Der Weltspartag am 31. Oktober ist in Salzburg eine tief verwurzelte Tradition. Viele Kinder bringen stolz ihr Sparschwein zur Bank und freuen sich über kleine Geschenke. Doch in Zeiten von Inflation und niedrigen Zinsen stellt sich für Eltern eine drängende Frage: Ist das klassische Sparbuch überhaupt noch eine sinnvolle Geldanlage oder verliert das Ersparte dort stetig an Wert?
Während das Sparbuch Sicherheit verspricht, frisst die Teuerung die mageren Zinserträge oft mehr als auf. Finanzexperten diskutieren daher zunehmend über Alternativen wie Aktien oder Fonds, selbst für den Nachwuchs. Die Entscheidung, wie man für die Zukunft der Kinder am besten vorsorgt, wird damit immer komplexer.
Die Tradition des Sparens im Wandel
Seit Jahrzehnten ist der Weltspartag ein fester Termin im Kalender vieler Salzburger Familien. Der Gang zur Bankfiliale, das Einzahlen der gesammelten Münzen und die Belohnung in Form eines kleinen Spielzeugs oder einer Spardose sind für viele eine prägende Kindheitserinnerung. Diese Tradition hat einen hohen erzieherischen Wert: Kinder lernen früh den Umgang mit Geld und die Bedeutung des Sparens.
Doch die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen haben sich dramatisch verändert. Was früher als sicherer Hafen für das Ersparte galt, ist heute oft ein Verlustgeschäft. Die Zinsen auf Sparbüchern können mit der aktuellen Inflationsrate bei Weitem nicht mithalten. Das Geld auf dem Konto wird real also weniger wert.
Kaufkraftverlust durch Inflation
Wenn die Inflationsrate beispielsweise bei 3,5 % liegt und ein Sparbuch nur 0,5 % Zinsen abwirft, erleidet das Ersparte einen realen Wertverlust von 3 % pro Jahr. Über mehrere Jahre summiert sich dieser Effekt erheblich.
Sparbuch versus Aktien: Eine neue Realität
Das Sparbuch bleibt in Salzburg nach wie vor eine der beliebtesten Sparformen. Die Gründe dafür sind naheliegend: Es ist einfach, verständlich und gilt als absolut sicher. Man kann nichts verlieren – zumindest nicht nominal. Doch der schleichende Kaufkraftverlust ist eine reale Gefahr, die oft unterschätzt wird.
Auf der anderen Seite stehen Investitionen am Kapitalmarkt, etwa in Aktien oder börsengehandelte Fonds (ETFs). Diese Anlageformen bieten die Chance auf deutlich höhere Renditen, die die Inflation schlagen können. Langfristig gesehen hat der Aktienmarkt historisch gesehen immer an Wert gewonnen.
Risiken und Chancen abwägen
Natürlich sind Aktien mit Risiken verbunden. Kursschwankungen sind normal und können kurzfristig auch zu Verlusten führen. Genau hier liegt für viele Eltern die Hemmschwelle. Der Gedanke, das für die Ausbildung oder den Führerschein des Kindes gesparte Geld könnte weniger werden, schreckt ab.
Experten betonen jedoch die Bedeutung des Anlagehorizonts. Wer für ein neugeborenes Kind spart, hat 15 bis 20 Jahre Zeit. Über einen so langen Zeitraum können Kursschwankungen in der Regel ausgeglichen werden. Regelmäßiges Sparen, zum Beispiel über einen monatlichen Fondssparplan, reduziert das Risiko zusätzlich, da man sowohl bei hohen als auch bei niedrigen Kursen kauft (Cost-Average-Effekt).
Wichtige Überlegungen für Eltern
- Anlagehorizont: Je länger das Geld angelegt werden kann, desto eher eignen sich renditestärkere Anlagen wie Aktienfonds.
- Risikobereitschaft: Wie viel Schwankung können und wollen Sie akzeptieren? Eine Mischung aus sicheren und risikoreicheren Anlagen kann eine Lösung sein.
- Finanzielle Bildung: Es ist wichtig, die Grundlagen von verschiedenen Anlageformen zu verstehen, bevor man eine Entscheidung trifft.
- Kosten: Achten Sie auf die Gebühren von Depots und Fonds, da diese die Rendite schmälern können.
Brauchen Kinder jetzt ein Aktiendepot?
Die Frage, ob ein Kind ein eigenes Aktiendepot benötigt, lässt sich nicht pauschal beantworten. Es hängt stark von der finanziellen Situation und der Risikobereitschaft der Eltern ab. Ein Depot, das auf den Namen des Kindes läuft, bietet steuerliche Vorteile, da auch Kinder über einen eigenen Steuerfreibetrag verfügen.
Wichtiger als die konkrete Form ist jedoch der Grundgedanke: Langfristiger Vermögensaufbau funktioniert heute anders als vor 20 Jahren. Eine breite Streuung des Geldes ist entscheidend. Das kann bedeuten, einen Teil des Geldes weiterhin auf einem sicheren Konto zu belassen, während ein anderer Teil in einen global gestreuten ETF-Sparplan fließt.
Was ist ein ETF-Sparplan?
Ein ETF (Exchange Traded Fund) ist ein Fonds, der einen bestimmten Aktienindex, wie zum Beispiel den MSCI World, abbildet. Anstatt einzelne Aktien zu kaufen, investiert man mit einem einzigen Wertpapier in hunderte oder tausende Unternehmen weltweit. Ein Sparplan ermöglicht es, monatlich einen festen Betrag zu investieren, oft schon ab 25 Euro.
Die Rolle der Banken und der Finanzbildung
Mit der veränderten Sparlandschaft wächst auch die Verantwortung der Banken. Eine gute Beratung ist heute wichtiger denn je. Sie sollte transparent über die Chancen und Risiken verschiedener Anlageformen aufklären und nicht nur das traditionelle Sparbuch in den Vordergrund stellen.
Gleichzeitig wird die finanzielle Bildung immer wichtiger, sowohl für Eltern als auch für Kinder. Den Nachwuchs frühzeitig an den Umgang mit Geld heranzuführen, ist ein zentraler Aspekt. Der Weltspartag kann hierfür ein guter Anlass sein – vielleicht nicht mehr nur, um das Sparschwein zu leeren, sondern auch, um über die moderne Form des Sparens zu sprechen.
"Das traditionelle Sparbuch vermittelt wichtige Werte, aber für den realen Vermögenserhalt reicht es heute oft nicht mehr aus. Eltern sollten sich aktiv mit Alternativen befassen, um die finanzielle Zukunft ihrer Kinder bestmöglich zu sichern."
Letztendlich ist die Botschaft des Weltspartags heute vielleicht eine andere als früher. Es geht nicht mehr nur darum, Geld zur Seite zu legen. Es geht darum, das Ersparte klug zu investieren, damit es seine Kaufkraft behält und über die Jahre wachsen kann. Das Sparschwein darf also weiterhin gefüllt werden – aber der Weg zur Bank könnte in Zukunft auch zu einem Gespräch über ein Wertpapierdepot führen.





