Ein unscheinbarer Teich im Salzburger Stadtteil Aigen wird zum Schauplatz eines ambitionierten Artenschutzprojekts. Der Salzburger Sportfischereiverein hat das Gewässer beim Finanzamt übernommen und will es in den kommenden Jahren in einen wertvollen Lebensraum für seltene Tier- und Pflanzenarten verwandeln.
Das Projekt konzentriert sich auf die Wiederherstellung eines natürlichen Gleichgewichts und die Förderung der Biodiversität. Im Mittelpunkt steht die Ansiedlung einer besonderen Fischart, des Bitterlings, und der für seine Fortpflanzung unerlässlichen Teichmuschel.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Salzburger Sportfischereiverein (SSFV) pachtet den 1.500 Quadratmeter großen Teich beim Finanzamt Aigen.
- Ziel ist die Schaffung eines neuen Biotops zur Förderung von Artenschutz und Biodiversität.
- Geplant ist die Ansiedlung des Fisches Bitterling und der Teichmuschel, die in einer Symbiose leben.
- Zusätzliche Maßnahmen umfassen die Bepflanzung mit heimischen Wasserpflanzen und die Errichtung eines großen Insektenhotels.
Ein Biotop im Wandel
Der Teich neben dem Finanzamtsgebäude in Salzburg-Aigen umfasst eine Fläche von rund 1.500 Quadratmetern, was etwa der Größe von 120 Parkplätzen entspricht. Das bis zu eineinhalb Meter tiefe Gewässer wird nun vom ältesten und mitgliederstärksten Fischereiverein Salzburgs betreut, der eine klare Vision für die Zukunft des Areals hat.
Die Initiative ist eine langfristige Verpflichtung, die von einer Tochtergesellschaft der Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) durch einen Pachtvertrag unterstützt wird. Es geht nicht um die Schaffung eines Angelreviers, sondern um die Renaturierung einer städtischen Wasserfläche.
Hintergrund: Städtische Gewässer als Chance
Kleine Wasserflächen in städtischen Gebieten sind oft ökologisch vernachlässigt. Projekte wie dieses zeigen, dass auch kleine Biotope einen wichtigen Beitrag zur Artenvielfalt leisten können. Sie dienen als Rückzugsorte für Tiere und Pflanzen und verbessern das Mikroklima.
Ein detaillierter Plan für die Artenvielfalt
Die Umgestaltung des Teichs folgt einem sorgfältig ausgearbeiteten Stufenplan. Werner Schörghofer, der Obmann des Salzburger Sportfischereivereins, erklärt die ersten Schritte: „Wir werden dort zuerst einmal die großen Fische absiedeln.“ Dies sei notwendig, um den neuen, kleineren Arten eine Chance zu geben. Ein Teil des ursprünglichen Bestands sei ohnehin bereits dem Fischotter zum Opfer gefallen.
Nach der Entnahme der Fische werden die Uferbereiche saniert und der Untergrund des Teiches genau untersucht. Diese Analyse ist entscheidend für den Erfolg der nächsten Phase.
Die Symbiose von Bitterling und Teichmuschel
Das Herzstück des Projekts ist die Ansiedlung des Bitterlings. Dieser kleine Karpfenfisch stellt besondere Ansprüche an seinen Lebensraum. „Er ist eine Fischart, die dort die perfekte Umgebung – sandigen und schlammigen Untergrund – vorfindet“, so Schörghofer.
Für seine Fortpflanzung ist der Bitterling auf eine andere Spezies angewiesen: die Teichmuschel. Das Fischweibchen legt seine Eier mit einer Legeröhre in die Kiemen der Muschel, wo der Nachwuchs geschützt heranwachsen kann. Im Gegenzug heften sich die Larven der Muschel an die Fische und lassen sich von ihnen verbreiten. „Für die Fortpflanzung braucht er die Teichmuschel und auch die anzusiedeln, bietet sich in diesem Bereich an“, erläutert der Obmann die geplante Symbiose.
Fakten zum Projekt
- Fläche: 1.500 Quadratmeter
- Tiefe: Bis zu 1,5 Meter
- Hauptakteure: Salzburger Sportfischereiverein (SSFV), Bundesimmobiliengesellschaft (BIG)
- Zielarten: Bitterling (Fisch), Teichmuschel (Muschel)
Ein ganzheitlicher Ansatz für das Ökosystem
Das Projekt beschränkt sich nicht nur auf Fische und Muscheln. Um den Teich ökologisch aufzuwerten, sollen heimische Wasserpflanzen angesiedelt werden. Diese bieten nicht nur Nahrung und Schutz für Wassertiere, sondern verbessern auch die Wasserqualität, indem sie Nährstoffe binden und Sauerstoff produzieren.
Auch das Umfeld des Teiches wird in die Planung einbezogen. Ein großes Insektenhotel soll die Artenvielfalt rund um das Gewässer zusätzlich fördern. Es bietet Nist- und Überwinterungsmöglichkeiten für Wildbienen, Schmetterlinge und andere nützliche Insekten, die für die Bestäubung der Pflanzen in der Umgebung wichtig sind.
„Es ist eine Herausforderung. Die Umsetzung wird in den nächsten Jahren sichtbar sein. Dort wird ein neuer Lebensraum entstehen.“
Ein langfristiges Engagement mit Vorbildcharakter
Werner Schörghofer betont, dass die vollständige Umsetzung aller Vorhaben Geduld erfordert. Es handelt sich um einen Prozess, der sich über mehrere Jahre erstrecken wird. Die Natur braucht Zeit, um sich zu entwickeln und ein neues Gleichgewicht zu finden.
Damit auch die Öffentlichkeit von diesem Projekt lernen kann, sind spezielle Maßnahmen geplant. Die Jugendgruppe des Sportfischereivereins wird Schautafeln gestalten und aufstellen. Diese sollen Besucherinnen und Besucher über die ökologischen Zusammenhänge, die angesiedelten Arten und den Fortschritt des Projekts informieren.
Das Vorhaben am Finanzamtteich in Aigen könnte so zu einem Vorbild für ähnliche Initiativen in der Stadt werden und das Bewusstsein für die Bedeutung von kleinen, naturnahen Oasen im urbanen Raum schärfen.





