Der internationale Fahrdienstvermittler Freenow ist ab sofort in der Stadt Salzburg aktiv. Das Unternehmen wirbt mit der Möglichkeit, Taxifahrten über eine App zu einem vorab festgelegten Fixpreis zu buchen. Dieses Modell sorgt für Bewegung im lokalen Taxigewerbe und ruft die Wirtschaftskammer auf den Plan, die auf rechtliche Rahmenbedingungen und mögliche Nachteile für Kunden hinweist.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Taxi-App Freenow bietet ihre Dienste nun auch in der Stadt Salzburg an.
- Das Unternehmen wirbt mit Fixpreisen, die vor Fahrtantritt in der App angezeigt werden.
- Die Salzburger Wirtschaftskammer betont, dass Fixpreise rechtlich nur außerhalb des offiziellen Tarifgebiets zulässig sind.
- Bei hoher Nachfrage oder viel Verkehr könnten die dynamischen Preise von Freenow den regulären Taxametertarif übersteigen.
Ein neuer Akteur im Salzburger Taximarkt
Der Wettbewerb auf Salzburgs Straßen verschärft sich. Mit Freenow betritt ein etablierter europäischer Mobilitätsanbieter die Bühne, der bereits in über 180 Städten in neun Ländern aktiv ist. Fahrgäste in der Landeshauptstadt können nun über die Smartphone-Anwendung ein Taxi bestellen und erhalten dabei einen verbindlichen Preis für ihre gewünschte Strecke.
Das Versprechen der Preistransparenz ist das zentrale Verkaufsargument des Unternehmens. Anstatt auf den am Ende der Fahrt angezeigten Taxameterbetrag zu warten, wissen Kunden von Anfang an, welche Kosten auf sie zukommen. Dies soll die Planbarkeit für die Nutzer erhöhen und unangenehme Überraschungen vermeiden.
Wer steckt hinter Freenow?
Freenow hat eine bewegte Geschichte. Ursprünglich 2009 in Hamburg unter dem Namen Mytaxi gegründet, gehörte das Unternehmen zeitweise den deutschen Automobilkonzernen BMW und Mercedes-Benz (ehemals Daimler). Seit dem Sommer 2025 ist Freenow Teil des US-Fahrdienstvermittlers Lyft, einem der größten Konkurrenten von Uber. Diese internationale Anbindung verschafft dem Unternehmen erhebliche technologische und finanzielle Ressourcen.
Das Fixpreis-Modell und seine Grenzen
Das Konzept des Fixpreises klingt für viele Fahrgäste verlockend. Doch die Salzburger Fachgruppe Taxi in der Wirtschaftskammer mahnt zur Vorsicht und klärt über die rechtlichen Gegebenheiten auf. Fixpreise sind im Taxigewerbe nicht uneingeschränkt erlaubt.
Melanie Ranner, die Obfrau der Fachgruppe, stellt klar, dass der behördlich festgelegte Taxitarif innerhalb eines definierten Gebiets bindend ist. Dieses sogenannte Tarifgebiet umfasst nicht nur die Stadt Salzburg, sondern auch zahlreiche Umlandgemeinden wie Anif, Bergheim, Elixhausen, Grödig oder Wals-Siezenheim.
"Innerhalb dieses Kerngebiets ist der Preis durch den Taxameter vorgegeben. Ein Fixpreis darf nur für Fahrten vereinbart werden, die über die Grenzen dieses Gebiets hinausgehen", erklärt Ranner die aktuelle Rechtslage.
Für eine Fahrt vom Salzburger Hauptbahnhof nach Obertauern wäre ein Fixpreis also zulässig, für eine Fahrt zum Flughafen innerhalb des Stadtgebiets jedoch nicht. Die Umsetzung des Freenow-Modells wird daher genau beobachtet werden müssen.
Kann der Fixpreis auch zur Kostenfalle werden?
Ein weiterer entscheidender Punkt, den die Standesvertretung anspricht, ist die Preisgestaltung bei hoher Nachfrage. Das Modell von Freenow basiert, ähnlich wie bei anderen plattformbasierten Diensten, auf einem dynamischen Preissystem, oft als "Surge Pricing" bezeichnet.
So funktioniert dynamische Preisgestaltung
Wenn die Nachfrage nach Fahrten das Angebot an verfügbaren Taxis übersteigt – etwa bei Großveranstaltungen, starkem Regen oder in den Stoßzeiten – kann der von der App berechnete Fixpreis deutlich ansteigen. In solchen Situationen ist es möglich, dass der Freenow-Preis höher ausfällt als der reguläre Taxametertarif.
Preisvergleich ist entscheidend
Experten raten Kunden, bei hoher Nachfrage genau hinzusehen. Während der Freenow-Fixpreis Sicherheit bietet, könnte ein herkömmliches Taxi, das nach dem offiziellen Tarif fährt, in Spitzenzeiten die günstigere Alternative sein. Der Taxameterpreis ist unabhängig von der Nachfrage und richtet sich ausschließlich nach der gefahrenen Strecke und Zeit.
Auch unvorhergesehener Verkehr kann den vermeintlichen Vorteil eines Fixpreises relativieren. Normalerweise trägt bei einer Fahrt mit Taxameter der Fahrgast das Risiko von Verzögerungen durch Staus. Bei einem vorab vereinbarten Fixpreis kalkuliert der Anbieter dieses Risiko bereits in den Preis mit ein. Bei freier Fahrt könnte der Fixpreis daher teurer sein als die Taxameter-Fahrt.
Die Perspektive der Salzburger Taxiunternehmer
Für die lokalen Taxiunternehmer bedeutet der Eintritt von Freenow sowohl eine Chance als auch eine Herausforderung. Einerseits können sie sich der Plattform anschließen und so Zugang zu einem größeren, international vernetzten Kundenkreis erhalten. Touristen, die die App bereits aus ihrer Heimat kennen, könnten gezielt nach Freenow-Partnern suchen.
Andererseits entsteht ein neuer Wettbewerbsdruck. Unternehmen, die sich nicht an der Plattform beteiligen, könnten an Sichtbarkeit verlieren. Zudem müssen die Partnerfahrer eine Provision an Freenow abführen, was ihre Marge schmälert. Die Debatte dreht sich nun darum, ob die zusätzliche Auslastung durch die App diese Kosten rechtfertigt.
- Vorteile für Taxler: Potenzial für mehr Fahrten, Zugang zu internationalem Kundenstamm.
- Nachteile für Taxler: Provisionszahlungen an Freenow, erhöhter Preisdruck.
Die kommenden Monate werden zeigen, wie sich das neue Angebot auf die etablierte Taxilandschaft in Salzburg auswirkt. Die Fahrgäste gewinnen eine weitere Option hinzu, müssen aber die jeweiligen Vor- und Nachteile der verschiedenen Buchungswege – per App zum Fixpreis oder traditionell zum Taxametertarif – sorgfältig abwägen.





