktober ein festes Datum im Kalender. An diesem Tag schließt die traditionsreiche Eisgrotte ihre Pforten für die Wintermonate. „Dieses Datum ist seit unserer Eröffnung im Jahr 1958 unverändert geblieben“, erklärt Inhaber Manfred Dalus. Bereits im September wird der Betrieb an den Standorten in der Getreidegasse und der Rainerstraße schrittweise zurückgefahren.
Diese saisonale Schließung ist tief in der Geschichte vieler familiengeführter Eisdielen verwurzelt. Die Winterpause diente ursprünglich dazu, den Mitarbeitern eine wohlverdiente Auszeit zu gönnen und sich auf die Produktion für die nächste Saison vorzubereiten. Heute spielen auch wirtschaftliche Gründe eine entscheidende Rolle.
Historische Konstante
Die Eisgrotte schließt seit über 65 Jahren konsequent am selben Tag, dem 1. Oktober. Diese Beständigkeit hat sich zu einer festen Tradition in der Salzburger Geschäftswelt entwickelt und signalisiert für viele Einheimische das endgültige Ende des Sommers.
Sinkende Kundenzahlen bei kaltem und regnerischem Wetter machen den Betrieb oft unrentabel. Die hohen Kosten für Energie, Personal und Miete laufen weiter, während die Einnahmen deutlich zurückgehen. Eine Schließung ist daher für viele eine logische kaufmännische Entscheidung, um Ressourcen zu schonen und im Frühling wieder mit voller Kraft starten zu können.
Anpassung als Schlüssel zum Erfolg im Winter
Andere Betriebe wählen einen anderen Weg und trotzen der kalten Jahreszeit. Ein Beispiel dafür ist Höflinger Eis am Hanuschplatz. Hier geht der Verkauf auch im Herbst und Winter weiter, wenn auch mit einem angepassten Konzept. Die Strategie basiert darauf, das Angebot an die saisonalen Vorlieben der Kunden anzupassen.
„Im Herbst sind vor allem die nussigen Sorten sehr beliebt“, berichtet Mitarbeiter Andreas Krabath. Besonders Haselnuss- und Walnusseis finden bei kühleren Temperaturen großen Anklang. Neben den klassischen Eissorten wird das Sortiment oft um winterliche Geschmacksrichtungen wie Zimt, Lebkuchen oder Bratapfel erweitert.
„Man muss den Kunden etwas bieten, das zur Jahreszeit passt. Ein fruchtiges Zitroneneis verkauft sich im November einfach nicht so gut wie ein cremiges Maroni-Eis.“
Viele ganzjährig geöffnete Eisdielen erweitern ihr Angebot zudem um warme Alternativen. Dazu gehören:
- Frische Waffeln oder Crêpes
- Heißer Apfelstrudel mit Vanilleeis
- Heiße Schokolade und Kaffeespezialitäten
- Kleine Snacks und Kuchen
Diese Produkte locken auch dann Gäste an, wenn die Lust auf eine kalte Eiskugel nicht im Vordergrund steht. Ein gemütlicher Innenbereich wird so zum entscheidenden Erfolgsfaktor, der das Eiscafé in ein Ziel für eine wärmende Pause verwandelt.
Wirtschaftliche Aspekte der Ganzjahresöffnung
Die Entscheidung, den Winter über geöffnet zu bleiben, ist eine strategische Abwägung. Für Unternehmer wie Fabian Sturm, den Betreiber von Fabis Frozen Yogurt am Universitätsplatz, geht es darum, die Markenpräsenz aufrechtzuerhalten und die Kundenbindung nicht zu verlieren. Eine mehrmonatige Schließung birgt das Risiko, aus dem Bewusstsein der Kunden zu verschwinden.
Ein weiterer wichtiger Faktor ist das Personal. Qualifizierte Mitarbeiter sind schwer zu finden. Eine Ganzjahresöffnung ermöglicht es, das Stammpersonal zu halten und auf saisonale Kündigungen und Neueinstellungen im Frühjahr zu verzichten. Dies sorgt für Kontinuität und eine gleichbleibend hohe Qualität im Service.
Die Kosten-Nutzen-Rechnung
Betreiber müssen die potenziellen Einnahmen gegen die fixen und variablen Kosten abwägen. Zu den Fixkosten zählen Miete und Versicherungen. Variable Kosten wie Energie und Wareneinsatz können im Winter stark zu Buche schlagen, insbesondere durch Heizung und Beleuchtung. Ein reduziertes Angebot und angepasste Öffnungszeiten können helfen, diese Kosten zu kontrollieren.
Allerdings erfordert der Winterbetrieb Flexibilität. Die Öffnungszeiten werden oft verkürzt und an die geringere Nachfrage angepasst. An besonders kalten oder stürmischen Tagen kann es vorkommen, dass ein Geschäft spontan geschlossen bleibt, wenn kaum Kundschaft zu erwarten ist. Diese Flexibilität ist entscheidend, um den Betrieb wirtschaftlich zu gestalten.
Die Zukunft des Eisgenusses in Salzburg
Der Trend zeigt, dass sich die Gewohnheiten der Konsumenten ändern. Eis wird zunehmend als ganzjähriger Genussartikel wahrgenommen, nicht mehr nur als reine Sommererfrischung. Moderne Konzepte, die auf Qualität, Gemütlichkeit und ein vielfältiges Angebot setzen, haben gute Chancen, sich auch im Winter zu behaupten.
Standorte mit hoher Frequenz an Touristen und Einheimischen, wie der Hanuschplatz oder der Universitätsplatz, sind dabei klar im Vorteil. Hier ist auch an kühleren Tagen genügend Laufkundschaft vorhanden. Für Eisdielen in reinen Wohngegenden oder an saisonal frequentierten Orten bleibt die Winterpause oft die sinnvollere Alternative.
Letztendlich gibt es kein allgemeingültiges Erfolgsrezept. Ob traditionelle Winterpause oder kreativer Ganzjahresbetrieb – beide Modelle haben in Salzburg ihre Berechtigung. Die Vielfalt der Ansätze spiegelt die Lebendigkeit der lokalen Gastronomieszene wider und sorgt dafür, dass Eisliebhaber je nach Jahreszeit und Vorliebe immer das passende Angebot finden.





